Die vierte Todsuende
Ermittlungen beeinträchtigen, und hier ging es nicht darum, Bellsey eine Lektion zu erteilen, sondern den Mörder von Ellerbee zu Anden.
Delaney hatte im Moment andere Sorgen. Chefinspektor Suarez fragte bei ihm in einem geradezu verzweifelten Ton an, ob die Aufklärung nicht endlich Fortschritte mache. Delaney konnte ihm nur sagen, dass der Durchbruch auf sich warten lasse, dass eine oder zwei weitere unbedeutende Hinweise zu registrieren seien, und ihm vorschlagen, zwecks Erörterung des Standes der Ermittlungen mit ihm zusammenzutreffen. Dies sollte am Mittwoch um 21 Uhr bei Delaney zu Hause stattfinden.
»Falls Ihre Frau mitkommen möchte, Monica würde sich sehr darüber freuen, Mr. Suarez«, Schloss er das Gespräch.
»Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. Delaney, wenn wir jemand für die Kinder besorgen können, begleitet sie mich gewiss gern in Ihr so behagliches Haus.«
Delaney erzählte alles seiner Frau und merkte an: »Der Bursche bringt die Kollegen im Präsidium mit seiner gewählten Ausdrucksweise, die er manchmal an den Tag legt, bestimmt noch auf die Palme.«
»Wir haben übrigens ebenfalls eine Einladung bekommen. Diane Ellerbee hat Boones und uns für den kommenden Samstag nach Brewster eingeladen. Ich sagte, ich müsste dich erst fragen. Boones würden gerne fahren. Soll ich Diane also sagen, dass du mit Samstag einverstanden bist?«
»Diane? Seit wann bist du so intim mit der?«
»Wir haben viele gemeinsame Interessen«, sagte Monica herablassend, »und ich sehe nicht ein, weshalb wir uns nicht beim Vornamen nennen sollten.«
»Ach nein, was verbindet euch denn so innig?«
»Sie ist eine ungemein gescheite Person.«
»Na, ich will lieber nicht weiterfragen. Meinetwegen sage ihr, wir nehmen dankbar an. Gibt es da etwas zu essen?«
»Selbstverständlich. Sie hat was von einem kalten Büfett am frühen Abend erwähnt.«
»Kaltes Büfett?« brummelte er. »Da kann ich ja gleich in eine Cafeteria gehen.«
Punkt neun Uhr am Mittwochabend traf das Ehepaar Suarez bei Delaneys ein, gekleidet in — wie Delaney sich später ausdrückte — »ihre Sonntagnachmittagsspaziergehkleider«. Man setzte sich im Wohnzimmer um den Kamin, in dem ein bescheidenes Feuer brannte, machte Konversation über das Wetter — derzeit kalt —, über Kindererziehung — durchaus nicht einfach —, die Fleischpreise — exorbitant. Anfangs war Mrs. Suarez recht schweigsam, doch verschwand ihre Schüchternheit nach zwei von Delaney bereiteten heißen Rum-Toddies, und sie glänzte förmlich.
Monica brachte etwas von ihren Weihnachtsleckereien zum Vorschein, Datteln gefüllt mit Mandelcreme, eingerollt in Blätterteig und gebacken. Rosa probierte eine und verdrehte hingerissen die Augen. »Bitte das Rezept«, verlangte sie.
Monica erhob sich lachend. »Kommen Sie mit in die Küche. Da können wir uns gegenseitig unsere Geheimnisse anvertrauen. Sollen diese alten Käuze hier allein krächzen.«
Delaney führte Suarez ins Arbeitszimmer und bot Zigarren an.
Suarez begann: »Ich will Ihnen gleich zu Anfang sagen, dass ich nicht mehr so viele Leute mit dem Mordfall Ellerbee beschäftigen kann wie bislang, Mr. Delaney. Das ist jetzt vier Wochen her, und vorzuzeigen haben wir nichts. Seither hat sich sehr viel Neues ereignet, womit wir uns befassen müssen. Ich will damit sagen, Sie und die Ihnen zugeteilten Beamten sind ab jetzt unsere einzige Hoffnung. Sie verstehen gewiss, dass ich nicht verhindern konnte, dass der Fall Ellerbee vom Präsidium aus nicht mehr weiterverfolgt wird?«
»Aber gewiss «, sagte Delaney, »Ich schätze, dass Sie täglich vier Kapitalverbrechen neu zu verfolgen haben, und dass Sie nicht wochenlang in einem Fall wie dem von Ellerbee ermitteln können. Glauben Sie mir, Mr. Suarez, das ist schon immer so gewesen. Es ist ein Problem, mit dem jeder Chefinspektor sich herumschlagen muss.«
»Sie sagten am Telefon etwas von einigen wenigen Hinweisen ohne besondere Bedeutung?«
»Ja. Mehr haben wir noch nicht.« Und er sagte, Isaac Kane und Sylvia Otherton seien definitiv als Tatverdächtige eliminiert worden.
»Bleiben noch vier der für gewalttätig geltenden Patienten übrig, von denen einer gestanden hat. Dieses Geständnis halte ich jedoch für wertlos. Immerhin muss man das noch überprüfen. Die Alibis der drei anderen werden noch untersucht. Im Moment scheint mir die Yesell noch die meistversprechendste. Wie es scheint, hat die Mutter gelogen, als sie sagte, sie sei den ganzen Abend
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