Die Verwandlung - Blutsbande 1
mich hier gerade zu einer verwirrten Petze. Ich überlegte, ob ich diese Eigenschaft von Cyrus geerbt hatte oder ob ich immer schon so war.
„Während unser Überfall auf das Gutshaus von Cyrus hinsichtlich der Anzahl der Vampire, die wir getötet haben, erfolgreich war, waren einige von euch etwas übereifrig. Aus Versehen wurden drei Wölfe und ein Halbdämon getötet. Ich glaube nicht, dass jemand von uns vorhat, die Spannungen, die zwischen der Bewegung und dem Rat der Wölfe herrschen, zu vergrößern.“ Sie machte eine bedeutungsschwere Pause. „Und wir haben keines unserer Ziele erreicht.“
„Was heißt das?“, flüsterte ich Nathan zu.
„Es bedeutet, dass wir weder Cyrus noch den Souleater getötet haben.“
Der blonde Vampir hinter mir beugte sich vor, sodass ich seinen Atem in meinem Nacken spüren konnte. „Aber einige von uns waren nahe dran.“
Nathan drehte sich zu ihm um. „Cyrus ist ihr Schöpfer. Du lässt auch keinen Fettnapf aus, oder?“
Ich war kurz davor, ihm zu sagen, dass es mir egal war. Dieser Idiot konnte meinetwegen erzählen, was er wollte. Das hätte mir sicherlich ein paar Sympathiepunkte bei den Leuten hier eingebracht. Aber neben den widersprüchlichen Gefühlen, die mich plagten, spürte ich außerdem so etwas wie Trennungsschmerz meinem Schöpfer gegenüber. Dieser Schmerz, der sich über die Blutsbande vermittelte, war nichts dagegen, wie ich leiden müsste, wenn Cyrus getötet würde.
Jetzt endlich verstand ich, was meine Mutter damit meinte, als sie sagte : Nur weil du jemanden liebst, heißt das noch lange nicht, dass du ihn mögen musst.
Miss Dunkel und Schlank und Nervig trat direkt auf uns zu. Nathan gefiel das sicherlich sehr.
„Da unsere erste Mission gescheitert ist und der Rat immer noch einen Tötungsbefehl für Cyrus ausgesprochen hat, sind wir zurückgerufen worden.“
Ärgerliche Ausrufe und ungläubiges Schimpfen hallten durch den Raum. Einige Leute beschwerten sich, dass sie ihre Flugtickets nicht umbuchen könnten und dass sie zurück an ihren Arbeitsplatz gehen müssten.
Max stand tatsächlich auf. Er sah aus wie eine Figur in einem alten Kinofilm. „Da Cyrus nun weiß, dass wir in der Stadt sind, wird er schnell verschwinden. Ganz zu schweigen davon, dass der Souleater seine Wachen auf uns hetzen wird.“
Ich konnte nicht verstehen, ob das Gemurmel, das darauf folgte, ihm Recht gab oder ihm widersprach.
Die Leiterin hob die Hand, um alle wieder zur Ruhe zu bringen. „Cyrus geht nirgendwohin. Die Bewegung hat bereits die Passagierlisten von allen nationalen und internationalen Flügen prüfen lassen. Keiner seiner Decknamen stand auf den Listen, weder als Passagier noch als Fracht. Und was den Souleater angeht, ihm ist es gelungen …“
Sie zog einen Palm Pilot hervor und drückte ein paar Tasten, „… sich nach Washington, D. C. abzusetzen. Der Rat möchte, dass ihm ein Freiwilliger folgt.“
„Hier.“ Max hob die Hand.
Sie kniff die Augen zusammen und tippte etwas in die Tastatur. „Prima. Außerdem brauchen wir eine kleine Gruppe, die sich in das Haus von Cyrus einschleicht und ihn tötet.“
Nathan gelang es endlich, seinen Blick von der Frau abzuwenden und mich anzusehen. Sein Blick war so durchdringend, dass ich glaubte, er würde mit Laserkanonen auf mich zielen. An der Art und Weise, wie er die Augenbrauen runzelte, erkannte ich, dass er gerade eine Entscheidung traf.
Eine Entscheidung, die offensichtlich auch mich anging.
Nicht, dass er mich vorher fragen würde. „Ich gehe.“
Die Frau lächelte. „Danke, Nathan.“
„Dann gehe ich auch!“, rief ich und hob meine Hand, obwohl Nathan versuchte, mich davon abzuhalten. Wir sahen aus, als würden wir wie kleine Mädchen aufeinander einschlagen.
„Auf keinen Fall!“ Er bemühte sich nicht, die Stimme zu senken. „Er ist dein Schöpfer. Du stellst einen zu großen Unsicherheitsfaktor dar.“
Ich merkte, wir mir das Blut ins Gesicht schoss. Ich hatte einfach genug von Menschen, die mir erzählen wollten, was ich tun konnte und was nicht. Ich wollte es nicht zulassen, dass Nathan Cyrus allein gegenüberstand. Zum Teil, weil ich nicht wollte, dass er sich in Gefahr begab, zum Teil aber auch, weil ich mit eigenen Augen sehen wollte, dass Cyrus starb.
„Entschuldige bitte, aber ich glaube, sie hat gesagt, dass sie Freiwillige sucht. Ich melde mich freiwillig und außerdem glaube ich nicht, dass es dich überhaupt etwas angeht!“
Die Leiterin räusperte sich.
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