Die Verwandlung
wegzukommen, aber meine Mutter zwingt uns, einen ihrer dämlichen Familienabende zu veranstalten. «
» Was? « , rief ich. » Megan, du musst einfach hier sein. Du hast gesagt, das wäre dein Plan. «
» Ich sagte, dass es mir leidtut « , blaffte sie. Ihre Stimme klang krächzend, und ich konnte im Hintergrund dumpfen Straßenlärm hören. » Meine Mutter hat heute Morgen das über Emily Cooke herausgefunden, und sie flippt herum, als wären ich oder Lucas gestorben. Sie hat uns alle ins Restaurant geschleift, und jetzt muss ich nach Hause und Mensch-ärgere-dich-nicht oder etwas in der Art mit ihr spielen. «
Ich hielt Snoopy noch fester umklammert und drehte mich zur Seite, weg von der Uhr. » Ich brauche dich wirklich hier. Bitte, Megan… «
» Ich kann nicht, Emily. Es tut mir echt leid. Du hast doch deinem Vater davon erzählt, nicht wahr? Vielleicht bittest du ihn, dich zu beobachten? Oder du kettest dich ans Bett oder so. Verlass einfach nicht das Haus, okay? «
Ich dachte an meinen Dad, der sich wahrscheinlich mit meiner Stiefmutter unten ein paar Wiederholungen ansah.
» Emily? Bist du noch dran? «
» Ja « , sagte ich, » ich bin noch dran. «
Megan atmete auf. » Ich bin fast zu Hause und muss jetzt auflegen. Also bitte, bitte, bitte mach keine Dummheiten, okay? Versprich es mir. «
» Ich verspreche es « , sagte ich.
» In Ordnung. « Megan klang unsicher.
Ein weiterer Punkt auf der schnell länger werdenden Liste der » Art und Weise, wie sich Megan bis neulich noch nie angehört hat « .
» Ruf mich an, wenn du anfängst, dich seltsam oder so zu fühlen, okay? Dann lasse ich alles stehen und liegen und komme rüber, egal, wie sehr meine Mutter sich aufregt. Wir sprechen uns später. «
Bevor ich mich verabschieden konnte, klickte es in der Leitung. Einen beträchtlichen Moment lang saß ich einfach da, das Ohr noch immer an das Handy gedrückt. Mir war klar, dass ich etwas tun sollte, um mich vorzubereiten, einfach für alle Fälle. Megan hatte recht, vielleicht musste ich mich an mein Bett anketten oder so. Ich hatte ein paar gefährliche Dinge getan, ohne darüber nachzudenken– und könnte noch etwas Schlimmeres anstellen. Ich könnte verletzt werden.
Langsam drehte ich mich um und spähte auf die Uhr.
20 . 1 1 Uhr. 20 . 12 Uhr. 20 . 13 Uhr.
Ich hielt die Luft an und wartete. Gestern war es um 20 . 1 4 Uhr passiert. Die Krämpfe, der Anfall, oder was immer es war. » So « , sagte ich laut, als ich auf die Uhr blickte. » Jetzt sind nur noch du und ich übrig, andere Emily. Ähm, wenn du es überhaupt bist. Vielleicht nicht, oder? «
Die Uhr stand immer noch auf 20 . 13 Uhr.
Ich ballte die Hände zu Fäusten. » Das ist dämlich. Natürlich bist du es nicht. Es gibt keine Geister. « Ich blinzelte, bis ich die Ziffern der Uhr verschwommen sah, dann öffnete ich die Augen wieder.
Noch immer 20 . 13 Uhr.
» Nur für alle Fälle, falls du es doch bist? Versuch, mich am Leben zu lassen. « Im Zimmer blieb alles ganz ruhig. Kein Rütteln als Antwort auf meine Ansprache, kein gespenstisches Stöhnen, kein Zuschlagen von Türen. Schließlich schaltete die Uhr auf 2 0 . 14 Uhr um.
Nichts geschah.
20 . 15 Uhr. 20 . 16 Uhr.
Immer noch nichts.
Ich stieß die angehaltene Luft aus, und mein Körper entspannte sich. Es würde nicht geschehen. Ich würde mich nicht verändern. » Heute Abend nicht, was, andere Emily? « , flüsterte ich. Ich dachte, ich würde erleichtert sein. Es war vorüber. Es würde nicht geschehen. Doch andererseits wollte ich es auch. Ich wollte sie sein. Ich sehnte mich danach, dem tristen Alltag zu entkommen, in den ich mich selbst eingegraben hatte, und wäre es auch nur für eine weitere Nacht. » Nein « , murmelte ich. Ich hielt Snoopy in die Höhe, bis wir Nase an Schnauze waren, und sagte: »So darf ich nicht denken. Ich darf nicht sein wollen wie… « Instinktiv rang ich nach Luft, als der Schmerz meine Eingeweide durchzuckte. Es würgte mich, und ich hielt mir den Magen, während ich mich auf meinem Bett zusammenrollte. Ich knirschte mit den Zähnen und kniff die Augen zu, als die Übelkeit in mir hochstieg. Es war derselbe giftige Brechreiz, den ich letzte Nacht gespürt hatte. » O Gott « , keuchte ich. » O Gott… « Dann war es vorüber. Viel schneller als zuvor. Als ich so dalag und meine Umgebung durch eine Brille inspizierte, die mein Zimmer zu einem verschwommenen Etwas in Beige und Schwarz machte, sagte ich zu mir selbst: » Ein ganz klares
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