Die vierte Hand
Bemühungen erzählte, sich feuern zu lassen. Diesmal war er so schlau, Mary Shanahan unerwähnt zu lassen. Er sagte Doris nicht, daß ihn eine Äußerung von Mary überhaupt erst auf den Gedanken gebracht hatte und daß Mary über einen ziemlich ausgereiften Plan verfügte, wie er es anstellen könnte, gefeuert zu werden.
Er sprach auch davon, von New York wegzuziehen, aber Mrs. Clausen schien über das, was er sagte, ungehalten zu werden. »Daß du meinetwegen deinen Job aufgibst, wäre mir nicht recht«, sagte sie. »Wenn ich mit dir leben kann, kann ich überall mit dir leben. Wo wir leben oder was du machst, ist nicht das Problem.«
Patrick ging mit Otto in den Armen auf und ab, während Doris das Geschirr abwusch.
»Ich hoffe bloß, daß Mary kein Kind von dir bekommt«, sagte Mrs. Clausen schließlich, während sie auf dem Pfad zurück zum Bootshaus die Moskitos abwehrten. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen; wieder ging sie ihm voraus, in den Händen die Taschenlampe und eine Tasche mit Babyutensilien, während er Otto junior trug. »Ich kann's ihr nicht verdenken ... daß sie ein Kind von dir will«, fügte Doris hinzu, während sie die Treppe zur Wohnung über dem Bootshaus hinaufstiegen. »Ich hoffe bloß, daß sie keins bekommt. Nicht, daß du da irgendwas machen kannst oder sollst. Jedenfalls nicht im Moment.«
Wallingford empfand es als typisch für sich selbst, daß es ein wesentliches Element seines Schicksals gab, das er selbst zwar in Gang gesetzt, über das er jedoch keine Kontrolle hatte; ob Mary Shanahan schwanger war oder nicht, hing ganz und gar vom Zufall der Empfängnis ab. Ehe er die Haupthütte verließ - er benutzte zunächst das Badezimmer und putzte sich die Zähne -, hatte er ein Kondom aus seinem Waschbeutel genommen. Er hatte es den ganzen Weg bis zum Bootshaus in der Hand gehalten. Als er Otto nun auf das Bett legte, das als Wickeltisch diente, sah Mrs. Clausen, daß Wallingford die eine Faust um etwas geschlossen hatte.
»Was hast du da in der Hand?« fragte sie.
Er öffnete die Faust und zeigte ihr das Kondom. Doris war über Otto gebeugt und wickelte ihn. »Geh mal lieber noch eins holen. Du wirst mindestens zwei brauchen«, sagte sie.
Er nahm die Taschenlampe und bot erneut den Moskitos die Stirn; er kehrte mit einem zweiten Kondom und mit einem kalten Bier in sein Zimmer zurück.
Er zündete die Gaslaterne in seinem Zimmer an. Für Menschen mit zwei Händen ist das einfach, doch Patrick empfand es als Herausforderung. Er rieb das Streichholz an der Schachtel an und hielt, während er das Gas aufdrehte, das brennende Streichholz mit den Zähnen fest. Als er es aus dem Mund nahm und die Flamme an die Lampe hielt, gab sie ein Ploppen von sich und leuchtete hell auf. Er drehte sie niedriger, aber das Licht im Zimmer dämpfte sich nur wenig. Es war nicht sehr romantisch, dachte er, als er sich auszog und nackt ins Bett legte. Wallingford zog nur das Decklaken bis zur Taille über sich; er lag auf dem Bauch, auf die Ellbogen gestützt, die beiden Kissen an seine Brust gedrückt. Durch das Fenster betrachtete er das Mondlicht auf dem See - der Mond war riesig. In nur zwei oder drei Nächten war kalendarisch Vollmond, aber er sah schon jetzt voll aus.
Patrick hatte die ungeöffnete Flasche Bier auf dem Nachtschränkchen abgestellt; er hoffte, sie würden es sich später teilen. Die beiden Kondome lagen, noch in der Verpackung, unter den Kissen. Zwischen dem Lärm, den die Seetaucher machten, und einem Gezänk zwischen ein paar Enten in Ufernähe hörte Patrick nicht, wie Doris hereinkam, doch als sie sich, die bloßen Brüste an seinem Rücken, auf ihn legte, wußte er, daß sie nackt war.
»Mein Badeanzug fühlt sich so kalt an«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich ziehe ihn aus. Willst du deine Badehose nicht auch ausziehen?« Ihre Stimme ähnelte so sehr der Frauenstimme in dem Blaue-Kapsel-Traum, daß Wallingford einige Mühe hatte, ihr zu antworten. Als er schließlich ein »Ja« herausbrachte, hatte sie ihn schon auf den Rücken gedreht und das Laken heruntergezogen. »Gib mir mal eins von den Dingern«, sagte sie.
Er griff mit seiner einen Hand hinter seinen Kopf und unter das Kissen, aber Mrs. Clausen war schneller. Sie fand eines der Kondome und riß mit den Zähnen die Verpackung auf. »Laß mich das machen«, sagte sie. »Ich habe das noch nie gemacht.« Wie das Kondom aussah, schien sie leicht zu verwirren, aber sie zögerte nicht, es ihm überzustreifen; leider
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