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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Abend?“
    „Haben Sie etwa schon vergessen, was Sie zur Verteidigung Ihres Cousins gesagt haben?“, fragte Hamilton, während er ihre Hand nahm und sie mit sanfter Gewalt neben sich auf das Sofa zog.
    „Aber was ich über Philipp gesagt habe, hat doch nichts damit zu tun, ob ich mitten in der Nacht mit Ihnen in einem Buch lese“, sagte Isabelle und blickte ihn so erstaunt und voller Vertrauen an, dass Hamilton fühlte, wie sein Mut zur Dreistigkeit schwand. Er errötete und sagte: „Vielleicht hat es mehr damit zu tun als Sie ahnen. Aber Sie müssen bis morgen warten, dann werde ich Ihnen sagen, was ich meine.“
    „Wieso erst morgen? Warum sagen Sie es mir nicht jetzt?“
    „Ich möchte Sie nicht erschrecken.“
    „Ich lasse mich nicht so leicht erschrecken“, antwortete Isabelle.
    „Das habe ich heute Abend gemerkt.“
    „Ich weiß wirklich nicht, warum Sie ständig auf heute Abend zurückkommen. Das ist nicht nett von Ihnen. Mein Temperament ist meine größte Schwäche, das weiß ich, aber ich werde mich bessern. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich wütend werde. Sagen Sie mir einfach, was Sie sagen wollen.“
    „Es tut mir leid, aber – ich habe meine Meinung geändert. Ich werde nicht darüber sprechen – weder heute noch morgen.“
    „Nun, wenn es so ist, dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.“ Sie stand auf, nahm ihr Licht und ging zur Tür. Dann drehte sie sich noch einmal um und sagte: „Ich kann mir auch so denken, was Sie sagen wollten. Sie wollen mir vorhalten, dass ich Philipp zu Unrecht verteidigt habe, weil er ein … ein Verführer ist. Aber er ist mein Cousin, mein einziger Cousin, ein Verwandter meiner Mutter, und ich bin davon überzeugt, dass er ein wunderbarer Mensch ist, trotz seiner Schwächen.“
    „Das sollten Sie ihm sagen“, sagte Hamilton ironisch.
    „Das ist gar nicht nötig, er kennt seine Vorzüge“, erwiderte Isabelle im gleichen Tonfall.
    „Das habe ich heute auf dem Oktoberfest bemerkt.“
    „Ja, da waren Sie so arrogant und unfreundlich, dass die Hoffmanns sehr verwundert waren und kaum glauben konnten, was ich zu Ihrem Lob gesagt habe.“
    „Sie haben mich verteidigt?“, fragte Hamilton erstaunt.
    „Ja, natürlich. Ich verteidige Abwesende immer, vor allem, wenn sie von Leuten kritisiert werden, die denjenigen gar nicht kennen. Wenn heute Abend nicht alle derart über Philipp hergefallen wären, hätte ich ihn kaum auf diese Weise verteidigt.“
    „Aber ich verstehe immer noch nicht, wieso Frau von Hoffmann ihn so offen hat sprechen lassen, in Gegenwart von zwei jungen Damen ...“
    „Sie ist etwas schwerhörig und er saß am Piano, Caroline auf der einen Seite und ich auf der anderen, während sie mit einer Handarbeit auf dem Sofa saß. Er hat sehr leise gesprochen und mitunter ein wenig Klavier gespielt, so dass es aussah, als wäre es eine Art Aufführung. Er wäre vermutlich ein hervorragender Schauspieler.“
    „Fräulein von Hoffmann sollte vorsichtig sein“, sagte Hamilton.    
    „Er hat versprochen, sich zu ändern. Er ist ein Mensch, den man einfach bewundern muss, er ist etwas Besonderes.“
    „Wenn Sie es in ihm sehen ...“, sagte er.
    Hamilton blickte sie an, wie sie mit der Kerze in der Hand an der Tür stand, lächelnd, eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Es war vermutlich ihr Lächeln, während sie über einen Anderen sprach, das ihn dazu reizte, zu sagen: „Übrigens – wissen Sie eigentlich, wie unanständig es ist, zu dieser späten Stunde zu mir zu kommen?“
    „Ich – ich – ich wollte nur eine Kerze“, stammelte Isabelle verwirrt.
    „Das weiß ich, aber sie waren längere Zeit hier, und wenn man Sie sehen würde ...“
    Er stand in diesem Moment neben ihr, mit der Hand auf der Türklinke, um noch etwas zu sagen, aber sie schob heftig seine Hand beiseite und rief „Lassen Sie mich – lassen Sie mich – ich bestehe darauf!“
    Er trat einen Schritt zurück und sie stürzte an ihm vorbei in den dunklen Flur hinaus, zurück in ihr Zimmer.     
     
    11
    „Wollen Sie mit uns auf die Auer Dult gehen?“ fragte Madame Rosenberg eine Woche später nach dem Mittagessen.
    „Was ist die Auer Dult?“
    „Die Au ist eine Vorstadt jenseits der Isar. Es gibt eine schöne gotische Kirche dort, die Sie sich ansehen können. Die Dult ist ein Jahrmarkt. Ich will dort Stoffe für Sophie kaufen.“
    „Wann brechen wir auf?“
    „Je eher desto besser, denn der Major hat uns vorgeschlagen, nachher zum

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