Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
spezifische Aufgabe und nichts anderes. »Finde Jack Landers.«
»Komm da raus. Komm raus und bring sie mit.« Ich hielt die Fäuste unten und sprach mit zusammengebissenen Zähnen, krampfhaft bemüht, ruhig zu klingen. Ich dachte an sein Messer und überlegte, wie ich es ihm abnehmen sollte. Dann würde ich ihm damit den Bauch aufschlitzen. Ich wollte sein Blut fließen sehen und ihm sämtliche Eingeweide herausreißen. Ich wollte sein Herz auf den Boden schleudern und es mit meinen Füßen zertrampeln.
»Wenn Jack gefunden wird, gibt es eine Chance, dass alles, was passiert ist, wieder in Ordnung gebracht werden kann. Dann kann Hourglass die Zeitachse wählen, auf der ihr gern fortfahren würdet. Wenn ihr die Bitte ablehnt oder nicht erfüllt, wird die Zeit zurückgespult.«
Ein. Aus. Ein. Aus. Ich musste atmen. Ich musste Poe überzeugen, dass ich keine Bedrohung darstellte, damit er aus dem verdammten Schleier trat, damit ich ihn vernichten konnte. »Ich verstehe nicht.«
»Die Zeit wird zurückgespult, und eure Zeitachse wird für euch ausgewählt.« Poe schaute mich an, als wäre ich geistig unterbelichtet, bevor er noch ein wenig langsamer fortfuhr. »Es bleibt nur eine Möglichkeit, das von Hourglass angerichtete Durcheinander ohne Folgen zu bereinigen.«
»Es gibt bereits Folgen.« Der Blutfluss aus Ems Halswunde wurde inzwischen schwächer. Er reichte bis zu Poes Schuhen. Er würde im Restaurant und auf den Straßen von Ivy Springs eine blutige Spur hinterlassen, wenn er sich aus dem Staub machte.
Aber er würde sich nicht aus dem Staub machen.
»Es besteht eine große Chance, das Kontinuum ohne Konsequenzen für eure persönlichen Zeitachsen zu reparieren, und es gibt verschiedene Zeitachsen, zwischen denen ihr wählen könnt. Diejenige, in der dein Vater ein Häufchen Asche ist, oder die, in der er wiederhergestellt wurde. Dasselbe gilt für Michael. Und Emerson könnte sich in einer psychiatrischen Klinik befinden oder zu Hourglass gehören.« Es war, als würde er etwas Alltägliches wie eine Einkaufsliste herunterleiern. »Entweder ihr trefft die Wahl, oder wir tun es für euch.«
»Wieso nutzt du Ems Zeitachse als Drohung? Sie ist tot.« Und du bist als Nächster dran.
»Ist sie das?«
Poe streckte die Arme aus, während er immer noch das Messer in der Hand hielt.
Das angetrocknete, dunkle Blut schimmerte wieder glänzend und feucht.
Wie in einem rückwärts abgespulten Film erhob Em sich vom Boden und kehrte in Poes Arme zurück. Der Blutfleck auf ihrem Pulli verblasste von unten nach oben, das Blut, das sich in ihrer Schlüsselbeinbeuge gesammelt hatte, verschwand, aber noch immer war kein Leben in ihren Augen.
Poe hielt inne und starrte mich an. »Wirst du meine Nachricht überbringen?«
»Ja.« Meine Stimme klang wie ein flehentliches Flüstern.
Langsam, ganz langsam, bewegte sich das Messer rückwärts über Emersons Hals. Das Blut verschwand komplett, und ihre Hände zerrten wieder an Poes Arm.
Ich erstarrte und wagte nicht, mich zu rühren. Aus Angst, dass Poe sie ein zweites Mal töten würde.
»Du hast bis zum 31. Oktober Zeit. Mitternacht.«
Poe ließ Em herunter und lächelte.
Der Wunsch, mich auf ihn zu stürzen und ihm die Fresse zu polieren, ließ mich erzittern. Als sie aus dem Schleier traten, riss ich sie aus seinen Armen und zog sie an meine Seite. Ihre Haut fühlte sich kalt an.
»Ach, eine Sache wäre da noch. Alles, was euch genommen wird, kann zurückgegeben werden, alles, was euch gegeben wird, kann zerstört werden«, sagte Poe immer noch lächelnd, während er sich rückwärts auf den Ausgang zubewegte. »Teague hat gesagt, dein Dad würde das sicher verstehen.«
Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Phone Company.
Em schüttelte den Kopf und machte ein verwirrtes Gesicht. »Was war los?«
Ich schloss sie so fest in die Arme, dass ich ihr die Luft abdrückte. Sie boxte mich, und ich lockerte meinen Griff.
»Kaleb?« Ihre Stimme klang gedämpft, und durch den dünnen Baumwollstoff meines Piratenkostüms spürte ich ihren warmen Atem.
Das Hemd war arg lädiert, und ich nahm mir vor, es zu verbrennen.
»Alles in Ordnung?« Eine Woge der Erleichterung verdrängte den Zorn in meinem Blut, als ich sie losließ und von oben bis unten musterte. »Geht es dir gut?«
»Ich weiß nicht mehr genau, was passiert ist. Ich dachte … ich dachte, Poe würde dich erstechen, also habe ich mich vor deinen Körper geworfen …«
Am
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