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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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bleiben?“, fragte Sophie.
    „Vielleicht bis zur Tischzeit“, sagte Isabelle gleichgültig.
    Am Nachmittag gingen sie in den Eichenwald. Hamilton und Madame Berger gingen zügig voran und ließen die beiden Schwestern bald weit hinter sich. Als diese über eine Stunde an der kleinen Kapelle auf ihrer Rückkehr gewartet hatten, kehrten sie alleine nach Hause zurück.
    „Nun, Isabelle, was sagst du dazu?“, fragte Sophie und sah ihre Schwester forschend an.
    „Nichts!“, antwortete sie ruhig.
    „Dann hat Xaver sich doch geirrt. Er sagt nämlich, dass Herr Hamilton in dich verliebt ist und du anfängst, seine Gefühle zu erwidern. Wenn es so wäre, dann müsstest du jetzt entsetzlich eifersüchtig sein wegen Olivia.“
    „Dazu habe ich kein Recht!“
    „Oh, man denkt in solchen Fällen doch nicht daran, ob man ein Recht dazu hat“, sagte Sophie lächelnd, aber Isabelle schwieg und und ließ keine Gefühlsregung erkennen.
    Hamilton und Madame Berger kehrten erst kurz vor dem Abendessen zurück und gaben weder Erklärungen noch eine Entschuldigung ab. Olivia bemerkte allerdings, als sie sich in Isabelles Zimmer das Haar frisierte: „Ich habe wirklich einen sehr angenehmen Tag verbracht. Herr Hamilton ist so amüsant – und galant. Ich muss unbedingt die Efeuranke tragen, die er eigens für mich gepflückt hat.“
    Mit diesen Worten flocht sie eine lange dünne Ranke in ihr blondes Haar, schob die Lockenmassen, die ihr ins Gesicht fielen, mit beiden Händen zurück, warf einen zufriedenen Blick in den Spiegel und verließ das Zimmer. Als Isabelle wenig später mit Sophie das Esszimmer betrat, sah sie so ruhig und gelassen aus wie üblich und Hamilton spielte nervös mit seiner Serviette. Olivia beugte sich zu ihm und flüsterte: „Sie hatten recht – Sie bedeuten ihr nicht mehr als eine Tasse Tee.“
    Hamilton biss sich auf die Lippen.
    „Oh, ärgern Sie sich nicht – Sie können nicht erwarten, bei jeder Frau erfolgreich zu sein. Sie haben sich vermutlich einige Mühe gegeben, ihr zu gefallen und es ist immer unangenehm, wenn man merkt, dass es umsonst war. Sie wartet vermutlich auf einen Märchenprinz auf einem goldenen Schimmel oder irgendetwas in der Art. Der Mann, der in ihren Augen für sie gut genug wäre, wird auf diesem Planeten kaum zu finden sein. Aber wenn Sie Isabelle weiter auf die Probe stellen wollen, dann müssen Sie das alleine tun. Vielleicht hält Sie sie heute für ein Opfer meiner Verführungskünste und glaubt daher, Sie verdienten eher Mitleid als Zorn.“
    Schon aus Trotz unterhielt sich Hamilton bei Tisch fast ausschließlich mit Madame Berger. Nach dem Abendessen setzte er sich neben sie auf das Sofa und sie blieben auch dort sitzen, als alle anderen hinaus gingen, um den warmen Juliabend im Garten zu genießen. Es war beinahe Mitternacht, als Sophie schüchtern ins Zimmer trat und verlegen mitteilte, dass sie sich zu sehr vor Hamiltons Pferden fürchte, um mit ihm nach Hause zu fahren, und dass Herr Wolf ihr daher seinen Wagen angeboten habe.
    „Seinen Karren meinst du, Liebste“, sagte Olivia spöttisch. „Ich empfehle dir, einige Eisenstangen mitzunehmen, weil die Pferde an das Geräusch gewöhnt sind; sie gehen dann ruhiger, weißt du.“
    „Ich dachte, dass du … dass du mich begleiten würdest ...“
    „Oh nein, bestimmt nicht, meine Liebe. Dann müsste ja der Major allein mit Herrn Hamilton zurückfahren, denn mehr als zwei Personen passen nicht in Wolfs Karren. Ich fürchte mich übrigens weder vor Herrn Hamilton noch vor seinen Pferden. Er wird es sich sicher nicht nehmen lassen, mich nach Hause zu bringen.“
    „Natürlich bringe ich Sie nach Hause, Madame. Es tut mir nur leid, dass Sie nicht mit uns fahren wollen, Sophie. Die Pferde werden jetzt sicher ruhiger sein als heute Morgen.“
    „Ich danke Ihnen, aber ich werde auf jeden Fall mit Herrn Wolf fahren. Olivia hat ja deutlich zu verstehen gegeben, dass sie weder meine Gesellschaft noch die von jemand anderem wünscht.“
    „Die Strenge deiner Bemerkung treibt mir die Röte ins Gesicht“, erwiderte Olivia spöttisch. „Wie gut, dass es so dunkel ist und man es nicht sehen kann.“ Und leise fügte sie hinzu: „Hat dich Isabelle geschickt oder geht es doch eher um dich?“
    „Ich – ich verstehe dich nicht“, sagte Sophie und eilte aus dem Zimmer.
    „Lassen Sie Ihren Kutscher vorfahren“, sagte Madame Berger zu Hamilton, „ich muss mir sonst eine Predigt von Madame Rosenberg anhören und ich bin

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