Die vierte Todsuende
Unterschrift unter ein Protokoll leisten. Eine neue Routineangelegenheit, aber Sie wissen schon, was sein muss, muss sein.«
»Ein Protokoll? Hat es was mit dem Tod von Doktor Ellerbee zutun?«
»Ganz recht. Es handelt sich um ihre Aussage, ihr Zusammensein mit Ihnen im Laufe des fraglichen Freitagabends betreffend. Wo kann ich Ihre Mutter erreichen?«
» Sie ist zum Bridge gegangen.«
»Ist sie dort telefonisch erreichbar.«
»Heute ist Mrs. Ferguson dran.«
»Die Telefonnummer bitte«, beharrte er.
Sie gehorchte nach einigem Zögern, und er notierte die Nummer mit einem Kugelschreiber auf dem Handrücken. »Haben Sie vielen Dank, Miss Yesell.«
Kurz darauf traf er Helen beim Honda. »Die Adresse habe ich«, sagte sie.
»Und ich Namen und Telefonnummer. Jetzt können wir unser Geschäft eröffnen.«
Auch Delaney war in optimistischer Stimmung, als er am folgenden Morgen mit seiner Frau und dem Ehepaar Boone Richtung Brewster aufbrach, um Mrs. Diane Ellerbee den versprochenen Besuch abzustatten. »Sieht ja aus, als bekämen wir einen herrlichen Tag«, meinte er. Und so war es denn auch. Der Himmel blau und leicht wie ein Schmetterlingsflügel, die Sonne eine glühende Herdplatte, und im Osten konnte man bei genauem Hinsehen noch den Mond gewahren. Die Luft ging frostig scharf, und die ganze Welt sah überhaupt wie frisch lackiert aus.
Zwar herrschte dichter Verkehr, doch kamen sie überraschend gut voran; sie unterbrachen die Fahrt ein einziges Mal, nämlich an der Tankstelle in Brewster, wo sie nach der Lage von Ellerbees Haus fragten, die Damen sich frischmachten und Delaney seinem Sergeant beim Tanken zusah. Von nun an ging es auf schmalen Feldwegen weiter, vorbei an den obligaten Briefkästen, die je nach Geschmack die Form von Windmühlen, Burgen, Modellflugzeugen und so fort hatten.
»Sehr hübsch, diese Dinger«, bemerkte Delaney »Was wohl Ellerbees für einen Briefkasten haben? Ich tippe auf eine schwarze Ledercouch mit roter Fahne.«
Ellerbees Briefkasten war aber ein völlig konventioneller Behälter aus Aluminium und markierte die Einmündung der Anfahrt, welche durch ein lichtes Gehölz zum Wohnhaus und den Nebengebäuden führte. Der Weg stieg leicht an, nicht so sehr, dass man hätte sagen können, das Haus stehe auf einem Hügel, aber doch soweit herausgehoben, dass man von dort einen weiten Blick über die bewegte Landschaftgenoß.
Boone stellte den Wagen vor der Dreiergarage ab, wo bereits ein staubbedeckter VW und Ellerbees Jeep standen. Das Garagentor war geöffnet, und man sah drinnen den Jaguar des Doktors und den silbergrauen Mercedes seiner Frau.
»Den Mercedes muss ich mir genauer ansehen«, verkündete Delaney, »ein wahres Prachtstück.« Zusammen mit Boone ging er in die Garage, während die Damen sich gemächlich über die gekieste Auffahrt und einen plattierten Weg dem Hause näherten. Die Männer begutachteten beide Autos mit Bewunderung.
»Für mich den Jag«, sagte Boone dann und fügte lachend an: »Stellen Sie sich vor, Sir, ich rausche damit zum Revier. Dann wüssten alle sofort: Ah, der Boone, der hat sich kaufen lassen.«
Delaney verfolgte andere Gedanken. »Ich frage mich, warum sie den Jaguar nicht längst verkauft hat? Wer braucht schon einen Mercedes und einen Jaguar?«
»Vielleicht findet sich nicht so leicht ein Käufer. Ich zum Beispiel könnte mir nur den alten Käfer leisten, der da draußen steht. Wem mag der wohl gehören?«
Die Männer gingen nun auch zum Haus, die Tür stand offen. Auf der Schwelle begrüßte sie Doktor Samuelson.
»Jetzt wissen Sie, wem der Käfer gehört«, flüsterte Delaney dem Sergeant zu.
Im Haus war es behaglich warm, es roch nach gutem Essen und nach Kaminfeuer. Delaney schnupperte prüfend. »Ah, Knoblauch. Wie gut, wie gut.«
»Ihr Glück«, begrüßte Mrs. Ellerbee ihn lachend, »was da brutzelt, ist nämlich Boeuf bourguignon, und meine Köchin liebt Knoblauch über alles. Dafür gibt es aber im Salat frische Petersilie und insofern einen gewissen Ausgleich. Und jetzt darf ich uns allen einen Drink zurechtmachen, bevor wir mit der Hausbesichtigung beginnen, ja?« Und sie deutete auf eine mit Flaschen reich bestückte Anrichte.
Der Wohnraum war nicht übermäßig groß, doch geräumig genug für einen aus Natursteinen gemauerten Kamin; die sichtbaren Deckenbalken passten gut dazu. Der Fußboden war mit unregelmäßig breiten Dielen belegt, die Rückwand bildeten verglaste Türen, die den Blick auf den geplätteten
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