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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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grausam von ihm, mich so zu erschrecken“, sagte Isabelle nachdenklich.
    „Es ist unverzeihlich und unentschuldbar, was er getan hat, denn er glaubte, Sie seien allein, also ohne jeden Schutz.“   
    „Die meisten Männer nutzen es aus, wenn wir schutzlos sind. Nach den heutigen Ereignissen kann ich sagen, dass es alle Männer tun“, antwortete Isabelle mit einem so vorwurfsvollen Blick, dass Hamilton aufstand und im Zimmer umher ging, bis er aus dem Treppenhaus Stimmen und Schritte hörte. Rasch ging er zurück zum Tisch und sagte leise: „Ich dachte, Sie wollten mir erzählen, was Sie zu Ihrem Cousin gesagt haben und warum er daraufhin seinen Dolch zog?“
    „Sie haben es nicht hören wollte, als ich bereit war, es zu sagen, und jetzt ...“
    In diesem Moment kam Madame Rosenberg zurück, und Isabelle stand schnell auf und sagte, dass sie immer noch Kopfschmerzen habe und zu Bett gehen wolle.
    „Gute Nacht!“, sagte Hamilton. „Ich hoffe, dass Sie gut schlafen und es Ihnen besser geht, wenn wir uns wiedersehen.“
    „Danke! Bis dahin werde ich den Kopfschmerz sicher vergessen haben“, antwortete Isabelle.
    „Das bedeutet, dass Sie mir morgen früh nicht den Kaffee einschenken wird“, dachte Hamilton.
     
    Am nächsten Morgen frühstückte Hamilton mit Madame Rosenberg, die ihm in einem rot und weiß gestreiften Schlafrock gegenüber saß und ihre Haare bis an die Wurzeln zusammengewickelt und mit Haarnadeln festgesteckt hatte, damit sie später in Locken fielen. Sie saß ihm gegenüber und sah ihm zu, wie er sich vergeblich bemühte, den Geschmack des Kaffees zu verbessern, indem er abwechselnd Rahm und Zucker hinein schüttete.
    „So früh am Morgen schmeckt einem das Frühstück nie“, bemerkte sie schließlich. „Der Kaffee ist in Wirklichkeit aber so gut wie immer, ich habe ihn selbst gekocht.“
    „Das bezweifle ich nicht“, sagte Hamilton höflich, „aber ich bin so daran gewöhnt, dass Mademoiselle Isabelle mir den Kaffee zum Frühstück zubereitet, dass ich nicht weiß, wie viel Zucker und wie viel Rahm hinein gehören. Apropos – ich hoffe doch, dass es ihr heute Morgen wieder besser geht.“
    „Leider nein. Sie ist sehr blass und sie scheint auch Fieber zu haben, deshalb habe ich nach Doktor Berger geschickt.“
    „Sie befürchten doch hoffentlich nicht, dass sie ernsthaft krank ist?“
    „Nein, aber Sophie sagte mir, dass sie sehr unruhig geschlafen hat und Albträume hatte. – Wahrscheinlich wird Graf Zedwitz Sie abholen.“
    „Ich glaube es“, sagte Hamilton zerstreut.
    „Sie gehen in ein munteres Haus“, sagte Frau Rosenberg, „wenigstens wird es bei einem solchen Anlass ein munteres sein.“
    „Bei welchem Anlass?“, fragte Hamilton, der mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    „Nun, haben Sie mir nicht gesagt, dass die einzige Tochter heiratet? Eine Hochzeit ist ja wohl ein fröhliches Fest.“
    „Nicht immer“, sagte Hamilton, „viele vergießen dabei Tränen und stecken die Brautjungfern damit an, und die Mama fällt in Ohnmacht, und der Papa ist gerührt, und wenn das junge Ehepaar fortgeht, dann ist das Haus still und leer. Eine Hochzeit ist ein eher trauriges fröhliches Fest, vor allem für die beiden Hauptpersonen.“   
    „Ich will Ihnen das Gegenteil beweisen“, sagte Madame Rosenberg. „Sie sollen sehen, wie lustig die Hochzeit von Sophie wird! – Habe ich Ihnen eigentlich gesagt, dass sie bis zum Karneval verschoben werden muss?“
    „Nein – ich dachte, sie sollte noch vor Weihnachten stattfinden.“
    „In der Adventszeit werden nur sehr selten Ehen geschlossen“, sagte sie. „Dazu kommt noch, dass die Schwester von Major Stutzenbacher plötzlich gestorben ist; er wird morgen nach Nürnberg reisen.“
    „Das tut mir leid für den Major.“
    „Nun, es ist wohl kein schwerer Schlag für ihn, sie verstanden sich nicht besonders gut. Aber ein Trauerfall in der Familie ...“
    „Der Wagen ist da, der Wagen ist da!“, rief Peppi und stürzte ins Zimmer. „Und Graf Zedwitz kommt die Treppe rauf! Und Sophie hat sich hinter der Küchentür versteckt! Und Walburga ist mit Gustel in die Schule gegangen! Und der Doktor ist in Isabelles Zimmer! Und der Papa verlangt, dass du zu ihm kommst!“
    „Nun, hast du noch mehr Neuigkeiten zu erzählen?“, fragte seine Mutter, indem sie ihren Schlüsselbund vom Tisch nahm. „Guten Morgen, Graf Zedwitz! Sie müssen mich entschuldigen, Doktor Berger ist da und ...“
    „Es ist doch hoffentlich niemand

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