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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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schäbige Mietshaus, in welchem Harold Gerber hauste, war nicht festtäglich geschmückt. Die Fassade bröckelte mehr und mehr ab, sie war von einer Art klebrigem Schleim überzogen, der stank wie Aussatz.
    Keisman stimmte »Du liebes Städtchen Bethlehem« an, wogegen Jason protestierte und statt dessen »Kommt her, all Ihr Gläubigen« vorschlug.
    Gemeinsam mit Gerber und einer Sechserpackung Dosenbier lungerten sie in Gerbers Bude herum, alle drei dick angezogen, Wollmützen auf dem Kopf, Handschuhe an den Händen. Es war kalt, und sie konnten ihren Atem als Dampfwolke betrachten.
    Jason sagte: »Nun alles noch mal von vorn.«
    »Herr im Himmel«, klagte Gerber, »muss das wirklich sein?«
    »Aber gewiss doch, Junge«, entgegnete Keisman lässig. »Du bist doch bloß darauf aus, über den Winter eingesperrt zu werden und Weihnachten in einer geheizten Zelle zu verbringen, stimmt's? Du behauptest, du hast Ellerbee umgebracht, und das mag ja auch sein, aber ebenso gut kann es sein, dass du bloß versuchst, uns zu verarschen.«
    »Du musst dir doch mal überlegen, Harold«, erklärte ihm Jason, »dass wir ziemlich arm aussehen, wenn wir dich einlochen, und dann stellt sich hinterher heraus, dass du uns angeschissen hast.«
    »Na, dann setzt mal ein Geständnis für mich auf, egal, wie ihr das formuliert, ich unterschreibe unbesehen.«
    Keisman wehrte ab: »Nein, Junge, so geht das nicht. Du musst es uns schon selber diktieren. Also, du bist damals mit dem Taxi zu Ellerbee gefahren?«
    Gerber: »Ja.«
    Jason: »Was für eine Sorte Taxi war das? Gelbe? Checker? Mini?«
    Gerber: »Weiß ich nicht mehr.«
    Keisman: »Wie lange hast du für die Fahrt gebraucht?«
    Gerber: »Zwanzig Minuten vielleicht.«
    Jason: »Wo hat das Taxi dich abgesetzt?«
    Gerber: »Genau vor Ellerbees Haus.«
    Keisman: »Und wie bist du reingekommen?«
    Gerber: »Geklingelt hab ich. Und als er fragte, ›wer ist da‹, sagte ich: ›Gerber, Herr Doktor, ich muss Sie unbedingt sprechen‹. Da hat er mich rein gelassen.«
    Jason: »Den Hammer hattest du schon dabei?«
    Gerber: »Klar. Damit wollte ich Ellerbee doch kaltmachen. Es war eben vorsätzlicher Mord.«
    Keisman: »Nun erzähl uns noch mal, wo du den Hammer herhattest.«
    Gerber: »Den hab ich in dem Laden am Sheridan Square mitgehen lassen.«
    Jason: »So einfach unter die Jacke gesteckt?«
    Gerber: »Wie denn sonst?«
    Keisman: »Wir haben uns da erkundigt. Es wird zwar viel geklaut bei denen, aber einen Treibhammer vermissen sie nicht.«
    Gerber: »Die können ihren Arsch nicht von ihrem Ellenbogen unterschieden.«
    Jason: »Na schön. Du bist jetzt in Ellerbees Haus, den Hammer hast du dabei. Was passiert als nächstes?«
    Gerber: »Na, raufgegangen bin ich.«
    Keisman: »In deinen Stiefeln?«
    Gerber: »In diesen Stiefeln hier. Es schiffte doch wie verrückt. Denkst du, ich wäre barfuß gegangen?«
    Jason: »Bist du im Haus jemandem begegnet?«
    Gerber: »Bloß Ellerbee. Er machte mir die Tür auf.«
    Keisman: »Er war allein?«
    Gerber: »Allein, ja.«
    Jason: »Hast du was zu ihm gesagt?«
    Gerber: »Nee, bloß ›Hallo‹. Er fragte: »Was gibt es denn?‹ Und da habe ich ihm auch schon eins übergebraten.«
    Keisman: »Dabei stand er dir gegenüber?«
    Gerber: »Er sah mich an.«
    Jason: »Und wie oft hast du zugeschlagen?«
    Gerber: »Zwei-, dreimal. Ich weiß nicht mehr genau.«
    Keisman: »Und wo hast du ihn getroffen?«
    Gerber: »Na, auf die Stirn, ziemlich weit oben. Nicht auf die Schädeldecke, sondern auf die Stirn.«
    Jason: »Und er fiel um?«
    Gerber: »Wie ein Sack.«
    Keisman: »Auf den Rücken.«
    Gerber: »Ja, auf den Rücken.«
    Jason: »Und was hast du dann gemacht?«
    Gerber: »Na, ich sah, der Bursche ist hin, da…«
    Keisman: »Du hast also nicht noch mal zugeschlagen, als er am Boden lag?«
    Gerber: »Wozu sollte ich? Der Kerl war doch schon abgekratzt. Ich kenne mich da aus, ich hab reichlich Tote gesehen. Ich habe gleich kehrtgemacht und mir ein Taxi gesucht.«
    Jason: »Und wo hast du den Hammer gelassen?«
    Gerber: »Hab ich doch schon gesagt. In einem Mülleimer auf der 8. Straße.«
    Keisman: »Und weshalb hast du ihn überhaupt hingemacht, Harold?«
    Gerber: »Wie oft soll ich das noch sagen? Der Hund war einfach zu neugierig. Der wusste nach einer Weile zu viel von mir. Und jetzt gebt mal 'ne Dose Bier rüber.«
    Die drei saßen schweigend; die beiden Beamten betrachteten aufmerksam Gerbers Gesicht mit den entzündeten Lidern. Wie gewöhnlich war er

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