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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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vertrauen.«
    »Vertrauen. Ha! Hört sich wirklich komisch an, wenn du das sagst.« Lisa funkelte sie wütend an.
    »Ich möchte im Augenblick keine Diskussion, junge Dame.«
    »Und ich möchte nicht weg.« Trotzig setzte Lisa sich aufs Bett und verschränkte eigensinnig die Arme.
    »Onkel Charlie ist schon fertig. Du mußt dich beeilen.«
    »Aber wir haben morgen in der Schule eine Party. Können wir nicht wenigstens so lange warten?«
    LuAnn knallte den Koffer zu. »Nein, Lisa, ich fürchte, das können wir nicht.«
    »Wann hört das endlich mal auf? Wann hörst du auf, mich durch die ganze Welt zu schleppen?«
    LuAnn fuhr sich mit zitternden Fingern durchs Haar, setzte sich neben ihre Tochter und legte einen Arm um ihre Schultern. Sie spürte den Schmerz in Lisas kleinem Körper. Konnte die Wahrheit ihre Tochter schlimmer verletzen als das hier? LuAnn ballte eine Hand zur Faust und preßte sie verzweifelt gegen das rechte Auge.
    »Lisa?« wandte sie sich dann an ihre Tochter. »Lisa?« Das kleine Mädchen weigerte sich, die Mutter anzuschauen.
    »Lisa, bitte sieh mich an.«
    Schließlich blickte Lisa ihre Mutter an. Auf dem kleinen Gesicht lagen Wut und Enttäuschung. Es versetzte LuAnn einen Stich ins Herz.
    LuAnn sprach ganz langsam. Noch vor einer Stunde hätte sie sich nie vorstellen können, diese Worte auszusprechen. Dann aber war Jackson erschienen, und das hatte vieles verändert. »Ich verspreche dir, daß ich dir eines Tages, schon sehr bald, alles sagen werde, was du wissen willst. Sogar mehr, als du über mich und dich und über alles wissen willst. In Ordnung?«
    »Aber warum …«
    Sanft legte LuAnn ihrer Tochter die Hand auf den Mund, und Lisa verstummte. »Aber ich kann dir jetzt schon sagen, daß es ein ziemlicher Schreck für dich sein wird, wenn ich dir alles erzähle. Es wird dir weh tun, und vielleicht wirst du nie verstehen, warum ich getan habe, was ich getan habe. Vielleicht wirst du mich dafür hassen. Vielleicht wird es dir leid tun, daß ich deine Mutter bin.« Sie machte eine Pause und biß sich auf die Lippe. »Aber was du auch empfinden wirst, mein Schatz – ich habe immer nur das getan, was ich für dich am besten hielt. Ich war sehr jung und hatte keinen Menschen, der mir geholfen hätte, irgendeine Entscheidung zu treffen.«
    Sie umschloß Lisas Kinn mit der Hand und hob das kleine Gesicht des Mädchens. Tränen standen in Lisas Augen. »Ich weiß, daß ich dir jetzt weh tue. Ich will nicht, daß du weggehst, aber lieber würde ich sterben, ehe ich zulasse, daß dir irgendein Leid geschieht. Onkel Charlie denkt genauso.«
    »Mom, du machst mir angst.«
    LuAnn nahm Lisa mit beiden Händen an den Schultern. »Ich liebe dich, Lisa. Mehr als alles auf der Welt.«
    »Ich will nicht, daß dir etwas passiert.« Lisa berührte das Gesicht ihrer Mutter. »Mom, dir wird doch nichts passieren, oder?«
    LuAnn brachte ein tröstendes Lächeln zustande. »Eine Katze landet immer auf den Pfoten, mein Schatz. Mom passiert bestimmt nichts.«

KAPITEL 37

    Am nächsten Tag stand LuAnn nach einer fast schlaflosen Nacht sehr früh auf. Nie hatte sie etwas Herzerreißenderes erlebt als den Abschied von ihrer Tochter; doch sie wußte, daß es nichts war im Vergleich zu der schweren Aufgabe, Lisa eines Tages die Wahrheit über ihr Leben zu erzählen und über das Leben ihrer Mutter. Sofern sie diese Gelegenheit überhaupt noch bekam. Trotz allem hatte eine Woge der Erleichterung sie überschwemmt, als sie in der Nacht beobachtet hatte, wie die Rücklichter des Range Rover immer kleiner wurden, als er über die Privatstraße davonfuhr.
    Nun war LuAnns größte Sorge, Riggs zu zügeln, ohne ihn noch mißtrauischer zu machen. Ihr blieb nicht viel Zeit. Falls sie Jackson nicht sehr bald irgendwelche Informationen übermittelte, würde er Riggs seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen. Und das wollte LuAnn unter allen Umständen vermeiden.
    Sie überdachte diese Probleme, während sie die Gardinen im Schlafzimmer zurückzog und auf den Rasen hinter dem Haus blickte. Ihr Schlafzimmer lag im zweiten Stock und gewährte einen herrlichen Ausblick auf das Anwesen. Durch eine Tür gelangte man auf den Balkon. LuAnn fragte sich, ob Jackson sich gestern abend auf diesem Weg Zugang in ihr Zimmer verschafft hatte. Normalerweise stellte sie die Alarmanlage ein, ehe sie zu Bett ging. Sie überlegte, ob sie die Anlage früher aktivieren sollte – obwohl sie wenig Hoffnung hegte, daß irgendein Sicherheitssystem für

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