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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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dieser Bitte nachzukommen, und er sprach mit solcher Wärme über Isabelles Vorzüge, dass der Major sich beruhigte und sogar anfing zu scherzen, er sei wohl insgeheim ein wenig in sie verliebt. Madame Rosenberg eilte daher Sophie nach und redete streng auf sie ein. Die wollte von all den Vorhaltungen nichts hören und sagte schmollend, dass der Major unerträglich eifersüchtig sei, dass er sie wegen seines Alters nicht verstehe und dass er mehr erwarte, als vernünftig sei. Hamilton und Stutzenbacher hatten jetzt zu ihnen aufgeschlossen, und Frau Rosenberg nahm den Arm des Majors und ging schnellen Schrittes mit ihm voraus, um wenigstens ihn zu Zugeständnissen zu bewegen.
    So gingen nun Hamilton und Sophie schweigend nebeneinander her, Sophie mit einer Miene triumphierender Zufriedenheit, Hamilton mit kaum verhehltem Unmut.
    „Ich hoffe, dass ich den Major ernsthaft gekränkt habe“, sagte sie schließlich. „Nichts wäre mir lieber als das Ende dieser Verbindung.“    
    „Es wäre ehrenhafter gewesen, das zu sagen, als Sie noch in Seeon waren.“
    „Besser spät als nie“, sagte Sophie gut gelaunt.
    „Unehrenhaft zu handeln?“
    „Pah, Sie sprechen jetzt mit mir wie Isabelle.“
    „Sie wird sicher manchmal recht haben. Häufig sogar.“
    „Major Stutzenbacher war einfach unerträglich unfreundlich zu mir!“
    „Er hat Ihnen einige unangenehme Wahrheiten gesagt, die Sie nicht hören wollen.“
    „Wahrheiten?“, rief Sophie empört.
    „Ja, Wahrheiten. Sie sind sehr hübsch und sehr liebenswert, aber Sie sind auch – kokett.“
    „So, glauben Sie das? Ach, wissen Sie, wenn Sie es sagen, finde ich es gar nicht so schlimm – fahren Sie nur fort, meine Fehler aufzuzählen.“
    „Ich bin überzeugt, dass Major Stutzenbacher sie Ihnen alle aufzählen wird, wenn Sie es wünschen“, antwortete Hamilton leicht ironisch und erhöhte das Tempo seiner Schritte so, dass Sophie kaum noch folgen konnte.
    Der Mond schien hell, als sie, zuhause angekommen, auf der Straße stehen blieben, um sich von ihren Begleitern zu verabschieden. Fräulein von Hoffmann saß an einem Fenster und blickte verträumt in den Abendhimmel.
    „Sie wollen also wirklich heiraten?“, sagte Herr Rosenberg zu Raimund. „Es freut mich, das zu hören. Ich gratuliere Ihnen von Herzen.“
    „Vielen Dank“, antwortete Raimund zerstreut, während er von Hamilton auf Zedwitz und dann auf Isabelle blickte.
    „Wann soll es soweit sein?“, fragte Zedwitz.
    „Was? Oh, meine Exekution? Im Januar. Ich kann es kaum erwarten ...“
    Zedwitz lachte.
    Fräulein von Hoffmann hatte sie gesehen, öffnete das Fenster und sprach etwas. Raimund wurde zum Abendessen eingeladen und trat mit Hamilton und den Frauen ins Haus, während Herr Rosenberg, der den Abend nie zuhause verbrachte, mit Zedwitz fortging.
    Der Mond schien so hell in den Salon, dass Madame Rosenberg beim Eintreten gleich sagte, dass es dumm wäre, die Lichter anzuzünden. Sie schob Sophie sanft in das angrenzende Zimmer, wo sie ihr zuredete, sie solle ein gutes Mädchen sein und sich mit dem Major versöhnen. Dann ging sie hinüber ins Kinderzimmer.
    Hamilton ging zum Fenster und summte eine bekannte Arie.
    „Ich bin müde“, sagte Isabelle und nahm ihren Hut ab, „der Weg war sehr weit, außerdem habe ich ziemlich viel geredet.“ Sie lehnte sich wie er auf die dicken Kissen, die auf dem Fensterbrett lagen.
    „Die Bemerkungen, die Ihr Cousin heute Abend über seine Verlobte gemacht hat, waren nicht besonders schmeichelhaft“, bemerkte Hamilton.
    „Er kennt sie eigentlich noch gar nicht“, sagte Isabelle und setzte sich auf einen Stuhl, der am Fenster stand.
    „Er kennt die Frau nicht, die er heiraten will?“, rief Hamilton. „Ihr Deutschen habt wirklich sonderbare Ideen.“
    „Das ist gar nicht so sonderbar. Es ist nun einmal eine arrangierte Heirat, die für beide Seiten ihre Vorteile hat. Philipp will Fräulein von Hoffmann heiraten, weil er Schulden hat und sie aus einer vermögenden Familie kommt. Und sie nimmt ihn, weil sie nicht mehr allzu jung und nicht hübsch ist und in eine angesehene Familie einheiraten will. Sie heiraten aber erst im Januar und bis dahin haben sie Zeit, sich kennen zu lernen und einander zu schätzen. Was könnte vernünftiger sein?“
    „Nun, vielleicht mit der Verlobung zu warten, bis man sich kennen gelernt hat und weiß, woran man ist. Ich stelle es mir sehr unangenehm vor, die zukünftige Ehefrau erst zu sehen, wenn die Heirat bereits

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