Die vierte Todsuende
und marschierte schnurstracks in die Redaktion auf der 14. Straße. Und siehe da, im Archiv der Zeitschrift fand sich ein schönes Foto von Ronald J. Bellsey, das Calazo sich, nach Vorzeigen seiner Dienstmarke und dem Versprechen, es zurückzugeben, auslieh. Er machte sich nicht die Mühe, darum zu bitten, Bellsey hiervon nichts zu sagen. Mochten Sie es dem Lumpenhund ruhig verraten, es würde ihm guttun, sich den Kopf zu zerbrechen.
Dann beschattete Calazo, abgelöst von Sergeant Boone, wann immer dieser Zeit fand, den Fleischgroßhändler eine Woche lang. Dabei stellte sich heraus, dass Bellsey drei Kneipen bevorzugte: Den ›Walfischschwanz‹ auf der 11. Avenue, eine Taverne unweit vom Madison Square Garden und eine in der 52. Straße.
Ferner stellten sie fest, dass Bellsey zweimal die Woche eine chinesische Nutte frequentierte, die in einer Absteige auf der 23. Straße hauste. Die Chinesin war polizeibekannt, dazu nicht mehr die Jüngste, und Calazo kalkulierte, dass sie pro Freier nicht mehr als 20 Dollar verdiente. Zunächst ließ er sie in Frieden, vermerkte nur ihre Personalien samt Telefonnummer in seinem Bericht für Boone. Er lenkte seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die drei vorgenannten Kneipen.
Hier verkehrten vorzugsweise Leute, die mit dem Boxsport zu tun hatten, Trainer, Manager, Agenten, Buchmacher, Schlachtenbummler, und auch aktive Boxer. In allen drei Kneipen waren die Wände mit Fotos lebender und verstorbener Fighter tapeziert, ferner mit Andenken wie blutverschmierten Boxhandschuhen, Hosen, Schuhen und Bademänteln.
Calazo unterrichtete sich auf den zuständigen Polizeirevieren darüber, wie häufig und aus welchem Anlass die Polizei dort hin gerufen worden war. Normalerweise hätte das viel Zeit in Anspruch genommen, doch Benny Calazo hatte auf allen Revieren alte Freunde sitzen und bekam die gewünschten Auskünfte innerhalb zweier Tage. Nachdem er aus dem ihm überlassenen Material sämtliche Großschlägereien, Belästigungen durch Betrunkene, versuchte Vergewaltigungen und einen Fall von Exhibitionismus ausgesondert hatte, blieben ihm vier unaufgeklärte Fälle von Gewaltanwendung, die ähnlich verlaufen waren wie der Überfall auf den Kollegen Hogan.
In allen vier Fällen hatte man einen schwer zusammengeschlagenen Mann unweit einer der Kneipen auf der Straße aufgelesen, und keiner davon war imstande, seinen Angreifer zu identifizieren. Alle hatten zuvor in einer jener drei Kneipen etwas getrunken.
Indem er Bellseys Foto herumzeigte, bekam Calazo von Wirten, Kellnern und Stammgästen über Bellsey eine Menge zu hören, und nichts davon war gut. Calazo war davon überzeugt, dass Bellsey jene vier unaufgeklärten Überfälle ebenso verübt hatte wie den auf Hogan. Er bezweifelte allerdings, dass es jemals genügend Beweise geben würde, mit deren Hilfe man Bellsey zur Rechenschaft ziehen könnte.
Er verlor dabei nicht aus dem Auge, dass seine eigentliche Aufgabe war festzustellen, ob Bellsey zur Tatzeit des Mordes an Ellerbee wirklich daheim gewesen war, wie er behauptete. Seine Frau hatte Hogan immerhin gesagt, sie habe ihren Mann zwischen 20 Uhr 30 und 23 Uhr nicht wirklich gesehen. Was aber nicht bedeuten musste, dass er unterdessen das Haus verlassen hatte. Calazo nahm sich nicht nur vor, dieses Rätsel zu lösen, sondern Bellsey einen Denkzettel dafür zu verpassen, dass er Hogan zusammengeschlagen hatte. Hogan war zwar kein großes Licht, aber er war immerhin ein Kollege, und Calazo bedeutete das was. Kam hinzu, dass er persönlich eine Abneigung gegen Leute wie Bellsey empfand, die glaubten, sie könnten sich mit ihren Ellenbogen auf die linke Tour durchs Leben boxen, ohne je die Rechnung präsentiert zu bekommen. Calazo, der die direkte Aktion in allen Fällen bevorzugte, dachte sich also aus, wie man es Bellsey heimzahlen könnte. In diesem Zusammenhang war es auch nützlich, dass ihn keine drei Wochen mehr von der Pensionierung trennten'. Er würde seine Laufbahn krönen, indem er einem widerlichen Lumpenhund einen Denkzettel verpasste, einen Kollegen rächte und mit etwas Glück gleich auch noch herausbekam, wer jenen Doktor Ellerbee so brutal mit einem Treibhammer erschlagen hatte.
Hätte Delaney von den Plänen seines Helfers Calazo gewusst, er hätte den Detektiv gut verstanden und seine Absichten als Privatmann sogar gebilligt, doch als Ermittler im Mordfall Ellerbee hätte er ihn von Stund an nicht mehr beschäftigt. Persönliche Abneigung konnte die
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