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Die Verwandlung - Blutsbande 1

Die Verwandlung - Blutsbande 1

Titel: Die Verwandlung - Blutsbande 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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erzählen sollen, dass ich scharf auf das Geld war. Das wäre wirklich nicht schlecht gewesen. Obwohl es diese zwei Gründe gab, warum Menschen Medizin studierten, bestand meine wahre Motivation nicht in der finanziellen Sicherheit oder dem Wunsch, anderen zu helfen.
    Was mich am Arztberuf interessierte, war die Macht, die damit verbunden war. Die Macht, Menschenleben in meinen Händen zu halten. Die Macht, dem Tod ins Auge zu blicken und zu wissen, dass ich ihn besiegen könnte. Diese Macht war nur Ärzten und Gott vorbehalten.
    Ich sah mich selbst als eine Art moderne Zauberin, das Skalpell anstelle des Zauberstabes, mein Klemmbrett statt eines Buches voller Zaubersprüche und Rezepte. Es schüttelte mich bei diesem lächerlichen Gedanken.
    Ich hätte meine normalen Sachen anziehen, mich aus dem Krankenhaus schleichen und nie zurückkehren können. Aber dann dachte ich an meinen toten Vater und erinnerte mich an einen seiner seltenen väterlichen Ratschläge, den er mir einmal gab: „Wenn du Angst vor etwas hast, stelle dich ihr. Angst ist irrational. Der einzige Weg, deine Angst zu überwinden, ist, dich ihr auszusetzen.“
    So schnell, wie meine Selbstzweifel gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Diese Situation stellte nur meinen Glauben an meine Fähigkeiten auf die Probe. Und das wollte ich nicht zulassen.
    Ich stand auf und machte mich auf den Weg durch die Notaufnahme, die mit Patienten und Krankenschwestern überfüllt war. Meine Kollegen an den verschiedenen Krankenbetten nahm ich gar nicht wahr. Ich verließ die Notaufnahme und die Intensivstation und ging durch die großen Schwingtüren weiter in Richtung Hauptteil des Gebäudes.
    Die Türen der Büros, an denen ich vorbeikam, waren schon verschlossen. Kein Licht schien durch die Glastüren. Die Haupteingangshalle war bis auf einen Mann vom Reinigungsteam leer, er lehnte an dem verlassenen Informationsschalter und las gelangweilt in einer alten Zeitung, während sein Reinigungswagen allein in der Mitte des Raumes stand. Er sah noch nicht einmal auf, als ich in meiner Hektik fast sein Wägelchen umwarf und dabei ein Stapel Papierhandtücher von der oberen Ablage zu Boden flatterte.
    Ich ging weiter zu den Aufzügen, drückte auf einen Knopf und klopfte ungeduldig mit meinem Schuh auf den Boden. Nach einer Weile, die mir unendlich lang erschien, öffneten sich die matten Metalltüren und ich ging hinein. Ich drückte die Taste für den Keller.
    Ein irrationaler Zwang führte mich die langen Gänge zur Leichenhalle entlang. Ich war bisher erst einmal dort gewesen, als ich mir bei der Einstellung das ganze Krankenhaus angeschaut hatte. Der Weg dorthin war einfach, und ich fand die Tür, die keine Beschriftung trug, problemlos. Ich zog meine Identifikationskarte durch das Lesegerät neben der Tür, bis ich das metallene Klicken hören konnte, mit dem sich das Schloss öffnete.
    Ich umklammerte die breite Klinke und hielt inne. Zum ersten Mal überlegte ich, was ich mir eigentlich beweisen wollte. Ich hatte Angst davor, eine schlechte Ärztin zu sein, und der Grund, warum ich mir noch einmal John Doe vor Augen führen wollte, war, mich meinen Ängsten zu stellen. Was, wenn ich es nicht aushielte?
    Ich erschrak, als ich daran dachte, dass sein Körper vielleicht gar nicht so verwundet war, wie ich es in Erinnerung hatte. Ich dachte an das erstaunte Gesicht von Amy Anderson, als sie den sich krümmenden Regenwurm aus den Haaren nahm. Ihre Angst hatte aus einem harmlosen Tier ein Monster gemacht. Vielleicht hatte die Panik in meinen Gedanken die Verletzungen von John Doe ins Unwahrscheinliche übertrieben?
    Nein, du bist nicht hysterisch gewesen. Du weißt, was du gesehen hast. Ich stand in dem kühlen desinfizierten Raum, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
    Echte Leichenhallen sind ganz anders als die, die man immer in Filmen sieht. Sie sind nicht riesig groß und werden nicht von unerträglich hellen Lampen erleuchtet. Ganz im Gegenteil, der Leichenkeller von St. Mary’s war klein und vollgestellt. Die Nachtwache hatte eine zerknüllte Papiertüte vom Imbiss auf dem Tisch liegen lassen. Es war ein ermutigendes Zeichen inmitten dieses Raumes, der dem Tod und der damit einhergehenden Demütigung gewidmet war.
    Bevor ich mich an meine Aufgabe machte, ging ich einmal an den Wänden des Raumes entlang. Ich sah mir die Schränke an, die Plastikbehälter in allen Größen, die die formlosen Reste von Organen für spätere

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