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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Sie kann auch nach unserer Heirat auf diesen Ball gehen, nicht wahr, Sophie?“
    Sophie lächelte schwach, aber Isabelle unterbrach das Gespräch, indem sie ihrer Mutter erzählte, dass die Hoffmanns gern zur Bescherung heraufkommen würden.
    „Du hast sie doch sicher eingeladen, nicht wahr, Isabelle? Die Bergers werden ebenfalls kommen und die alte Madame Ludwig. Ich werde sie bitten, sich nach Weihnachten ein paar Tage hier um den Haushalt zu kümmern, weil ich versprochen habe, meinen Vater zu besuchen. Sie wird vermutlich heute Abend auch nach den Kindern sehen, bis wir aus der Mitternachtsmette zurückkommen. Ich hoffe doch, dass Sie uns begleiten, Herr Major?“
    „An diesem Tag werde ich ausnahmsweise so lange wach bleiben, obwohl ich sonst gewöhnlich um zehn Uhr zu Bett gehe.“
    „Kommt Mädchen, helft mir, das Teegeschirr herein zu bringen.“
    Bald erschienen die Hoffmanns und mit ihnen Graf Raimund. Hamilton bemerkte, dass es Letzterem offenbar gelungen war, sich bei Madame Rosenberg einzuschmeicheln. Sie begrüßte ihn mit einem vertraulichen Nicken als er eintrat. Auch das Benehmen der Kinder ihm gegenüber verriet Hamilton, dass er in seiner zweiwöchigen Abwesenheit häufiger zu Gast gewesen sein musste. Wenig später kamen auch die Bergers und Madame Ludwig, eine korpulente, lebhafte Witwe um die fünfzig. Madame Berger nahm gleich Hamilton in Besitz, indem sie erklärte, sie habe ihm einiges von Theodor Biedermann auszurichten.
    „Ich hoffe, dass ich ihn morgen sehen werde. Ich würde auch gerne meine Studien fortsetzen.“
    „Wenn wir ihm glauben dürfen, dann hat Isabelle während Ihrer Abwesenheit große Fortschritte gemacht. Sie schreibt Briefe auf Deutsch jetzt fast ebenso fehlerfrei wie auf Französisch. Vermutlich möchten Sie auch Ihren Englisch-Unterricht fortsetzen, wenn sie eine so gute Schülerin ist?“
    „Wenn sie es wünscht, werde ich das gerne tun.“
    „Sie beabsichtigen vielleicht, in die Reihe ihrer Verehrer einzutreten?“
    „Wie kommen Sie darauf? Welche Verehrer meinen Sie?“
    „Nun ja“, sagte Olivia mit gesenkter Stimme, „Sie wissen doch sicher, dass sie in Seeon und auch hier diesen Graf Zedwitz auf jede nur erdenkliche Weise ermuntert hat ...“
    „Ich denke, dass Sie sich irren, wenn Sie annehmen, dass sie ...“
    „Oh, ich irre mich absolut nicht! Sie hat ihn auf raffinierte Weise dazu gebracht, sich so in sie zu verlieben, dass er es sich wirklich in den Kopf gesetzt hat, sie zu heiraten. Was für eine Idee! Denn wissen Sie, sein Vater ist ein Mitglied der St. Georgsritter ...“
    „Warum erwähnen Sie das?“
    „Das heißt, dass er nach beiden Seiten sechzehn adelige Vorfahren vorweisen kann! Graf Max könnte ebenfalls ein St. Georgsritter werden, wenn er will. Aber wenn er eine Frau heiratet, die nicht zum Adel gehört, können weder seine Kinder noch seine Kindeskinder jemals diesen Orden erlangen.“
    „Ich verstehe.“
    „Isabelle ist sehr stolz“, fuhr Madame Berger fort, „und ihr größter Ehrgeiz ist es, einen Mann von Rang zu heiraten. Ein Mann muss wenigstens ein Graf oder ein Baron sein, damit er für sie ernsthaft in Frage kommt. Ein Mann wie Graf Zedwitz ist also genau das, was sie sich wünscht, und sie konnte ihn offenbar dazu bringen, einen Brief an ihren Vater zu schreiben, in dem er förmlich um ihre Hand anhielt. Diesen Brief zeigte sie triumphierend ihrem Vater, der aber kurz zuvor ein wütendes Schreiben des alten Graf Zedwitz erhalten hatte, in dem stand, dass das Vermögen und der Rang seines Sohnes ihn berechtige, sich unter den ersten Familien in Deutschland nach einer Frau umzusehen und dass eine Heirat mit Mademoiselle Rosenberg jetzt und auch in Zukunft völlig ausgeschlossen sei. Er nehme an, dass Herr Rosenberg keine andere Art von Verhältnis für seine Tochter wünsche und erwarte daher, dass dieser seiner Tochter nahelege, den Kontakt zu seinem Sohn abzubrechen. Dieser Brief brachte selbst den guten Herrn Rosenberg etwas in Rage und er bestand darauf, dass Isabelle den Graf Max abweise.“
    „Isabelle hat ihrem Vater zuliebe ein großes Opfer gebracht, als sie es getan hat“, sagte Hamilton.
    „Es war nicht so groß, wie Sie vielleicht denken. Sophie hat mir erzählt, dass sie über den Brief ebenso wütend war wie ihr Vater.“
    „Das bezweifle ich nicht. Sie hat dennoch ein Opfer gebracht.“
    „Sie meinen wegen seines Ranges oder wegen seines Vermögens, das sein geiziger alter Vater ständig vermehrt.

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