Die Verwandlung
›Ja‹, was das Entkommen aus dem tristen Alltagsleben angeht. « Ich setzte mich auf, hob meine Arme über den Kopf und streckte mich. Mein Körper fühlte sich steif und verspannt an, als hätte ich mich stundenlang falsch bewegt. Zumindest seit letzter Nacht. Ich streckte meine Beine aus und kickte dabei Snoopy auf den Boden, wo er mit dem Bauch nach oben in einer Ecke liegen blieb. Als ich meine Beine bewegte, knisterte etwas in meiner Hosentasche. Ich griff hinein und zog eine zerknüllte, pinkfarbene Papierkugel heraus. Nachdem ich sie auseinandergefaltet hatte, nahm ich meine Brille ab, um den scheußlichen Schriften-Mischmasch auf der Einladung lesen zu können, die mir Spencer ein paar Stunden zuvor in die Hand gedrückt hatte.
» Die Show muss weitergehen « , las ich. » Mikeys Schulanfangsfete für die dritte Jahrgangsstufe ist das, was ihr braucht, um eure Stimmung zu heben. Kommt, erinnert euch und feiert das Leben unserer Freundin Emily Cooke zusammen mit anderen, die sie kannten und vermissen. «
Urplötzlich waren diese Bedürfnisse wieder da. Es waren dieselben wie in der Nacht zuvor. Herrsche. Finde denjenigen mit dem richtigen Duft. Mach dich bereit. Ich musste diesem Drang einfach nachgeben. Meine Tagsüber-Persönlichkeit hatte so viel Zeit, so viele Jahre damit verbracht, in ihrer kleinen, ruhigen Muschel dahinzuvegetieren. Eine Party schien der ideale Ort dafür zu sein, bis ans Limit zu gehen. Ein Ort, an dem ich mit meinem neuen Selbst hingehen konnte und… experimentieren. Ich überflog die Seite. Die Party ging von 20 Uhr bis 23 Uhr. Da blieb mir noch genügend Zeit, um ganz hipp mit Verspätung einzutreffen.
» Das Leben feiern? « , sagte ich zu mir selbst. » Klingt nach einem Plan. «
8
Danke für die Durchsage
» Leg das langweilige Zeug weg, was immer es auch ist. Wir gehen auf eine Party. «
Dawn saß an ihrem Schreibtisch über ihren Laptop gebeugt, als ich in ihr Zimmer stürmte. » Zivilisierte Leute klopfen an, Emily « , sagte sie. Sie drückte ein paar Knöpfe auf ihrer Tastatur, um das zu sichern, was sie gerade gemacht hatte. Dann drehte sie sich um, um mich anzusehen.
Ich marschierte zu ihrem Schreibtisch und warf die zerknitterte, pinkfarbene Einladung darauf. » Lies das « , forderte ich sie auf, » und erzähl mir, dass du keine Lust hast, Schwung in die Bude zu bringen. «
Dawn tat, worum ich sie gebeten hatte, während sie sich eine lose Strähne ihres perfekt glänzenden Haares hinters Ohr steckte. Dabei taxierte sie das Blatt mit einem vernichtenden Blick. » Oh, eine Highschoolfete? « , meinte sie. » Nicht wirklich meine Szene. Wer sagt denn heutzutage noch Fete? Also echt. «
Ich lachte. » Großspurige Highschool-Kids, die zwei absolut umwerfende Mädchen brauchen, um ihnen zu zeigen, wie man Spaß hat. Bist du dabei? «
Sie zog eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen hoch und warf mir einen strafenden Blick zu. » Mensch, geht’s dir gut? «
Ich stieß mich von Dawns Schreibtisch ab und öffnete ihren Kleiderschrank. Gleich darauf wühlte ich in ihren Klamotten und sagte: » Mir geht es großartig! Gestern hast du selbst gesagt, dass ich endlich die verwegene Seite in mir herauslassen soll, von der du immer schon wusstest, dass es sie gibt. « Ich nahm ein pinkfarbenes Top vom Kleiderbügel, hielt es mir vor den Körper und schätzte die Wirkung vor dem Spiegel ab. » Ich bin viel zu lange ein langweiliges, schüchternes kleines Mädchen gewesen. Es ist an der Zeit, dass die Welt von meinem Namen Notiz nimmt und im Wörterbuch neben der Definition von ›umwerfend‹ ein Foto von mir klebt. « Ich drehte mich zu ihr um und wedelte mit dem Top. » Was meinst du? « , fragte ich.
Dawn presste die Hände vor dem Gesicht zusammen, als würde sie beten, doch konnte sie ihr Lächeln kaum verstecken. Sie stand auf und riss mir das Top aus der Hand. » Pink ist nicht deine Farbe. « Sie hielt es sich selbst an und meinte: » Aber meine Haut hat den perfekten Bräunungsgrad, um es genau jetzt zu tragen. «
» Du kommst also mit? «
Sie lachte. » Mensch, klar doch. Vergiss meinen Aufsatz. Highschoolparty hin oder her, dein großes öffentliches Debüt verpasse ich keinesfalls. Dazu habe ich viel zu viel Arbeit in dich investiert! « Dawn unterzog mich einer extremen Runderneuerung, indem sie mich mit Shirts, Röcken und Schuhen bombardierte. Mit finsterem Blick durchwühlte sie ihren Kleiderschrank und murmelte etwas davon, dass sie ihre tollen,
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