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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Schnellgerichte angepriesen wurden. Der Hunger trieb ihn in die Kneipe.
    Drinnen war es, wie er vermutet hatte — fast ein richtiges Schlachthaus. Die Wände mannshoch gekachelt, und die weißen Kacheln waren fettverschmiert, das Fett trieb in Schwaden übelriechend vom Grilltisch herein. Entlang einer Seite verlief eine altmodische Bar aus Mahagoni, gegenüber von ihr standen Tische und Stühle. Von der blechbeschlagenen Decke baumelte an zwei Ketten ein Fernsehgerät. Musikbox und Zigarettenautomat vervollständigten die Einrichtung. Der Grilltisch stand im Hintergrund und wurde von einem feisten Schwarzen überwacht, dessen Schweiß auf die Bratwürste tropfte.
    Bellsey saß an der Bar, im Gespräch mit zwei Männern. Alle hatten Bier und Schnaps vor sich stehen. Hogan suchte sich gegenüber einen Platz, nachdem er eine Schachtel Zigaretten gezogen hatte.
    Für die Tageszeit war die Kneipe gut besucht. Gegen Mitternacht würde sie vermutlich gerammelt voll sein. Bellsey war der bestangezogene Gast hier, die anderen Kunden waren augenscheinlich Lagerarbeiter, Stauer, Seeleute, Streuner. Einer lag mit dem Kopf auf der Tischplatte und schlief seinen Rausch aus.
    Hogan war unerfindlich, was einen gutsituierten Mann wie Bellsey veranlassen konnte, einen solchen Schuppen aufzusuchen. Bis er sah, dass die Wand hinter der Bar mit gerahmten Fotos von Boxern schier tapeziert war. Fotos mit Autogrammen, von ehemaligen, verstorbenen, aber auch von noch aktiven Boxern — fast alle im Dress, mit Boxhandschuhen, in furchterregender Pose. Hogan erinnerte sich, dass Jason gesagt hatte, Bellsey habe ehedem geboxt, es war also möglich, dass er herkam, um sich über Boxer und Boxkämpfe zu unterhalten. Die Männer, mit denen er sich unterhielt, und auch der Barkeeper sahen allesamt wie ehemalige Boxer aus: breite Schultern, eingedrückte Nase, Blumenkohlohren. Sie wirkten jedenfalls so, als könnten sie Hogan ohne weiteres am Schlafittchen packen und durchs Fenster schmeißen.
    Unterdessen war eine Bedienung an seinen Tisch getreten, eine ältliche Schlampe in elastischen Strümpfen, mit einer Warze am Kinn, aus der Haare wuchsen. Bei der bestellte er Flaschenbier und Buletten, vorsichtshalber gleich mehrere, die er aber nur mit Widerwillen herunterwürgte, so scheußlich schmeckten sie. Sogar die Gewürzgurke schmeckte grauenhaft — wie konnte man eigentlich eine Gewürzgurke verderben?
    Bellsey stand jetzt nur noch allein an der Theke und schwatzte mit dem Wirt. Hogan nahm die zweite Flasche Bier samt Glas und hockte sich an die Theke. Bellsey und der Wirt stritten darüber, ob Dempsey oder Louis sich besser auf rechte Haken verstanden hatte.
    Hogan nahm einen Schluck Bier und machte einen Anbiederungsversuch: »Wie wär's denn mit Marciano?«
    Bellsey wandte sich zu ihm um. »Und wer hat dich um deine Meinung gefragt?«
    »Na, man kann doch wohl…«
    »Nichts kann man. Wir führen hier ein Privatgespräch.«
    Hätte Hogan etwas mehr Verstand besessen, er wäre aufgestanden, hätte bezahlt und wäre schleunigst gegangen. Er sah, dass er mit der Vermutung, Bellsey habe getrunken, durchaus richtig lag - Bellsey hatte vermutlich den ganzen Nachmittag schon schwer geladen.
    Nicht, dass er getorkelt wäre oder auch nur Mühe gehabt hätte, sich zu artikulieren, doch die blutunterlaufenen Augen sprachen Bände, ebenso die drohende Haltung, die er eingenommen hatte. Es sah aus, als brenne er darauf, in den Ring zu steigen und zehn Runden zu kämpfen.
    »Was glotzt du so, du Arschloch?« forderte er Hogan heraus.
    Hogan vergewisserte sich, ob er den Dienstrevolver dabei hatte. Eigentlich war das überflüssig, er ging nie unbewaffnet. »Sachte, sachte«, sagte er zu Bellsey, »so redet man doch nicht.«
    »Wenn dir das nicht passt, du stinkender Haufen, dann scher dich gefälligst anderswohin«, knurrte Bellsey.
    Der Wirt griff jetzt ein: »Langsam, Ron, immer mit der Ruhe. Ich will hier keinen Streit.«
    Die übrigen Gäste waren unterdessen verstummt; sie schauten allesamt in ihre Gläser, hielten die Ohren aber gespitzt.
    »Streit? Mit diesem kleinen Stinktier? Keine Sorge, Eddy«, prahlte Bellsey.
    »Sie da«, sagte der Wirt, »tun Sie mir den Gefallen, trinken Sie aus und machen Sie die Fliege.« Hogan begriff endlich. Er trank sein Glas leer, zahlte und ging, nicht ohne zuvor gewinselt zu haben: »Schöne Bude haben Sie hier.«
    »Arschloch!« rief Bellsey ihm nach. »Mieses Arschloch!«
    Hogan dachte auf dem Weg zu seinem

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