Die Verwandlung - Blutsbande 1
der Haut bewegten.
Die Wohnungstür wurde geöffnet und fiel dann laut ins Schloss. Laute Schritte von schweren Armeestiefeln klangen auf dem Boden. „He Leute, ihr treibt es doch wohl nicht gerade, oder?“
Nathan seufzte schwer. „Ziggy, dein Benehmen!“
Der junge Mann erschien im Türrahmen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. „Ich soll dir das hier geben.“ Er reichte Nathan ein Kärtchen mit dem Polizeiwappen und einem Namen sowie Telefonnummern. „Der Bulle meinte, die Bücher und die anderen Waren sind hinüber. Und sie wollen versuchen, mit dem Besitzer des Gebäudes Kontakt aufzunehmen, den haben sie bisher nicht lokalisieren können.“
„Den Besitzer?“ Ich sah von Ziggy zu Nathan. „Ich dachte, das Haus gehört euch.“
„Stimmt. Ich bin der Besitzer.“ Nathan ließ die Visitenkarte in seiner Jeanstasche verschwinden. „Ich ruf sie später an.“
Ziggy gähnte laut. „Ich gehe jetzt schlafen. Ich schreibe morgen einen wichtigen Test und für heute habe ich die Schnauze voll von eurem Vampir-Scheiß, verstanden?“
„Verstanden“, erwiderte Nathan und zwinkerte ihm zu. „Aber später werde ich deine Hilfe unten im Laden brauchen, um zu sehen, wie groß der Schaden ist.“
„In Ordnung.“ Ziggy sah mich bedeutungsschwer an. „Geht es dir jetzt wieder besser, Nate?“
„Ja, vielleicht habe ich einen Beutel Blut erwischt, der schon über das Haltbarkeitsdatum hinaus war … Lebensmittelvergiftung.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, starrte mich Ziggy weiter an. „Ja, das wird es wohl gewesen sein. Ich meine, was hätte es sonst sein können?“
Aber er erwähnte unseren Ausflug zu Cyrus’ Haus nicht. Ich hatte gehofft, dass er so schlau wäre, ihn nicht zu erwähnen. Als ich aus dem Haus kam, sah es schließlich so aus, als würde ich nie wieder freiwillig dorthin zurückkehren. Ich wollte, dass er es auch glaubte.
Ziggy wünschte uns eine gute Nacht und ging in sein Zimmer. Sobald die Tür hinter ihm zuschlug, erdröhnte laute Rockmusik.
„Wenn er so launisch ist wie jetzt, muss man ihn einfach in Ruhe lassen.“ Nathan gähnte und ging in sein Schlafzimmer. Ich ging ihm einfach nach, ohne zu wissen, warum. Wahrscheinlich lag es daran, dass er oben herum nackt war und sich bewegte wie ein nicht jugendfreier Rattenfänger von Hameln. Nathan öffnete die oberste Schublade seiner Kommode und nahm ein T-Shirt heraus. Grau wie seine Augen, dachte ich, als ich ihm dabei zusah, wie er es sich über den Kopf zog. Nein, was das anging, brauchte ich mich weder an seine Augen noch an irgendeinen anderen Körperteil von ihm zu erinnern.
Außer an sein Herz, das wieder schlug. Ich würde Trost darin finden, dass ich einem Menschen das Leben gerettet hatte.
Ich wollte nicht daran denken, welchen Preis ich dafür zahlen musste. „Nathan, wer ist Nolen Galbraith?“
Er strich sich mit der Hand durch die Haare, um einige Strähnen zu glätten, die sich durch das Anziehen verstrubbelt hatten. „Das muss wohl ich sein. Eigentlich muss ich sagen, das war ich früher einmal. Woher hast du diesen Namen?“
„Es stand auf dem Fax von der Bewegung. Außerdem nennt Cyrus dich so.“ Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Er hat mir erzählt, dass er dich nicht verwandelt hat.“
Schief lächelnd setzte sich Nathan auf das Bett. „Warum stellst du mir all diese Fragen?“
Weil ich gerade mein Leben für dich eingetauscht habe. „Du hast mir erzählt, dass du Nathan Grant heißt und dass Cyrus dein Meister ist. Warum hast du gelogen?“
„Ich habe nicht gelogen.“ Er griff in seine Gesäßtasche und holte seine Brieftasche hervor. „Sieh mal.“
In seinem Führerschein stand der Name Nathan Grant, daneben ein Foto, auf dem er unverschämt gut aussah.
„Alle paar Jahrzehnte muss ich mir eine neue Identität zulegen, das habe ich dir doch schon erzählt, oder? Ich hoffe, dass ich für vierzig Jahre durchgehen kann, bevor ich wieder umziehen muss.“ Er machte seine Brieftasche zu und warf sie auf die Kommode.
Frustriert schüttelte ich den Kopf. „Aber was ist mit Cyrus? Du hast gesagt, dass das Blut in meinen Adern dasselbe wie deines ist. Aber er hat behauptet, er habe dich nicht erschaffen.“
„Hat er auch nicht. Wir sind verwandt, weil der Vampir, der ihn erschaffen hat, auch mich verwandelte.“ Nathan räusperte sich. „Normalerweise rede ich da nicht drüber.“
„Na, dann machst du eben mal eine Ausnahme“, giftete ich ihn an und bereute es im gleichen Moment
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