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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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angelangt war, sprang ichhochund ließ mich darauf nieder. Dabei stieß ich mit dem Po gegen den Berg zerdrückter Bierdosen, die scheppernd zu Boden fielen. » Was dagegen, wenn ich mich anschließe? «
    Einer der Footballspieler, ein kleiner stämmiger Typ mit mächtigem Brustkasten, den ich als Zach Nickerson identifizierte, lehnte sich an den Tresen, sodass sein Kopf über meinem Schoß schwebte, und sah mir tief in die Augen.
    » Baby, ich warte schon mein Leben lang darauf, dass du dich uns anschließt « , meinte er. » Wie heißt du? Bist du neu hier? «
    Ich warf meinen Kopf in den Nacken und lachte. » Machst du Witze? Ich gehe mit dir seit der fünften Klasse in die Schule. Ich bin’s, Emily. «
    Zach wich zurück und erwiderte finster: » Gar nicht witzig. Emily ist… «
    » Nicht Emily Cooke, du Blödmann– Emily Webb. So sehe ich ohne Brille aus. Wenn ich sie abnehme, sehe ich heiß aus. Es ist wie Magie. «
    Zach schien nicht bei der Sache zu sein. Kurz zuvor hatte er noch herumgegrölt, jetzt schien er auf einen Schlag nüchtern geworden zu sein. Er murmelte noch einmal: » Gar nicht witzig « , schnappte sich die letzte Dose Bier aus der Zwölferpackung auf der Theke und verschwand, gefolgt von einem anderen Jungen, in Richtung Eingangshalle.
    Ich deutete mit dem Daumen auf Zachs Rückzug und fragte: » Was hat der denn für ein Problem? «
    Dalton brach in schallendes Gelächter aus. » Er ist betrunken und hat keine Ahnung, wie er mit jemandem wie dir umgehen soll– jemandem jenseits seiner Liga. «
    Ich verzog die Nase anlässlich seiner kolossalen Bierfahne. Doch dann roch ich noch etwas anderes. Das moschusartige, maskuline und absolut verführerische Eau de Cologne, das ich bereits in der Cafeteria wahrgenommen hatte und das von dem neuen Jungen ausgegangen war.
    Nein– es war nicht derselbe Geruch, zumindest nicht ganz. Er war ähnlich genug, um ein ebenso eigenartiges wie atemberaubendes Bauchkribbeln in mir auszulösen, unterschied sich jedoch so hinreichend, dass ich sicher war, es war anders als das, was ich zuvor gerochen hatte. Es fühlte sich so an, dass der immer noch mysteriöse, unbekannte Teil meines Gehirns mir gleichzeitig Nicht der Richtige sowie Lass ihn in deiner Nähe zuflüsterte. Außerdem war da noch eine weitere Duftnote. Irgendetwas Blumiges, Ordinäres. Mir fiel ein, dass Dalton McKinney, der Footballstar, mit Nikki Tate, der Chef-Cheerleaderin, zusammen war. Eine Verbindung, die im Himmel der Highschool-Klischees geschlossen worden war.
    Dalton wuchtete eine neue Zwölferpackung Bier hoch und stellte sie auf dem Tresen vor mich hin. Er riss den Pappkarton auf und holte für sich und mich ein Bier heraus. » Die Leute im Wohnzimmer können uns mal « , meinte er. » Lass uns feiern. Das ist genau, was Emily Cooke gewollt hätte. «
    Die Dose in meiner Hand war warm. Das silbern-rote Etikett kannte ich aus der Werbung, doch hatte ich mich noch nie getraut, Bier zu trinken. Besser gesagt: Die Tagsüber-Emily hatte sich das noch nie getraut. Die Emily, die nie Spaß hatte und von der keiner Notiz nahm. Doch das war nicht mehr ich. Ich riss den Verschluss von der Bierdose, und ein schaumiger Schwall traf mich ins Gesicht. » Wir wollen Emily Cooke nicht enttäuschen. « Ich leckte mir die Bierspritzer von den Lippen, setzte die Dose an und kippte meinen allerersten Schluck Bier hinunter. Es war ekelhaft.
    Womit könnte man Biergeschmack wohl am ehesten vergleichen? Mit Katzenpisse vielleicht, was den vollmundig-beißenden Gestank angeht? Kombiniert man das noch mit einem schrecklich bitteren Geschmack auf der Zunge sowie einer schaumig-warmen, blubbernden Brühe, wie etwa einer Dose Cola, die drei Wochen lang offen in der Sonne stehen gelassen wurde, dann kann man sich vielleicht einen Bruchteil dieses Grauens vorstellen.
    Ich hätte die Dose einfach beiseitestellen können– es war ja nicht so, dass ich mich vor Dalton und seinen Freunden hätte beweisen müssen–, doch wollte ich die Aufregung auskosten, die damit verbunden war, etwas zu tun, das mir vor dieser Nacht absolut verboten gewesen war. Das hier zu trinken war absolut verboten. Absolut unmoralisch. Wenn mein Vater wüsste, dass ich zum Trinken außer Haus gegangen war, würde er wahrscheinlich zusammenbrechen und sich fragen, was er falsch gemacht hatte.
    Ich trank die ganze Dose in einem Zug aus, fühlte mich beschwingt und noch freier als in der Nacht zuvor. Dann knallte ich die Dose auf den Tresen und

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