Die Verwandlung - Blutsbande 1
jemand, der sich besinnungslos betrunken hatte. Der Polizist sah Ziggy ungeduldig an. „Es hat gebrannt, aber wir konnten das Feuer löschen. Geht es Ihrem Freund hier gut?“
Die Frage war an mich gerichtet. Ich war zu müde zum Lügen und machte meinen Mund auf und zu, ohne dass mir eine Antwort einfiel. Ich spürte, wie mich Ziggy anstarrte. Das brachte meine Gehirnwindungen dazu, wieder zu arbeiten, und ich antwortete: „Ja, es geht ihm schon besser. Er wird sich erholen. Ich bin Ärztin.“
„O…kay.“ Der Polizist griff in seine Uniformtasche und holte einen Notizblock hervor. Offensichtlich wollte er das Gespräch mit mir fortsetzen. „Ich muss ihnen ein paar Fragen stellen.“
Die Haut auf meinem Nacken hatte schon Blasen vom Sonnenlicht. Ich hörte, wie Nathan so tat, als würde er sich übergeben müssen. Echt hörte sich das nicht an. Ich drehte mich um und Ziggy schubste Nathan in meine Richtung.
„Dieses Mal ist es dein Job, dich um dieses kotzende Wrack zu kümmern. Ich bleibe hier und rede mit dem Officer. Wenn er dich noch etwas fragen will, dann bringe ich ihn gleich mit hoch.“ Ziggy grinste den Polizisten an. „Das heißt, wenn es Ihnen recht ist?“
Nathan würgte noch einmal, und jetzt klang es schon realistischer. Der Beamte wich einen Schritt zurück. „Ja, schaffen Sie ihn hier weg, bevor ich ihn wegen Trunkenheit und Beamtenbeleidigung belangen muss. Sie können das Gebäude wieder betreten. Der Feuerwehrhauptmann hat alles kontrolliert und ihre Wohnung ist wieder freigegeben.“
Während Nathan ungelenk an meinem Arm hing, beeilte ich mich, zur Tür zu kommen. Sobald sie hinter uns geschlossen war, rannte Nathan die Treppen hoch, stürmte in die Wohnung und verschwand in der Toilette.
Das sah nach erstklassiger Schauspielkunst aus.
„Verdammt“, ich pfiff durch die Zähne. Aus dem Bad hörte ich Würgen. Ich ging hinein, nahm ein Handtuch vom Halter und hielt es unter das kalte Wasser. „Dir geht es wirklich nicht gut, was?“
Ich kniete mich neben ihn und hielt ihm die Kompresse an die Stirn. Den anderen Arm legte ich um seine zitternden Schultern. „Halte es nicht zurück.“
„Du hättest Krankenschwester statt Ärztin werden sollen“, brachte Nathan hervor. Sein Körper zitterte, nachdem er sich übergeben hatte, „oder du solltest Kinder bekommen.“
Ich musste laut lachen. „Genau. Aber ich bin nicht sicher, ob das Schicksal welche für mich vorgesehen hat.“
„Wolltest du nie Kinder haben?“
Es hörte sich nicht so anklagend an, als wenn es jemand anderes gesagt hätte, etwa eine Person, die gerade einen Kinderwagen vor sich herschob. Ich war immer in der Rolle gewesen, mich zu rechtfertigen, warum ich keine Kinder haben wollte. Ich war kurz davor, es ihm zu erzählen, als er weitersprach.
„Ist eigentlich auch egal, jetzt ist es sowieso nicht mehr möglich.“
Ich hatte das Gefühl, als stecke ein eisiges Messer, das mir den Atem raubte, in meiner Brust. Ich stand auf und lehnte mich gegen das Waschbecken. „Was?“
Sein Gesicht wurde noch grüner, obwohl das kaum möglich war, aber ich wusste, dass es nichts mit unserem Gesprächsthema zu tun hatte. „Oh, das tut mir leid, ich hatte angenommen, dass du es schon gewusst hast.“
„Nein, ich wusste es nicht. Es ist nur … es ist okay.“ Ich machte eine Handbewegung, als sei es mir egal. „Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Ich meine, ich hatte nie vor, Mutter zu werden. Wahrscheinlich wäre ich sowieso keine gute Mutter gewesen.“
Doch nun, da ich keine andere Wahl mehr hatte, schmerzte es mich. Das ist absolut albern, Carrie.
„Ich glaube, du wärst eine tolle Mutter.“ Seine Worte klangen gedämpft, aber das konnte auch an seiner Übelkeit gelegen haben.
„Nun ja, erzähl das mal meinem letzten Freund.“
Nathan lehnte sich gegen die Wand. Auf seiner Stirn stand Schweiß, aber er sah nicht mehr so fahl aus wie zuvor. Er sah mir aufmerksam ins Gesicht. „Warum sagst du das?“
Ich drehte mich wieder zum Becken, um das Handtuch noch einmal nass zu machen, und zuckte mit den Schultern. Ich hätte Eric nicht erwähnen sollen. Auch wenn wir uns schon vor neun Monaten getrennt hatten, war ich immer noch unglaublich verletzt.
Zu meiner eigenen Überraschung erzählte ich Nathan die ganze blöde Geschichte.
„Weil er mich sitzen gelassen hat, weil er dachte, ich gäbe für seine hypothetischen Kinder keine gute Mutter ab.“ Trotz der schlimmen Wahrheit gelang es mir zu
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