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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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„Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, vor allem daran, dass du ungeheuer viel gegessen hast.“  
    Sie aßen Gänsebraten und Salat und tranken Bier dazu. Danach zündeten Hamilton und Herr Rosenberg sich eine Zigarre an, während Stutzenbacher seine Pfeife hervor holte, um sie zu seiner dritten Maß Bier zu rauchen, als man von draußen laute Stimmen hörte. Madame Rosenberg stand hastig auf, öffnete das in den Garten gehende Fenster und sah hinaus. Sie schien verärgert zu sein, als sie zurückkam und ausrief: „Nein, wahrhaftig, überall wohin wir gehen, treffen wir ihn. Wenn er allein wäre, würde es mir nichts ausmachen, aber er wird garantiert alle Anderen mitbringen.“
    „Von wem sprichst du?“, fragte ihr Mann.
    „Dieser Graf Zedwitz. Er macht jedes Mal ausfindig, wohin wir gehen, und verfolgt uns wie ein Schatten“, antwortete Madame Rosenberg mit einem misstrauischen Blick auf Isabelle. Zu ihrem Erstaunen sprang diese jedoch sofort von ihrem Stuhl auf und sagte zu Hamilton: „Können Sie uns nicht zur Flucht verhelfen? Dieses Fenster dort drüben ist so nah am Boden, dass wir von dort sicher leicht auf die Straße springen können. Bitte, überreden Sie die Mama, mit uns nach Hause zu gehen, und den Papa alleine nachkommen zu lassen.“
    Hamilton öffnete das Fenster und war augenblicklich draußen. Er streckte seinen Arm aus und half Isabelle, leichtfüßig herunter zu springen. Die beiden Knaben folgten. Sophie zögerte jedoch und erklärte, sie habe Angst.
    „Wenn du nicht springen kannst, dann mache einen langen Schritt“, riet ihre Stiefmutter, die mit Hamiltons Hilfe unversehrt auf der Straße landete.
    In diesem Augenblick ertönte lautes Säbelklirren im Garten, das Sophie erst recht in Angst und Schrecken versetzte. Sie warf sich geradezu panisch in Hamiltons hilfsbereit ausgestreckte Arme und er hatte einige Mühe, sie aufzufangen und sicher auf die Füße zu stellen. Man hörte einen Wagen näher kommen, und als er sich umdrehte, erkannte er darin die Baronin Zander.
    Hamilton trat an die Kutsche heran und äußerte sein Erstaunen, sie in München zu sehen.
    „Bernhard ist vor ein paar Stunden bei Ihnen gewesen, hat Sie aber nicht angetroffen, und da wir nur wenige Tage in der Stadt sind, werden wir vielleicht keine Gelegenheit für einen Besuch finden. Ich möchte Sie noch einmal an meine Einladung nach Hohenfels erinnern. Sie dürfen allerdings keinen englischen Landsitz erwarten, keinen Park oder etwas Derartiges – bereiten Sie sich auf einen einfachen deutschen Haushalt vor. Am schönsten ist es dort, ehe der Schnee kommt – oder wenn er wieder weg ist. Wann möchten Sie kommen?“
    „Im Frühling, wenn Sie erlauben“, antwortete Hamilton. „Ich kann im Moment schlecht von München weg ...“
    „Wenn Sie möchten, kann ich die beiden kleinen Jungen Ihrer Gesellschaft in meinem Wagen mitnehmen und zuhause absetzen, es ist für sie sicher zu weit zu laufen.“
    Hamilton überbrachte den Vorschlag Madame Rosenberg, die sich sofort dem Wagen näherte, sich überschwänglich bedankte und entschuldigte, begleitet von Knicksen und Verbeugungen, was ihm völlig übertrieben und geradezu lächerlich erschien. Die Baronin schien an ihrem Verhalten allerdings nichts Ungewöhnliches zu finden, jedenfalls ließ sie es sich nicht anmerken.
    „Diese Baronin ist eine sehr freundliche Person“, bemerkte Frau Rosenberg, als der Wagen abfuhr. „Es ist schade, dass wir in Seeon nicht näher mit ihr bekannt geworden sind, denn sie war mir wesentlich sympathischer als diese Zedwitzens, die ungemein von sich eingenommen waren, und zu denken schienen, dass sich ihr Sohn etwas vergibt, wenn er mit unseren Mädchen spricht. Ich habe mich nicht um seine Gesellschaft beworben und ich habe es ihn auch spüren lassen.“
    „Er kann nichts für das Benehmen seiner Eltern“, sagte Hamilton. „Zedwitz ist ein echter Gentleman und sehr gutmütig, er ist weder stolz noch überheblich.“ Er wollte eigentlich noch etwas hinzufügen, aber in diesem Moment wurden sie von Rosenberg und Major Stutzenbacher angehalten, die sich zur Überraschung aller in Begleitung von Graf Zedwitz und Graf Raimund befanden.
    „Ich habe euch zwei von der Gesellschaft, vor der ihr geflüchtet seid, mitgebracht“, sagte Rosenberg lachend. „Graf Zedwitz kam eben noch rechtzeitig, um Sophie aus dem Fenster springen zu sehen, und sowohl er als auch Graf Raimund wollen lieber mit uns nach Hause gehen als das

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