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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Patio und das Schwimmbecken freigaben. Der Pool war leer und abgedeckt.
    Sowohl für das große Schlafzimmer im Parterre als auch für die beiden Gästezimmer im Oberstock gab es jeweils ein eigenes Bad; die Küche wirkte trotz hochmoderner Einrichtung wohnlich, besonders, da ein Gewächshaus daran gebaut worden war.
    Das Speisezimmer beherrschte ein mächtiger Tisch, dessen aus einer einzigen Planke bestehende Platte dick genug war, einer Kanonenkugel standzuhalten.
    Man sah überall genau, wie viel Mühe und Geld für die Einrichtung des Hauses verwendet worden waren, und Delaney sagte später zu seiner Frau, er habe eigentlich nichts gesehen - Möbel, Teppiche, Gemälde und so fort -, was er nicht auch gern besitzen würde.
    Am meisten allerdings beeindruckte die Gäste die formlose Behaglichkeit, die das alles ausstrahlte — die Mischung aus warmen Farben, poliertem Holz, Messing und Kupfer. Man begriff sofort, dass dieses Haus einem Großstadtbewohner als der wahre Himmel erscheinen musste. Während er dies alles in sich aufnahm, wuchs Delaneys Verständnis für den Zorn und den Rachedurst von Mrs. Ellerbee, und dafür, welch furchtbarer Schlag der Mord für sie gewesen sein musste. Er wusste nur zu gut, dass man an solch einem Besitztum nur Freude hat, wenn man seinen Zauber teilen kann, und hielt es für möglich, dass seit Ellerbees Tod auch das Haus seinen Reiz weitgehend eingebüßt hatte. Für Diane Ellerbee waren das, was sie jetzt sah, nur noch kalte Gegenstände.
    Die Damen bemühten sich in ihre Mäntel und begaben sich in den Patio und den daran anschließenden Garten. Dr. Samuelson hielt sich nahe zum Kaminfeuer, aber Boone und Delaney benutzten ebenfalls die Gelegenheit, sich draußen umzusehen. Im Frühling durfte das hier ein wahres Paradies sein, überlegten sie.
    Sie umrundeten das Wohnhaus, das Schwimmbecken und den Garten und näherten sich einem kleinen Gehölz, die Schultern hochgezogen, die Hände in den Taschen. Sie kamen an einen Bach, der sein an den Rändern von Eis glitzerndes Wasserband mitten durch das Grundstück zog.
    »Ob da Forellen drin sind?« fragte Boone.
    »Könnte sein. Kommt darauf an, wo das Wasser herkommt und wo es hinfließt. Ich frage mich, ob man hier im Sommer auch baden kann?«
    Er nahm einen kleinen Stein auf und warf ihn ins Wasser, dessen Tiefe sich gleichwohl nicht schätzen ließ.
    Im Hause hatten derweil alle ihr zweites Glas genommen und umringten den Kamin. Noch war früher Nachmittag, doch der Himmel war schon grau und die Sonne matt.
    »Ich hole uns jetzt ein paar Horsd’oeuvre «, kündigte Mrs. Ellerbee an. »Marta und Jan waren den ganzen Vormittag mit Kochen und Anrichten beschäftigt, und ich habe ihnen den Nachmittag freigegeben. Schließlich können wir ja für uns selber sorgen, meinen Sie nicht?«
    Delaney war sogleich einverstanden. »Wir sind beide gut dressiert, Madam. Wie kann ich behilflich sein?«
    »Überhaupt nicht. Sie sollen nur essen. Julie, kommen Sie mit in die Küche.« Sie ging voran, und Dr. Samuelson folgte willig. Was dann aufgetischt wurde, war ein Sortiment meist süßsauer eingelegten Gemüses, aber es gab auch gefüllte Oliven, geräucherten Lachs, verschiedene Sorten Käse, Salzgebäck, Hühnerleber in Weinsauce, papierdünne Scheiben Parmaschinken, Sardinen in Öl.
    »Jetzt ist es um meine Diät geschehen«, seufzte Rebecca Boone.
    »Lassen Sie bitte noch Platz für das Abendbrot«, ermahnte Diane Ellerbee lachend, worauf sie von Mrs. Delaney zu hören bekam: »Keine Sorge, mein Mann wird allen Erwartungen gerecht. Für solche Horsd’oeuvre würde er sein Leben geben.«
    «Mögen wir leben und gedeihen«, bestätigte Delaney, »ein solcher Räucherlachs gibt mir den Glauben an das Gute zurück.«
    Endlich waren alle gesättigt und machten abwehrende Handbewegungen.
    Als Mrs. Ellerbee forsch sagte: »Nun, lassen Sie uns abräumen Julie«, war Delaney bereits auf den Füßen, bevor Dr. Samuelson sich aufrappeln konnte. Delaney sagte denn auch zu ihm:
    »Nun lassen Sie mich mal, Doktor. Verdauen Sie in aller Ruhe. Ich verstehe mich darauf. Das ist das Verdienst meiner Monica.« Zusammen mit der Gastgeberin räumte er ab, wobei er seine Fertigkeit demonstrierte, indem er drei bis vier Platten gleichzeitig davon schleppte.
    In der Küche fand er Grund, Mrs. Ellerbees Tüchtigkeit zu bewundern. Die Reste verschwanden sämtlich säuberlich eingewickelt in separaten Behältern; Teller und Bestecke wurden rasch im

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