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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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über mit der Tochter zusammen gewesen. Derzeit sind zwei meiner Leute dabei, Licht in die Angelegenheit zu bringen.«
    »Man könnte also doch von gewissen Fortschritten sprechen?«
    »Da habe ich meine Zweifel. Immerhin sondern wir aus den Möglichen die Wahrscheinlichen aus. Und das könnte man vielleicht wirklich als Fortschritt bezeichnen.«
    Suarez paffte schweigend an seiner Zigarre. Endlich sagte er: »Und was geschieht, falls…«
    Delaney brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Lassen Sie sich warnen, Chefinspektor, solche Fragen können Sie um den Verstand bringen. Meiner Meinung nach scheiden Kane und Otherton klar aus, und zwar aufgrund gewissenhafter Ermittlungen. Plus etwas Glück. Was aber, wenn Kane doch Ellerbee erschlagen hat und mit dem Taxi zu Beeles gefahren ist? Die erinnern sich selbstverständlich, dass er an jenem Freitagabend bei ihnen war, aber den genauen Zeitpunkt seiner Ankunft wissen sie nicht. Und falls die Otherton von außerhalb des Hauses bei ihrem Portier angerufen und nach der Post gefragt hat? Was, wenn sie Ellerbee ermordet und das Gespräch von seinem Apparat geführt hat? Bloß, um sich ein Alibi zu verschaffen? Ich will damit weiter nichts sagen, als dass Ihnen solche Was-wäre-wenn-Fragen tatsächlich den Rest geben können. Sicher, ein Spürhund muss Phantasie entwickeln, aber, wie meist immer, ist auch davon zu viel eher schädlich.«
    Suarez lächelte bekümmert.
    »Sie haben nur allzu recht, es ist eine Lektion, die ich noch lernen muss. Es ist ein Fehler, anzunehmen, dass alle Verbrecher überdurchschnittlich intelligent sind. Die meisten sind zum Glück eher dumm.«
    »So ist es«, stimmte Delaney zu, »nur gibt es eben auch einige sehr gescheite. Schließlich geht es um ihren Kopf. Ich bin der Meinung, dass wir in unserem Beruf auf einem sehr dünnen Strich balancieren, der die unbestreitbaren Tatsachen von den Was-wäre-wenn-Fragen trennt. Manchmal hilft da nur noch beten.«
    »Aber Sie sind doch nach wie vor davon überzeugt, Edward, dass der Fall Ellerbee zu lösen ist?«
    »Wäre das nicht so, ich hätte es sowohl Ihnen als auch Thorsen schon gesagt und mich zurückgezogen. Ich habe so ein Gefühl, als spitzten sich die Dinge merklich schneller zu. Zwei Verdächtige haben wir schon ausgesondert, und weitere werden folgen.«
    Suarez fragte seufzend: »Und wenn alle sechs ausfallen, was wird dann?«
    Delaney verzog grimmig den Mund. » Schon wieder eine Was-wäre-wenn-Frage. Falls alle sechs ausscheiden, weiß ich einfach nicht, was ich tun werde. Wir wissen, irgendwer hat Ellerbee getötet. Falls kein Patient der Mörder war, müssen wir uns anderswo nach ihm umsehen.«
    Suarez blickte ihn neugierig an. »Ans Aufgeben denken Sie wohl nie?«
    »Nein, nie. Nach allem, was wir wissen, war Doktor Ellerbee ein hochanständiger Mann, der ein sehr nützliches Leben geführt hat. Und der Gedanke, jemand könnte ihn umgebracht haben und dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, der widerstrebt mir aufs äußerste.«
    »Ich wollte nur, wir hätten mehr Zeit für die Aufklärung zur Verfügung.«
    »Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen«, versetzte Delaney entschlossen. »Ich habe zwei Jahre an der Aufklärung einer Vergewaltigung mit Todesfolge gearbeitet und den Täter endlich doch noch überführt. Mir ist bewusst, dass Ihre Karriere an der baldigen Aufklärung dieses Falles hängt, aber ich sage ihnen: Dauert es länger und nimmt man mir die Hilfskräfte, die Sie mir zugeteilt haben, dann suche ich den Mörder auf eigene Faust, egal, wie lange es dauert.«
    »Was denn, egal, wie lange es dauert?«
    »So lange nun auch wieder nicht; hartnäckig bin ich, aber kein Romantiker. Jedenfalls halte ich mich nicht für einen. Es mag der Moment kommen, an dem ich mich geschlagen geben muss. Das verkrafte ich dann schon. Aber jetzt sollten wir mal nach den Damen sehen.«
    Die Damen saßen im Wohnzimmer nebeneinander auf dem Sofa und fanden augenscheinlich Gefallen aneinander.
    »Sie müssen recht bald wiederkommen«, sagte Mrs. Delaney gerade. »Über die Feiertage passt es schlecht, da kommen die Kinder, aber bald danach.«
    »Und dann kommen Sie zu uns. Rosa macht eine Paella, einfach himmlisch«, sagte Suarez.
    »Ich habe den Verdacht, dass diese Freundschaft dazu führt, dass wir unmäßig zunehmen«, sagte Delaney. »Wo habt ihr beiden euch eigentlich kennengelernt?«
    »Rosas Eltern hatten in East Harlem eine Bodega. Die wurde überfallen, und damals hat

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