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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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hätte. Die Reiseverantwortlichen berichteten, dass nach einer kurzen Zeit die Mahlzeiten recht unproblematisch verlaufen seien. Manchmal wurde sogar die Frage geäußert: »Muss ich noch einen Probierlöffel nehmen?« Denn unumwunden zuzugeben, dass die bislang konsequent verschmähten Möhren doch essbar wären und gar nicht so übel schmeckten, käme ja einem Verrat am bisherigen Verhalten gleich.
    Die Eltern freuten sich übrigens nicht über diese Nachricht. Nein, sie sagten im Beisein ihres Sohnes: »Wir glauben euch ja, dass ihr euch viel Mühe gegeben habt. Aber ihr könnt doch nicht in drei Wochen etwas verändern, was schon seit Jahren existent ist.« Damit wurden für den Sohn die besten Voraussetzungen geschaffen, weiterhin bei Möhren, Spinat und Co. seine Verweigerungs-Spiele inszenieren zu können. Hätten sich die Eltern jedoch gefreut, wäre dies zum Preis des bitteren Eingeständnisses erfolgt, dem Sohn seit Jahren auf den Leim gegangen zu sein.
    »Ich hol nur schnell was aus meinem Zimmer!«
    Das Neubaugebiet bot viele Spielmöglichkeiten. Nur der reichlich ins Haus getragene Schmutz trübte diese Idylle. Besonders wurde dies relevant, wenn die Kinder ›mal ganz kurz‹ was aus der Wohnung holen wollten und sich dafür nicht die Schuhe auszogen. Regelmäßig wurde anschließend herumlamentiert: »Weshalb habe ich das Haus sauber gemacht? Damit es nun in zwei Minuten wieder schmutzig ist! Denkt ihr denn kein bisschen nach? So geht das auf keinen Fall weiter.« Meist war Sohn oder Tochter bei den letzten der Erziehung dienen sollenden Hinweisen unbeeindruckt schon längst wieder draußen. Die Lösung war das Ergebnis folgender neuen Einsicht: Solange Väter und Mütter lamentieren, brauchen die Kinder nicht zu handeln. Der Nachwuchs (Erwachsene sind da meist nicht anders) stellt die Ohren in solchen Situationen auf Durchzug. Wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung anders ausfällt, würde sich das schnell ändern.
    Solange Eltern lamentieren, werden die Kinder ihr störendes Verhalten nicht ändern.
    Als der Sohn das nächste Mal wieder ›ganz schnell‹ nach oben in sein Zimmer gehechtet war und gerade den Versuch einleitete, schnell aus der Haustür zu stürmen, stoppte ihn die Mutter mit der klaren Aufforderung: »Schau, wie die Treppe nun aussieht. Nimm jetzt ein Kehrblech plus Handfeger und mach die Lehm-Krümel weg.« Alle Versuche, einen Aufschub der Arbeit zu erreichen (»Mama, das ist gemein von dir, ich mach es ja später, aber das Spiel ist jetzt so spannend«), hatten keine Chance. In diesem Moment muss die Einsicht gewachsen sein, dass vier bis sechs Minuten Kehren wesentlich aufwendiger ist als zwei Minuten Schuhe aus- bzw. anziehen. Wenn der Sohn danach wieder ganz schnell nach oben wollte und er seine Einsicht-Phase zu verdrängen schien, wirkte die nette Frage der Mutter: »Willst du kehren oder die Schuhe ausziehen?« jedenfalls Wunder.
    »Die Handyrechnung ist einfach zu hoch!«
    Der Vater hatte für die 17-jährige Tochter einen Handy-Vertrag abgeschlossen, weil das ja schließlich viel preiswerter ist. Als die Kosten pro Monat mehrfach über 100 Euro lagen und jeder Warnhinweis (›So geht das nicht weiter, das nehme ich nicht mehr hin‹) ungehört zu verhallen schien, sprach der Vater dies innerhalb einer Beratung an. Denn mit den ausufernden Kosten stieg auch sein Ärger. Auf die Nachfrage, ob er denn mit der Tochter auch innerhalb einer klaren Vereinbarung – am besten schriftlich – geklärt habe, was bei einer Überziehung des monatlichen Budgets passieren würde, sagte er: »So viel Vertrauen muss doch wohl sein.« »Nun«, sagte ich ihm, »das Fehlen eines Vertrages ist hier nicht das Hauptproblem, sondern das Ausbleiben der Konsequenz. Denn solange Sie sich noch ärgern, ist Ihre Tochter ganz entspannt. Wenn Sie aber stattdessen handeln würden und der Tochter beispielsweise eine SMS mit dem Inhalt ›Habe den Vertrag wegen mehrfacher Überziehung des Budgets gekündigt. Neue Regelung möglich, Kostenerstattung kommt auf dich zu. Lieber Gruß, Papa‹ geschickt hätten, dann würde sie ganz schnell reagieren.«
    »Mit solchen Klamotten werde ich schon am Schultor gemobbt!«
    Wer möchte schon, dass der eigene Nachwuchs einer solchen Entwürdigung ausgesetzt ist? Aus Sicht von Tochter oder Sohn ist eine solche Äußerung eine sehr wirkungsvolle Strategie, die Eltern zum erwünschten Handeln zu bringen. Der Versuch ist ja nicht strafbar. Eine Lösung, um aus meist hitzigen

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