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Die vierte Hand

Die vierte Hand

Titel: Die vierte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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will noch immer ein Kind von Otto.«
    Wallingford kapierte es immer noch nicht. »Heißt das, Sie sind vielleicht schwanger?« rief er aufgeregt. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Das ist ja wunderbar! Wann wissen Sie es genau?« Wieder huschte der Anflug eines irren Lächelns über ihr Gesicht. Patrick hatte gar nicht mitbekommen, daß sie ihre Laufschuhe abgestreift hatte. Jetzt öffnete sie den Reißverschluß ihrer Jeans und zog sie samt Slip herunter, zögerte jedoch, ehe sie ihr Sweatshirt ablegte. Für Patrick war außerdem entwaffnend, daß er noch nie erlebt hatte, daß eine Frau sich auf diese Weise auszog - das heißt zuerst untenherum und dann obenherum. Auf Wallingford wirkte Mrs. Clausen in geradezu peinlichem Maße sexuell unerfahren. Dann hörte er ihre Stimme; irgend etwas hatte sich daran verändert, und zwar nicht nur die Lautstärke. Zu seinem Erstaunen hatte er eine Erektion, nicht weil Mrs. Clausen halb nackt war, sondern wegen ihres neuen Tonfalls.
    »Es geht nur jetzt«, sagte sie zu ihm. »Wenn ich ein Kind von Otto bekomme, müßte ich schon schwanger sein. Nach der Operation werden Sie dazu nicht in der Verfassung sein. Sie werden im Krankenhaus liegen, Sie werden zig Medikamente nehmen, Sie werden Schmerzen haben -«
    »Mrs. Clausen!« sagte Patrick Wallingford. Er stand rasch auf - und setzte sich ebenso rasch wieder hin. Erst beim Aufstehen hatte er bemerkt, was für einen Ständer er hatte; dieser war so offensichtlich wie das, was Wallingford als nächstes sagte.
    »Aber das Kind wäre von mir, nicht von Ihrem Mann, oder?« Doch sie hatte schon das Sweatshirt ausgezogen. Obwohl sie ihren BH anbehalten hatte, konnte er sehen, daß ihre Brüste hübscher waren, als er gedacht hatte. Irgend etwas glitzerte in ihrem Nabel; das Piercing war ebenfalls überraschend. Patrick sah sich das Schmuckstück nicht genauer an - er befürchtete, es könnte etwas mit den Green Bay Packers zu tun haben.
    »Aber an mehr als seine Hand komme ich nun mal nicht mehr ran«, sagte Mrs. Clausen unvermindert energisch, lhre grimmige Entschlossenheit war leicht mit Verlangen zu verwechseln. Ausschlaggebend, das heißt unwiderstehlich, aber war ihre Stimme.
    Mrs. Clausen hielt Wallingford auf dem Stuhl fest. Sie kniete sich hin, um seine Gürtelschnalle zu lösen, dann zerrte sie ihm die Hose herunter. Als Patrick sich vorbeugte, um sie daran zu hindern, ihm die Unterhose auszuziehen, hatte sie sie ihm schon ausgezogen. Ehe er wieder aufstehen oder sich auch nur gerade hinsetzen konnte, hatte sie sich rittlings auf seinen Schoß gesetzt; ihre Brüste strichen ihm übers Gesicht. So fix, wie sie war, hatte er irgendwie den Moment verpaßt, in dem sie ihren BH ausgezogen hatte.
    »Ich habe seine Hand doch noch gar nicht!« protestierte Wallingford, aber wann hatte er eigentlich nein gesagt?
    »Bitte haben Sie Verständnis für mich«, bat sie ihn flüsternd. Was für ein Flüstern war das!
    Ihr kleiner, fester Hintern rieb sich warm und glatt an seinen Oberschenkeln, und sein flüchtiger Blick auf das Ding in ihrem Nabel hatte Wallingford - mehr noch als der Reiz ihrer Brüste - etwas verschafft, was sich wie eine noch nie dagewesene Erektion anfühlte. Er spürte ihre Tränen an seinem Hals, als ihre Hand ihn in sie einführte. Es war nicht seine rechte Hand, die sie gepackt hielt und an ihre Brust zog - es war sein Stumpf. Sie murmelte etwas, das sich anhörte wie: »Was hatten Sie eigentlich gerade vor - doch nichts Wichtiges, oder?« Dann fragte sie ihn: »Lust, ein Baby zu machen?« »Ich habe Verständnis für Sie, Mrs. Clausen«, stammelte er, ließ jedoch alle Hoffnung fahren, ihr widerstehen zu können. Für beide war klar, daß er bereits nachgegeben hatte.
    »Bitte sagen Sie Doris zu mir«, sagte Mrs. Clausen unter Tränen. »Doris?«
    »Haben Sie doch Verständnis, haben Sie Verständnis für mich. Mehr verlange ich gar nicht.« Sie schluchzte.
    »Aber das tue ich ja, ich habe Verständnis für Sie... Doris«, sagte Patrick.
    Seine einzige Hand hatte instinktiv ihr Kreuz gefunden, als schliefe er schon seit Jahren jede Nacht neben ihr und würde, wenn er nach ihr griffe, selbst im Dunkeln genau die Stelle treffen, an der er sie festhalten wollte. In diesem Moment hätte er schwören können, daß ihre Haare naß waren - naß und kalt, als wäre sie gerade geschwommen. Natürlich, dachte er später, mußte sie gewußt haben, daß sie gerade einen Eisprung hatte; eine Frau, die immer und immer

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