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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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es diesmal sehen konnte. Sie sehen konnte. Ich war von schattenhaften Figuren in Menschengestalt umgeben, die still und bewegungslos dastanden. Nur, dass es gar keine Schatten waren, nicht wirklich– eher menschliche Statuen, aus der mich umgebenden Schwärze geschnitzt und sowohl schwerelos als auch beängstigend massiv zugleich. Obwohl mich nichts anderes an dem dunklen Wald beunruhigte– was könnte mir schon etwas anhaben?–, brannte sich irgendetwas bezüglich der Schatten und der Art, wie sie so absolut ruhig dastanden, in mein Gehirn ein. Ich wurde von einer Art uralter Angst ergriffen, die mich wimmern ließ, und rannte von den Schatten weg in Richtung des Dufts. Abgesehen davon erinnere ich mich an absolut nichts mehr.

The Vesper Company
    »Der hellste Stern, der uns alle leitet.«
    – Internes Dokument, Nicht für den Umlauf gedacht–
    Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll
    der Person A / Abteilung B
    Sitzung Teil 3– aufgenommen am 31.Oktober 2010
    F . Savage ( FS ) : Du kannst dich an nichts sonst erinnern?
    Person A ( PA ) : Tut mir leid. Das lag am Bier. Ich schätze, ich hatte einen Blackout.
    FS: Wie ungünstig.
    PA: Keine Sorge. Das ist nicht zum letzten Mal geschehen. Ich meine nicht das Trinken bis zum Blackout! Dem Bier habe ich abgeschworen. Ich meine die Verwandlung. ( FS lacht.)
    FS: Oh, natürlich. Ich bin mir des Verlaufs des Ganzen durchaus bewusst. Doch ist all dies sehr faszinierend zu lesen. Die unterschiedlichen Phasen deiner geistigen Vorgänge vor der kompletten Verwandlung… Sie unterscheiden sich stark von denen eines jeden anderen Andersartigen, den ich bisher studieren konnte.
    PA: Ja. Ich habe darüber nachgedacht und finde, es war in etwa so, wie wenn man ein Auto anlässt, nachdem es eine Weile gestanden ist, verstehen Sie? Der Zündschlüssel wurde umgedreht, und es heulte kurz auf, bevor es wieder abstarb. Nach einem erneuten Startversuch dauerte das Aufheulen schon etwas länger, und als man das Ganze dann noch einmal wiederholte…
    FS: Sprang der Motor an und du verwandeltest dich komplett. Wunderbar!
    PA: Ja, klar, das ist wirklich der absolute Bringer.
    FS: Oh, entschuldige bitte meinen Enthusiasmus. Ich kann manchmal recht euphorisch sein– da kannst du meine Kollegen fragen.
    SA: Mache ich garantiert später, wenn wir um den Wasserspender herumstehen. ( FS lacht.)
    FS: Du hast manchmal einen recht zynischen Humor!
    PA: Entschuldigen Sie, aber es ist schwer, unter diesen Umständen nicht zynisch zu sein.
    FS: Ja, das ist wohl verständlich. (Räuspert sich.) Wir sollten uns jetzt auf alle Fälle wieder dem letzten Kapitel widmen. Eine recht ereignisreiche Party. Und recht interessant, wie viele bekannte Namen dort vertreten waren. Beinahe schicksalhaft.
    PA: Na ja, dass ich geradewegs auf Dalton zuging, hatte weniger mit Zufall zu tun, als… ( PA hört auf zu sprechen, als noch einmal dumpfe Schläge und Dröhnen zu hören sind. Diese sind lauter als jene im vorherigen Protokoll– Teil 2 . Die Geräusche enden abrupt.)
    PA: Mal im Ernst, ist da draußen alles in Ordnung?
    FS: Das muss es. Ja, natürlich. Wenn etwas vorgefallen wäre, hätte man mich sicher kontaktiert.
    PA: Wenn Sie es sagen.
    FS: Hm, ich denke, wir müssen bezüglich des gerade Gelesenen wirklich nicht weiter ins Detail gehen. Lass uns fortfahren.

9
    Es muss eine logische Erklärung geben
    Kinder, die heutige Lektion lautet: Verkatert zu sein ist etwas ganz Reales und das Gegenteil von Spaß. Am nächsten Morgen wurde ich von dem messerscharfen Sonnenstrahl zwischen meinen Vorhängen geweckt, der mir in die Augenlider stach. Ich verzog das Gesicht. Sämtliche Gliedmaßen, mein Rücken, meine Brust– jeder Körperteil fühlte sich steif und überstrapaziert an. Ich hatte unablässige, pochende Kopfschmerzen und einen Geschmack im Mund, als hätte ich die letzte Nacht damit zugebracht, mit meiner Zunge eine Toilette zu reinigen. Letzte Nacht. O nein, letzte Nacht. Ich setzte mich in meinem Bett auf und bedauerte dies sofort. Ich war noch immer benommen, und mein Kopf schien wild entschlossen zu sein, von meinem Nacken zu rollen. Ich zwang mich, meine verkrusteten Augen zu öffnen. Wie gewöhnlich war alles verschwommen. Ich ertastete auf dem Nachtkästchen meine Brille und setzte sie auf. Was mir als Erstes auffiel: meine Hose. Die hübsche eng anliegende Hose, die Dawn mir geliehen hatte, hing wie ein zerfetzter Jeans-Hula-Rock an meinen Hüften. Wenigstens war das grüne Tank-Top, das sie mir

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