Die vierte Todsuende
von der Polizei Hut und Mantel.«
Calazo fuhr schnurstracks heim, setzte sich hin und schrieb seinen Bericht für Boone. Seine abschließende Bewertung des Falles: Isaac Kane sei der Mordtat nicht verdächtig, weitere Ermittlungen erübrigten sich.
Als er damit zu Ende war, las er alles noch mal durch und erging sich in müßigen Spekulationen über die Beziehungen zwischen dem Ehepaar Beele, Evelyn Packard und Isaac Kane, wischen Teresa Beele und ihrer Schwester, zwischen Evelyn und ihrem Schwager Beele. Zu seiner Frau sagte er später: »Das Leben ist wirklich eine kitschige Operette, Schatz. Was gibt es bei uns zu essen?«
Calazo war nicht der einzige, der sich an diesem Samstag für das Essen interessierte. Detektiv Hogan fragte sich sogar, ob er überhaupt etwas zu essen bekommen würde.
Für ihn war es ein langer Tag. Von acht bis neun beobachtete er das Haus, in dem Ronald Bellsey wohnte, und als er sich endlich entschlossen hatte, trotz und alledem irgendwo im Stehen einen Kaffee zu trinken und etwas zu essen, sah er Bellseys weißen Cadillac aus der Tiefgarage kommen.
Bellsey saß allein im Wagen, und Hogan folgte ihm in seinen Fleischgroßhandel auf der 18. Straße. Bellsey verschwand, nachdem er den Wagen auf der Straße abgestellt hatte, in dem Gebäude, und obwohl Hogan nicht ahnte, wie lange Bellsey sich an diesem Samstagmorgen in seinem Büro aufhalten würde, fand er, jetzt sei der Zeitpunkt günstig, sich Bellseys Frau vorzunehmen - in Abwesenheit ihres Mannes.
Hogan war nicht gerade eine Leuchte, und das wusste er auch. Deshalb hielt er sich peinlich genau an die Vorschriften in der Meinung, dann könne er keine Fehler machen. Das war zwar ein Irrtum, doch unterlief ihm kein Schnitzer, der so grob gewesen wäre, dass man ihn wieder zum Streifendienst verdonnerte.
Man konnte ihn nicht eigentlich dumm nennen, es fehlte ihm nur an Phantasie und mithin an der Fähigkeit, kriminalistischen Spürsinn zu entwickeln. Auch schadete es ihm, dass er der landläufigen Vorstellung von einem Detektiv in keiner Weise entsprach, denn er war klein, rundlich, glatzköpfig und sprach in winselndem Ton. Seine dritte Frau nannte ihn Sherlock, was ihn nicht die Spur belustigte.
Kaum also war Bellsey in seiner Firma verschwunden, fuhr Hogan zurück, um sich die Frau vorzunehmen. Da er nun schon mal die Beschattung Bellseys aufgegeben hatte, hätte er auch noch irgendwo halten und etwas zu sich nehmen können, doch zwei Gedanken gleichzeitig in seinem Kopf zu verfolgen, war ihm nicht gegeben.
Mrs. Lorna Bellsey ließ ihn ohne große Umstände in die Wohnung. Sie war so verwirrt, dass sie nicht einmal seinen Dienstausweis sehen wollte. Hogan hatte sich vorgenommen, sie einzuschüchtern, nahm mithin nicht einmal den Hut ab, denn mit Hut sah er immer noch mehr wie ein Detektiv aus als mit Glatze.
Mrs. Bellsey machte einen bejammernswerten Eindruck; ihr Haar war grau und dünn, das Zusammenleben mit Bellsey hatte sie sichtlich um jede Widerstandskraft gebracht hinzu kam, dass sie in ein weites, formloses Gewand gekleidet war, das mit seinen langen Ärmeln und dem hohen Kragen so viel als möglich von ihrer Figur verbarg. Hogan überlegte, wie sie wohl im Bett sein mochte. Wahrscheinlich machte sie beim Sex — ähnlich wie seine zweite Frau - Äußerungen wie: »Die Decke muss endlich mal gestrichen werden.«
»Mrs. Bellsey«, begann er, so schroff er konnte, »Sie wissen, weshalb ich hier bin. Ihr Mann ist in den Mordfall Ellerbee verwickelt, und wir glauben ihm nicht, dass er zur Tatzeit hier war, wie er behauptet.«
»Doch war er«, widersprach sie nervös, »ich war ja auch hier, ich muss es schließlich wissen.«
»Von wann bis wann?«
»Den ganzen Abend. Und nachts auch.«
»Und er ist keine Minute aus dem Haus gegangen?« Sie senkte den Blick. »Keine Minute.« »Er hat Ihnen eingeschärft, dass Sie das aussagen sollen.« »Nein, bestimmt nicht. Es ist wahr.« »Und falls Sie es nicht tun, hat er Ihnen Schläge in Aussicht gestellt, stimmt's?«
Jetzt zeigte sie eine Spur Kampfgeist. »Überhaupt nicht. Sie haben da ganz falsche Vorstellungen.«
»Meinen Sie. Aber wir haben in den Kneipen nachgefragt, die Ihr Mann aufsucht, und wo er ihm völlig fremde Menschen verprügelt. Wir hören uns auch noch weiter um. Und wissen Sie, was wir mit Ihnen machen, wenn sich herausstellt, dass Sie uns belügen?«
Sie antwortete nicht, presste vielmehr die Fäuste gegeneinander, dass die Knöchel weißlich
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