Die Verwandlung
oberschenkelhohen Stiefel mit den Pfennigabsätzen nicht finden konnte, die sie so liebte. Ich schürzte die Lippen und schwieg.
Wir fanden für mich ein grünes Tank-Top, dessen Dekolleté gerade tief genug ausgeschnitten war. » Aber nicht zu viel « , meinte Dawn. » Du willst doch nicht so ordinär und billig aussehen wie letztes Mal– tut mir leid, aber das ist die Wahrheit. «
Wir zogen uns um, schminkten uns und waren gegen neun bereit aufzubrechen. Meinem Dad und ihrer Mutter erzählten wir irgendetwas von einem Kinobesuch, kurz darauf saßen wir in Dawns Wagen und machten uns auf den Weg.
Mikey Harris’ Haus war eines jener großen und imposanten Pseudo-Herrenhäuser, wie man sie für gewöhnlich nur in den Bauschande-Sendungen auf MTV bewundern kann. Die lange Auffahrt und ein Großteil der Straße vor dem endlosen Rasen waren mit Autos zugepflastert: eine Hälfte mit schrottreifen 500 -Euro-Autos, mit denen die meisten Studenten vorliebnehmen mussten, die andere Hälfte mit polierten Sportwagen, die vielleicht mehr kosteten, als mein Vater in einem Jahr verdiente. Geschenke für reiche Kinder von ihren Eltern. Die komplette Fassade des Hauses war erleuchtet, und hinter den Erkerfenstern zeichneten sich Schatten ab. Ein paar Typen hingen auf der Veranda herum und schlürften etwas aus roten Plastikbechern.
Ich sprang aus dem Wagen, noch bevor Dawn ihn richtig geparkt hatte, und marschierte den vorderen Gehweg hinauf. Während sie aus dem Auto stieg, rief Dawn mir zu, dass ich warten solle. Ich seufzte und hielt kurz an.
Während ich wartete, legte mir jemand seine Hand auf den Arm. Erschreckt fuhr ich herum. Es war ein Junge– oder Mann, ich war mir nicht sicher–, der einen Dick-Tracy-Kittel und einen Hut mit Krempe trug, der sein Gesicht im Schatten beließ.
» Kann ich dir helfen? « , fragte ich.
Der Junge räusperte sich. Mit rauer Stimme fragte er: » Emily Webb? Tochter von… «
In dem Moment tauchte Dawn auf und packte mich am Arm. » Nein danke, kein Interesse « , meinte sie zu ihm, während sie mich die Auffahrt hinaufzog. » Kennst du diesen Typen? « , fragte sie, als wir außer Hörweite waren.
Ich blickte zurück und sah, dass er noch immer neben der Straße stand und mir nachsah. Sein Gesicht war nicht zu erkennen.
» Nein « , erwiderte ich, während ich meinen Arm aus ihrer Umklammerung befreite. » Keine Ahnung. Vermutlich irgendein betrunkener Junge. « Aber er kannte deinen Namen, schrie es in irgendeinem Teil meines Gehirns. Er fragte dich, wessen Tochter du wärst. Das ist schon seltsam! Ich ignorierte die Stimme. Schließlich wollte ich meine Zeit nicht damit verschwenden, mich wegen eines x-beliebigen Betrunkenen aufzuregen, wenn ich Spaß haben konnte. Wir ließen den Verrückten hinter uns und kamen bei den Jungs an, die an der Vordertüre Wache schoben. Sie gafften uns mit glänzenden Augen an.
» Hey « , fing ich an. » Wo sind denn alle? Ich hatte mehr Leute erwartet. «
Einer der Jungs, ein großer schlaksiger Kerl ohne Kinn, lächelte einfältig. » Die sind alle in der Hütte und sehen sich irgendeinen Film an. Da habt ihr noch nicht viel verpasst. «
» Einen Film? « , erwiderte Dawn enttäuscht.
» Großartig « , meinte ich und schritt an den Jungs vorbei in Richtung Haustür. Als ich nach der Türklinke griff, streckte der Freund des schlaksigen Jungen– gedrungen und untersetzt mit rasiertem Schädel– seine Hand aus und strich mir über den Oberschenkel. Ich schubste ihn weg.
» Hey « , sagte Dawn und packte ihn am Handgelenk. » Aufhören… «
Der Typ nahm die Hände hoch, als hätte er es mit der Polizei zu tun. » Ich wollte dich bloß fragen, ob du drinnen mit mir abhängen willst. Du weißt schon, ein bisschen alleine sein. «
Ich entgegnete: » Du würdest doch alleine gar nicht mit mir fertig, also behalt deine Finger bei dir, Kampfknödel. «
» Oh « , sagte der schlaksige Junge, während Dawn schallend lachte. Dann öffnete ich die Vordertür und betrat die gewaltige Eingangshalle. Als wir an ein paar Kids vorbeikamen, die auf den Stufen zum zweiten Stock herumhingen, flüsterte mir Dawn zu: » Das hast du wie ein Profi gemacht, Em. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, aber es gefällt mir. «
» Gewöhn dich daran « , entgegnete ich. » Schluss mit der netten langweiligen Emily Webb. «
Neben der Eingangshalle führte eine massive Doppeltür in einen Multimedia-Raum. All diese supertollen und beliebten Teenager, die ich
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