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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Schwester nicht vielleicht Lust hätten, sich ihnen anzuschließen, worauf dieser zu seinem Erstaunen antwortete: „Mein lieber Freund, nichts gegen Sie und Ihre englischen Ideen, aber meine Mutter und meine Schwester würden sich durch nichts dazu bewegen lassen, mit diesen Leuten gemeinsam einen Ausflug zu machen.“
    „Mit diesen Leuten? Sind sie nicht respektabel?“
    „Respektabel? Natürlich sind sie das. Aber Sie werden auch als Engländer doch wohl wissen, dass es gewisse gesellschaftliche Unterschiede gibt. Die beiden Mädchen sind wahre Schätze und wären überall präsentabel – wenn sie ein von vor ihrem Namen hätten. Aber ihre Stiefmutter ist die personifizierte Gewöhnlichkeit und Major Stutzenbacher kommt ebenfalls aus einfachen Verhältnissen.“
    „Ich weiß ehrlich gesagt gar nichts über den Major, außer dass er ein nicht mehr ganz junger Mann mit großem Schnurrbart ist. Er muss sich als Soldat ausgezeichnet haben, sonst hätte man ihn nicht zum Major befördert.“
    „Ja, seine Leistungen sind unbestritten, er soll ein sehr guter Offizier gewesen sein. Sein Onkel, ein Kaufmann aus Nürnberg, ist vor einiger Zeit gestorben und hat ihm ein kleines Vermögen hinterlassen. Seitdem ist er wohl auf Brautschau.“
    „Das ist durchaus verständlich, worauf sollte er in seinem Alter warten? Er wird ja nicht jünger. Aber er ist ganz sicher zu alt für die arme Sophie, die garantiert glücklicher wäre, wenn sie nicht jetzt schon mit sechzehn an den ersten besten Bewerber verheiratet würde.“
    Kurz darauf kam Sophie in den Garten und errötete, als sie an ihnen vorüber ging. Hamilton fühlte ebenfalls eine gewisse Verlegenheit und wandte sich rasch ab, damit Zedwitz es nicht bemerkte.
    „Sieh da, er weiß schon, wie er ihre Gunst gewinnen kann“, sagte dieser und berührte seinen Arm, damit er sich umdrehte. Er gehorchte und sah durch die Zweige der Laube, wie Major Stutzenbacher Sophie gerade ein goldenes Armband anlegte. Sie schien einen Augenblick lang verlegen zu sein, dann spielte sie mit einem kleinen Anhänger daran und blickte schließlich lächelnd zu ihm auf.
    „Also wenn es so leicht ist, ihre Sympathien zu gewinnen ...“, sagte Hamilton leicht verärgert. „Ich glaube, ich werde mich doch eher Isabelle zuwenden, selbst wenn mir von ihrer Seite die eine oder andere Ohrfeige droht.“
    „Sie sollten nicht so streng sein mit Sophie. Sie muss den Major ja nun heiraten, ob sie will oder nicht. Dass sie lieber einen jüngeren und attraktiveren Ehemann hätte, wird er selbst auch ahnen. Warum sollte sie sich nicht über ein goldenes Armband freuen, daran ist nun wirklich nichts Schlimmes.“
    „Nein, vielleicht nicht. Aber sie hasst ältere Männer mit großen Schnurrbärten, das hat sie mir gestern selbst gesagt.“
    Zedwitz lachte.
    Boshaft fügte Hamilton hinzu: „Sie hat mir übrigens auch gesagt, dass Isabelle diese Abneigung teilt.“
    „Es tut mir leid, das zu hören“, erwiderte der Graf, sammelte eine Handvoll Kieselsteine vom Weg auf und begann konzentriert, sie so über die Wasserfläche des Sees zu schleudern, dass sie mehrere Male auf dem Wasser aufkamen, ehe sie untergingen.
    „Sie denken jetzt nicht etwa daran, Ihren Bart zu rasieren?“, fragte Hamilton spöttisch.
    „Warum interessiert es Sie, ob ich Isabelle gefalle oder nicht? Haben Sie mir nicht erst gestern Abend erzählt, Sie wollten sich nur ein bisschen amüsieren und Sophie genüge Ihren Ansprüchen vollkommen?“
    „Das sagte ich, ja. Darf ich fragen, welche Absichten Sie haben?“
    „Selbstverständlich dürfen Sie mich das fragen, Sie müssen allerdings verzeihen, dass ich Ihnen darauf nicht antworte.“
     
    Am nächsten Morgen verließen die Ausflügler Seeon sehr früh in zwei Kutschen. Madame Rosenberg hatte ihre drei Buben mitgenommen, weil sie es nicht verantworten könne, das Kindermädchen längere Zeit mit ihnen allein zu lassen, wie sie sagte. Franz, der Älteste, der mit Isabelle in einem Wagen saß, vergnügte sich bald damit, dass er von der Kutsche aus auf den Bock und dann wieder zurück in die Kutsche kletterte, so dass sie kaum dazu kam, sich in Ruhe mit Zedwitz zu unterhalten.
    Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie den Chiemsee erreicht hatten, an dessen Ufer mehrere Ruderboote für Ausflügler bereit lagen. Madame Rosenberg verfrachtete Sophie zusammen mit Major Stutzenbacher in einen Kahn und bestand darauf, dass Isabelle zwischen zwei der Knaben saß, während sie den dritten

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