Die Verwandlung - Blutsbande 1
aus.“
„Wo willst du hin?“, fragte ich und bemühte mich, möglichst sachlich zu klingen. „Zurück nach Schottland?“
„Nein. Nicht dahin. Ich habe noch nicht weiter darüber nachgedacht.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Warum? Wirst du mich vermissen?“
„Ha, ha.“ Ich wechselte das Thema. „Was müssen wir für das Treffen vorbereiten? Brauchen wir Kaffee und Kekse?“
Nathan lächelte, ein bisschen gehässig, wie ich fand. „Wie geht es deinem Arm?“
Ich hob ihn vorsichtig an. Er tat noch weh, aber der Bruch war praktisch verheilt. „Es geht. Warum?“
„Wir brauchen Stühle.“ Er öffnete eine kleine Abstellkammer und zog einen Wagen mit Klappstühlen hervor. „Du kannst sie aufstellen.“
„Yes, Sir“, sagte ich und salutierte. „Also, werden sie ausflippen, wenn sie bemerken, dass ich kein Mitglied in eurem Club bin?“
„Vielleicht.“ Er stellte Stühle auf. „Wenn dir jemand komisch kommt, schick ihn zu mir.“
„Oh, großer starker Mann.“
„Du hast ja keine Ahnung.“ Sein teuflisches Grinsen nahm mir ein wenig von meiner Nervosität. Sein Kommentar erinnerte mich allerdings an die andere Art von Spannung, die einmal zwischen uns geherrscht hatte. Ich hatte sie fast vergessen. Beinahe fiel mir der Stuhl aus der Hand, den ich gerade aufstellen wollte.
Die Glocke über der Tür schellte. Sie war durch das Feuer verzogen, das heißt, anstatt einen neuen Kunden fröhlich anzukündigen, hörte sie sich an wie die Glocke eines satanischen Eiswagens.
Es kamen zwei Männer herein. Obwohl sie normale Kleidung trugen, strahlten sie etwas Bedrohliches aus.
Nathan blieb gelassen, als er ihnen entgegenging, um sie zu begrüßen. „Alex, Gary! Konntet ihr euch ausruhen?“
Sie antworteten nicht. Sie waren zu beschäftigt damit, mich anzustarren. Ich fragte mich, ob ich vielleicht unabsichtlich etwas zu mir selbst gesagt hatte.
Alex sprach als Erster. Er war groß, dunkelhäutig und trug eine Glatze. „Was macht sie hier?“
Von der Unfreundlichkeit seines Kollegen wenig beeindruckt, stellte mich Nathan vor: „Das ist Dr. Carrie Ames.“
„Hi.“ Ich streckte meine Hand aus und hoffte, sie würde nicht zittern.
Alex schüttelte sie nicht, dafür kam Gary auf mich zu.
„Nett, dich kennenzulernen.“ Er hatte dunkle Haare, olivenfarbene Haut und sprach mit einem texanischen Akzent. Und er schien mich nicht von vorneherein zu hassen, was ihn mir sofort sympathisch machte.
„Ist sie eine von uns?“, fragte Alex, während er mich kritisch ansah.
Nathan lächelte, eine offensichtlich unpassende Geste. „Ja, sie ist eine von uns. Obwohl sie nicht zur Bewegung gehört.“
Gary hob die Hände, als ergebe er sich, während er sich von seinem Freund entfernte.
„Und gibt es dafür einen speziellen Grund?“ Alex neigte seinen Kopf in meine Richtung.
Bevor ich antworten konnte, stellte Nathan sich vor mich, und trat somit automatisch sehr nah an den anderen Vampir heran. Sie standen sich fast Nase an Nase gegenüber. „Sie ist sich noch nicht sicher.“
„Sie ist sich noch nicht sicher, ob sie zu den Guten oder den Bösen gehören will? Das hört sich für mich nach keiner sehr schwierigen Entscheidung an“, sagte Alex mit hasserfüllter Stimme.
Nathan bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Seit sie verwandelt wurde, hat sie noch keine einzige Regel gebrochen.“
„Ja, Mann, aber du kennst doch die Regeln.“ Gary hörte sich nervös an, als fürchtete er, dafür belangt zu werden, dass er sich mit einem abtrünnigen Vampir unterhielt.
„Und wir wissen ja alle, wie sehr du dich an die Regeln hältst“, gab Alex zurück und starrte ihm ins Gesicht. Die Art, wie er es sagte, ließ darauf schließen, dass er auch Nathan nicht leiden konnte.
Meine Güte, wenn dieser Typ glaubte, Nathan würde die Regeln nicht ernst nehmen, dann wollte ich nicht wissen, wie er sein Leben führte.
Ich sah, wie sich Nathans Nackenmuskeln anspannten. Bald würden die anderen Vampire kommen. Ich betete still, Nathan würde nicht ausrasten und anfangen, um sich zu schlagen, bevor das Treffen begann.
Ich räusperte mich und versuchte, autoritär zu klingen. „Hier geht es nicht um Nathan, hier geht es um mich. Ich bin für Regeln und Gesetze und die Erhaltung des Friedens, aber ich weiß nicht, was eure ‚Wer nicht für uns ist, ist gegen uns‘-Parole bezwecken soll. Ich mache nichts, es sei denn, man bittet mich freundlich darum.“
Heimlich sah ich zu Nathan hinüber, und ich
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