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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Jackson ein Hindernis darstellte. Dieser Mann schien die Fähigkeit zu besitzen, Wände hinauf und durch sie hindurch gehen zu können.
    In der kleinen Küche neben ihrem Ankleidezimmer kochte LuAnn sich Kaffee. Dann schlüpfte sie in einen seidenen Morgenrock und ging, eine Tasse heißen Kaffee in den Händen, auf den Balkon. Dort standen ein Tisch und zwei Stühle, doch LuAnn setzte sich auf die Marmorbrüstung und betrachtete ihr Anwesen. Gerade ging die Sonne auf. Die goldenen und rosafarbenen Strahlen bildeten einen prächtigen Hintergrund zum bunten Laub der Bäume. Der Anblick hellte LuAnns gedrückte Stimmung ein wenig auf. Doch was sie als nächstes sah, ließ sie vor Schreck beinahe vom Balkon fallen.
    Matthew Riggs kniete in der Nähe jener Stelle auf dem Boden, an der das Studio errichtet werden sollte. Mit wachsender Verwunderung sah LuAnn von ihrem Beobachtungspunkt aus, wie Riggs Baupläne entrollte und das Gelände mit Blicken abmaß. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um mehr sehen zu können. An verschiedenen Stellen waren Holzpflöcke in die Erde gerammt. Sie sah, wie Riggs eine Schnur entrollte, sie an einen Pflock band und offenbar den Grundriß eines Gebäudes vermaß.
    LuAnn rief nach ihm, doch ihre Stimme trug nicht weit genug.
    Sie lief durchs Schlafzimmer, stürmte die Treppe hinunter und zur Hintertür. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, Schuhe anzuziehen, sondern schloß die Tür auf und rannte barfuß durch das taunasse Gras. Der enge seidene Morgenmantel klaffte auf und entblößte ihre langen Beine.
    Schwer atmend erreichte sie die Stelle, an der sie Riggs gesehen hatte. Er war verschwunden. Ihr Atem bildete Dampfwölkchen in der morgendlich kühlen Luft, als sie den Morgenmantel straffer um den Körper wickelte und den Blick in die Runde schweifen ließ.
    Wo, zum Teufel, steckte Riggs? Sie hatte sich doch nicht bloß eingebildet, ihn gesehen zu haben! Da waren die Holzpflöcke, und da war auch die Schnur, die Riggs daran festgebunden hatte. LuAnn starrte darauf, als müßten diese Gegenstände das Geheimnis lüften, wohin der Mann so plötzlich verschwunden war.
    »Morgen.«
    LuAnn wirbelte herum und starrte Riggs entgegen, als dieser zwischen den Bäumen auftauchte. Er hielt einen großen Stein in der Hand und legte ihn beinahe feierlich in die Mitte des abgesteckten Bereichs.
    »Ihr Kamin«, erklärte er grinsend.
    »Was tun Sie da eigentlich?« fragte LuAnn verwundert.
    »Laufen Sie immer so herum? Sie holen sich noch ’ne Lungenentzündung.« Er schaute sie an, wandte sich dann aber diskret ab, als die Sonnenstrahlen über die Baumwipfel fielen und den Morgenmantel durchscheinend machten. LuAnn trug nichts darunter. »Von der Wirkung auf mich einmal ganz abgesehen«, fügte er leise hinzu.
    »Normalerweise bekomme ich auch niemanden zu sehen, der im Morgengrauen Pflöcke in meinen Grund und Boden schlägt.«
    »Ich führe nur Anweisungen aus.«
    »Was?«
    »Sie wollten ein Studio. Ich baue Ihnen ein Studio.«
    »Sie haben doch gesagt, daß die Zeit nicht mehr reicht, ehe der Winter kommt. Und daß Sie Pläne und Baugenehmigungen brauchen.«
    »Na ja, Sie haben mein Studio so sehr bewundert, daß mir die brillante Idee gekommen ist, dieselben Baupläne für Ihres zu benützen. Das spart eine Menge Zeit. Außerdem habe ich einen guten Draht zur Baubehörde, dann geht es schneller mit der Genehmigung.« Er machte eine Pause und schaute sie an. LuAnn zitterte. »Nun überschlagen Sie sich nicht mit dem Bedanken.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist nicht so, daß ich …« Wieder ließ ein eiskalter Windstoß sie schaudern. Riggs zog seinen dicken Mantel aus und legte ihn LuAnn um die Schultern.
    »Sie sollten wirklich nicht barfuß hier draußen herumlaufen.«
    »Ich habe Ihre Zeit und Geduld schon mehr als genug beansprucht, Matthew. Sie brauchen sich wirklich nicht solche Umstände zu machen.«
    Riggs blickte zu Boden und tippte mit der Schuhspitze gegen einen Pflock. »Es macht mir keine Umstände, Catherine, wirklich nicht.« Er hüstelte verlegen und schaute zum Wald. »Und es gibt Schlimmeres, als die Zeit mit einer Frau wie Ihnen zu verbringen.« Er warf ihr einen raschen Blick zu und schaute dann wieder weg.
    LuAnn wurde rot und biß sich auf die Unterlippe. Riggs steckte die Hände in die Taschen und schien nicht zu wissen, wohin er schauen sollte. Sie benahmen sich wie zwei nervöse, verlegene Teenager vor ihrem ersten Rendezvous.
    Schließlich

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