Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
Diskussionen zum Thema angemessene Kleidung und Kostenrahmen herauszukommen, ist die Vereinbarung eines eigenständig zu verwaltenden Budgets für Kleidung und Lifestyle. Der Betrag ist in Bezug zum jeweiligen Familien-Einkommen bzw. zu den bisherigen Ausgaben zu setzen.
Hier die Kriterien zur Rahmenvereinbarung: Die Aus- und Einnahmen werden regelmäßig aufgeschrieben (mit unregelmäßiger Kontrolle), die Kleidung ist so zusammengestellt, dass Sie sich mit den Kindern gut in der Öffentlichkeit sehen lassen können, und die Unterwäsche ist so umfangreich, dass nicht ständig gewaschen werden muss. Diese Regelung gilt erst mal für ein Jahr. Restliche Gelder werden auf das Taschengeld übertragen. So wird haushalten gelernt und Dauerdiskussionen wie ›Das brauche ich noch unbedingt‹ oder ›Damit kann ich mich nicht in der Clique zeigen‹ der Boden entzogen.
Was Sie wissen sollten, ist folgende Begleit-Erfahrung: In der Regel kaufen Kinder und Jugendliche zu Beginn etwas relativ Teures, quasi als Eintritts-Ritual in die Eigenständigkeit. Dann sind Eltern aufgefordert, das Ganze in Ruhe zur Kenntnis zu nehmen und keinesfalls Vorhaltungen (›So teure Sachen in deinem Alter!‹) oder Warnhinweise (›Dann kommst du mit dem Geld nie aus!‹) von sich zu geben.
Je klarer den Söhnen und Töchtern ist, dass während des Jahres auf keinen Fall Geld oder Kleidungsstücke nachgeschoben werden, desto umfangreicher lernen sie mit dem verfügbaren Geld umzugehen. Übrigens eine Fähigkeit, welche vielen politisch Verantwortlichen zu fehlen scheint. Das Ganze hat noch einen recht originell wirkenden Nebeneffekt: Sie können Ihren Kindern zum Geburtstag oder zu Weihnachten eigentlich nicht schenkbare Dinge wie Socken und Unterwäsche zukommen lassen, ohne besorgt sein zu müssen, dass sie sich nicht darüber freuen. Denn dies entlastet ja ihr Kleidungs-Budget.
Wenn wegen ›Durchhängen‹ die Versetzung gefährdet ist
»Unser 13-jähriger Sohn bringt im Halbjahreszeugnis vier Fünfer nach Hause. Hausaufgaben hat er angeblich keine auf, im Unterricht passiert nichts, die schlechten Noten liegen an den Lehrern, weil die ihn nicht mögen. Bisher hatte er keine Probleme. Wenn wir ihm sagen, dass dies so nicht weitergeht, er aktiver lernen müsse, kommt von ihm der Standard-Spruch: ›Nur keine Panik, alles halb so schlimm!‹ Was soll ich da machen?« So eine Mutter in der Beratung.
Ohne hier auf die vielen klassischen Möglichkeiten zwischen Nachhilfe, schulischen Förderplänen und Zielvereinbarungen einzugehen, schlug ich ihr sinngemäß folgendes Gespräch mit ihrem Mann bei der abendlichen Familien-Mahlzeit vor: ›Gestern traf ich Frau Müller, unsere noch recht neue Nachbarin drei Häuser weiter. Die berichtete mir, dass ihr 14 Jahre alter Sohn Franz null Bock auf Schule habe und die schlechten Noten ignoriere. Die Müllers wollten das nicht so hinnehmen und haben ihrem Sohn mitgeteilt: Wenn er das Versetzungs-Zeugnis nicht erhalten würde, würden sie dies so auffassen, dass er durch seine ›Sitzenbleib-Runde‹ quasi nicht älter werde. Dies hätte zur Folge, dass die Geburtstags-Feier ausfallen und die mit dem Älterwerden verbundenen Privilegien wie Taschengelderhöhung und längere Ausgehzeiten auch nicht einsetzen würden und der lang ersehnte Mofa-Führerschein natürlich auch nicht erworben werden könne. Ist doch irgendwie eine konsequente Maßnahme!‹
Der schulmüde Sohn wird sich entweder direkt in der Situation vehement äußern, dass eine solch deftige Strafe total ungerecht sei oder sich einige Zeit später – der Mutter gegenüber – ähnlich äußern. Dies bietet Ihnen die Möglichkeit zu folgenden Fragen: ›Wie willst du denn in der Schule die Kurve kriegen? Ich finde die Idee der neuen Nachbarn super. Ob das mit deinem nächsten Geburtstag passiert, liegt ganz an dir. Wenn du Nachhilfe brauchst, dann sag uns das. Wir werden uns an den Kosten etwas beteiligen. Und wenn du es vermasselst, ist der ausfallende Geburtstag keinesfalls eine Strafe, sondern die Konsequenz deines Herumhängens‹.
Die uralte Erkenntnis, dass unmittelbar spürbare Nachteile möglichst zu vermeiden gesucht werden, hat schon gewaltige Verhaltensänderungen eingeleitet. Je deutlicher dies spürbar wird, umso schneller wird ein zielorientiertes Handeln eingeleitet.
Schon wieder zu spät nach Hause gekommen!
»Wieso kommst du erst um 24 Uhr nach Hause? Wir hatten doch 23 Uhr vereinbart«, sagte der Vater. »Aber wenn
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