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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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zum Fliehen hat, dann bist das wohl eher du.“
    Gut gemacht, Hope. Niemals Schwäche zeigen. Die bösen Jungs können Angst bestimmt riechen. Und bevor du dich versiehst, liegst du flach!
    Flachliegen!
    Meinem Körper scheint der Gedanke zu gefallen, sich von diesem bösen Jungen flachlegen zu lassen, denn er reagiert mit einem warmen Kribbeln an ziemlich eindeutigen Stellen.
    So habe ich das doch nicht gemeint … , versuche ich meinen gedanklichen Freudschen Versprecher vor meinem Körper wieder richtigzustellen. Aber der kribbelt nur völlig unbeeindruckt weiter.
     
    +++
    Aus der Nähe betrachtet ist die Kleine wirklich noch niedlicher als gedacht. Ein bisschen brav vielleicht, da kann auch das sexy Oberteil nicht drüber hinwegtäuschen. Und wenn sie diesen strengen Gouvernantenblick aufsetzt, dann ist er sich nicht ganz sicher, ob er das unglaublich sexy findet oder ob ihm das Angst einjagt. Zweimal hat er sich dabei ertappt, sich unter ihrem gestrengen Blick unwillkürlich gerade hingesetzt zu haben, als wäre er ein kleiner Sonntagsschüler.
    Trotzdem hat sie was. Das blonde, lange Haar, die gewittergrauen Augen mit den vielen bunten Flecken darin und einer kleinen Spur von Silberblick … Und dann dieser Mund! Süß, rosig und selbst, wenn sie ihn eigentlich ganz geschlossen hat, bleibt er in der Mitte ein winziges Stück geöffnet. Aus irgendeinem Grund macht ihn das völlig wahnsinnig.
    Sie reizt ihn. Und sie hat ohne Frage Schneid.
    Schade, dass sie vermutlich nicht zu der Art von Frau gehört, die mal eben so mit ihm in die Kiste springen würde. Das fände er durchaus spannend – und an allem anderen hat er so überhaupt kein Interesse.
    Denn wenn er etwas gerade so gar nicht gebrauchen kann, dann ist das eine Frau, die Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Oder seine Treue. Mit all dem kann er momentan nämlich absolut gar nicht dienen.
    +++
     
    Mein Unterbewusstsein formt am laufenden Band Sätze, in denen flachlegen das wichtigste Verb darstellt und schickt sie dann unaufgefordert an mein Bewusstsein.
    Währenddessen begleitet John mich bis zu meinem Wohnheim, obwohl ich die kurze Strecke auch gut und gerne allein hätte zurücklegen können. Er hat wohl tatsächlich ziemlich gute Manieren.
    Auch diesen Gedankengang nimmt mein Unterbewusstsein wieder mit Freude auf und bildet nun jede Menge Sätze mit Manieren und flachlegen , kommt dabei von den guten Manieren allerdings ziemlich schnell auf schlechte und bei schlechten Manieren scheint ihm dann alles Mögliche mit dreckig, schmutzig sowie versaut einzufallen. Flachlegen gefällt dabei offensichtlich nach wie vor so gut, dass es als wichtigstes Verb bestehen bleibt. Als John und ich endlich angekommen sind, habe ich das Gefühl, dem Wahnsinn noch nie näher gewesen zu sein. Vermutlich brauche ich eine Therapie, und zwar ganz dringend. Ungewollte Stimmen in seinem Kopf zu hören, kann einfach nicht gesund sein.
    Beinah hektisch verabschiede ich mich von John. Keine zehn Minuten später liege ich endlich im Bett. Jetzt bin ich plötzlich froh, dass ich so entsetzlich erschöpft bin, denn ich kann einschlafen, ohne entsetzt darüber nachdenken zu müssen, dass ich irgendwie scharf auf John Petterson bin. Einen stadtbekannten Frauenaufreißer, Mädchenschwarm und Herzensbrecher, dessen persönliches Telefonbuch vermutlich dicker ist als das städtische, selbst wenn seins nur Telefonnummern hübscher Mädchen enthalten dürfte.

 
Kapitel 4
     
    Die ganze Woche vergeht so schnell, dass ich gar nicht glauben kann, dass heute schon wieder Freitag sein soll. Es ist erstaunlich, wie schnell vierundzwanzig Stunden vorbei sein können, wenn man nur genug zu tun hat.
    Tatsächlich bin ich momentan ziemlich froh darüber, dass das so ist. Denn wenn man viel zu tun hat, hat dies noch einen anderen angenehmen Nebeneffekt: Man kommt nicht dazu, sich ständig Sorgen und Gedanken über Dinge zu machen, die man ohnehin nicht ändern kann. In meinem Fall bezieht sich das weniger auf John Petterson, der für mich ohnehin nicht infrage kommt und insofern eigentlich keinen Gedanken wert ist, als auf meinen großen Bruder, der leider sehr krank ist und dem es von Woche zu Woche schlechter geht.
    Samstag fahre ich nach Hause und ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen soll, oder ob es mir davor graut. Aber glücklicherweise habe ich auch heute keine Zeit, meine Gefühlslage diesbezüglich näher zu erforschen, denn ich bin spät dran. Viel zu

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