Die vierte Todsuende
Wagen: Ein echter Psycho, der hat bestimmt Ellerbee hingemacht. So beschäftigt war er in Gedanken mit dem Bericht, den er für Jason schreiben wollte, dass er die leise Schritte nicht wahrnahm, die ihm folgten. Der erste Schlag traf ihn in die Nieren, wuchtig, wie mit einem Vorschlaghammer geführt. Er rang nach Luft, stolperte und fiel hin. Er machte den Versuch, sich an einer Mülltonne festzuhalten, doch traf ihn ein Haken in der Herzgrube, und er landete endgültig in der Gosse. Nun tastete er nach seinem Revolver, doch bevor er ihn zu fassen bekam, wurde er von zahllosen Tritten getroffen, von schweren Schuhen, im Gesicht, am Hinterkopf und auf dem ganzen Körper. Das ging so weiter, bis er Bier und Buletten ausgekotzt hatte und endlich das Bewusstsein verlor.
Jason wurde aus dem Roosevelt-Hospital angerufen und davon benachrichtigt, dass ein Kriminalbeamter namens Hogan mit schweren Verletzungen eingeliefert worden sei. Das war gegen drei Uhr früh, und Jason fuhr zusammen mit Boone hin. Sie befragten Hogan, der zwar einigermaßen zusammengeflickt, aber nicht recht bei sich war, weil er stark wirkende Medikamente gegen seine Schmerzen bekommen hatte. Gegen 5 Uhr beschlossen sie, Delaney zu informieren. Das war Sonntag in der Frühe. Delaney befahl sie unverzüglich zum Rapport und stellte ihnen Kaffee in Aussicht.
Seine Frau fragte schlaftrunken: »Was ist denn jetzt wieder los, Edward?«
»Ich erzähl es dir später, Boone und Jason sind im Anmarsch. Schlaf weiter, Schatz.«
Als die beiden eintrafen, ging er mit ihnen in die Küche, er hatte einen alten ausgefransten Bademantel angezogen, und sein kurzes Haar stand zu Berge. Sein Kopf glich einem Kaktus.
Die große Kaffeemaschine blubberte, und im Backofen wurden tiefgefrorene Heidelbeertörtchen aufgebacken. Sie nahmen am Küchentisch Platz, und der Sergeant berichtete.
Hogan war von der Besatzung eines Streifenwagens im Rinnstein liegend gefunden und per Ambulanz in die Unfallstation verfrachtet worden. Erst dort entdeckte man seinen Revolver und seine Dienstmarke.
»Die hat man ihm also nicht weggenommen?« fragte Delaney scharf.
»Nein, Sir. Seine Waffe auch nicht.«
»Und die Brieftasche hatte er auch bei sich«, fügte Jason hinzu. »Samt Inhalt. Er wurde also nicht beraubt.«
»Kommt er durch?«
»Klar, Sir. Er hat zwar eine Nierenquetschung, ein paar gebrochene Rippen und jede Menge Blutergüsse, aber durchkommen tut er auf jeden Fall.«
»Am schwersten hat es wahrscheinlich seinen Stolz getroffen«, mutmaßte Jason.
»Nicht mehr als recht und billig«, brummte Delaney. »Wie kann er sich auch einfach so niederschlagen lassen? Haben Sie ihn gesprochen?«
»Ja, aber viel ist dabei nicht herausgekommen, er war benommen von den Spritzen.«
Boone gab Delaney einen Überblick über das Ergebnis der Befragung Hogans: Er habe Mrs. Bellsey dazu gebracht zuzugeben, dass sie am fraglichen Abend zwischen 20 Uhr 30 und 23 Uhr geschlafen habe und deshalb nicht bestätigen könne, dass ihr Mann ständig zu Hause gewesen war; er sei Bellsey in eine Kneipe auf der 11. Avenue gefolgt und dort mit ihm in einen Wortwechsel geraten; nach Verlassen der Kneipe sei er unversehens niedergeschlagen worden. »Er schwört darauf, dass Bellsey es getan hat«, Schloss Boone.
»Hat er ihn gesehen?« fragte Delaney. »Kann er ihn mit Sicherheit identifizieren?«
»Leider nein, Sir«, bedauerte Boone. »Er hat seinen Angreifer nicht gesehen, und gesprochen wurde dabei offenbar auch nicht.«
»Herr im Himmel, wie blöd kann man denn eigentlich sein!« Delaney war außer sich. »Hat sich jemand die Kneipe vorgenommen — wie heißt sie überhaupt?«
»›Zum Walfischschwanz‹, Sir. Ja. Unsere Leute haben sich da umgesehen, waren auch noch in anderen Kneipen in der Nähe, aber selbstverständlich hat keiner was gesehen und niemand kennt Bellsey. Ein totaler Reinfall, Sir.«
»Sollen wir Bellsey festnehmen, Sir?« fragte Jason.
»Wozu denn das?« Delaney war gereizt. »Der streitet doch alles ab. Und auch wenn die Gäste und der Wirt aussagen sollten, dass es in der Kneipe einen Wortwechsel gegeben hat, ist das noch lange kein Beweis dafür, dass Bellsey anschließend Hogan auf der Straße zusammengeschlagen hat. Ich rufe nachher Suarez an und sage, er soll den Vorfall vertuschen. Gegen Bellsey müssen wir mit anderen Methoden vorgehen.«
Boone überreichte Delaney mehrere gefaltete Bogen Papier. »Der Bericht von Calazo, Sir. Den hat er mir gestern Abend noch
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