Die vierte Zeugin
Titel:
Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg
Verhalten und Euren Zwischenrufen habt Ihr maßgeblich dazu beigetragen, dass die Lage eskaliert ist.«
Gespannt sah Charman zu Agnes Imhoff hinüber.
Sie wich seinem Blick nicht aus. Ihre Tränen waren versiegt, die Augen zu Schlitzen verengt, und durch ihren Körper ging ein angespanntes Zucken. Augustin von Küffen legte ihr besänftigend die Hand auf den Arm.
»Nun, da wir den Verhaltenskodex in diesem meinem Gerichtssaal nochmals klargestellt haben«, hob Hauser von neuem an, »will ich meinen Bescheid zusammenfassend wiederholen. Die Meinung, welche das vorgelegte Rechtsgutachten vertritt, wird vom Kölner Ratsgericht nicht anerkannt. Somit ist die Frage nach dem Anspruch auf Wiedergutmachung des Klägers durch die Beklagte unmissverständlich beantwortet, und es geht jetzt lediglich um die Höhe ebendieser Schadensersatzforderung. Ob diese Unterschrift nun erzwungen ist oder nicht, ist für diesen Fall völlig unerheblich. Es wäre zudem nicht das erste Mal, dass eine Verurteilte sich dieses Arguments bedient, um sich den Konsequenzen ihres Handelns zu entziehen.«
Bellendorf lachte auf und maßte sich jetzt sogar an, seinem Mandanten jovial auf die Schulter zu klopfen.
»Das sehe ich nicht so.«
Alle Köpfe im Saal fuhren herum.
Erneut erhob sich Gemurmel, so dass Richter Hauser wieder nach seinem Hammer griff, gewappnet, jede aufkommende Unruhe in seinem Gerichtssaal bereits im Keim zu ersticken.
Charman hatte geahnt, dass Augustin von Küffen ihm noch Kummer und Schwierigkeiten bereiten würde. Er ballte die Fäuste unter dem Tisch. Und nicht nur er, sondern der gesamte Saal musterte in diesem Augenblick ungläubig und mit erstauntem Gesicht den jungen Assistenten des Mathis von Homburg, der sich bei seinen Worten erhoben hatte und sich nun mit beiden Händen auf dem Tisch vor der Beklagtenbank abstützte, vornübergebeugt, den Kopf in den Nacken gelegt. Dem jungen Mann stand die Aufregung ins Gesicht geschrieben; es war gerötet und eine Schweißperle rann ihm die Schläfe hinab. Sein Atem ging schnell.
»Setzt Euch hin, Herr von Küffen! Was erlaubt Ihr Euch? Meint denn ein jeder hier, er könne Reden halten, wie es ihm beliebt?«, donnerte Hieronymus Hauser und ließ endlich seinen Hammer aufs Holz fahren, womit er Mathis von Homburg zuvorkam, der verärgert seinen Assistenten anblickte und nahe daran schien, ihn zu maßregeln.
»Lasst ihn sprechen«, rief Agnes Imhoff, »ich bitte Euch, Hoher Rat.«
»Frau Imhoff«, mischte sich nun auch ihr Anwalt ein, dem vor Erregung die Augengläser in den Schoß gefallen waren. »Er ist nur ein Assistent. Er weiß nicht, was er tut und redet …«
»Wollen wir das nicht herausfinden? Warum lasst Ihr ihn nicht sagen, was er zu sagen hat? Mit Eurer Hilfe allein sind wir nicht wirklich weit gekommen. Vielleicht tun meiner Verteidigung ein wenig junges Blut und frische Gedanken nicht schlecht?«
Einige im Gerichtssaal lachten auf.
Mathis von Homburg lief vor Zorn rot an und sah aus, als würde er im nächsten Augenblick explodieren. »Herr von Küffen. Auch ich befehle Euch, Euch wieder zu setzen. Seid Ihr von Sinnen? Was maßt Ihr Euch an?«
Fast schon entschuldigend blickte Augustin von Küffen auf seinen Mentor herab und sagte: »Herr von Homburg, ich bitte Euch. Es geht doch um Gerechtigkeit!«
»Ehrwürdiges Gericht, geschätzter Kollege von Homburg«, ergriff plötzlich Helmbert Bellendorf das Wort. »So lasst doch Euren jungen Assistenten von Küffen getrost vorbringen, was er zu vermelden hat. Wir alle wissen doch nur zu gut, dass es immer die schwierigen Fälle sind, die von ganz jungen und unerfahrenen Advokaten oder allwissenden Gehilfen gelöst werden. So gewiss auch dieser.«
Höhnisch grinste Bellendorf sein Gegenüber an.
»Er wird sich lächerlich machen, dieser Gernegroß, und das Verfahren nur noch mehr auf unsere Seite ziehen«, raunte Helmbert Bellendorf seinem Mandanten verschwörerisch zu und rieb sich dabei die Hände. Nun erst begriff Richard Charman das Ansinnen seines Anwalts. Langsam öffneten sich seine Fäuste, und er legte die feuchten Handflächen auf den Stoff seiner Beinkleider ab.
Dr. Hieronymus Hauser, dem ebenfalls der Ärger über das Betragen des jungen Assistenten deutlich ins Gesicht geschrieben stand, überlegte kurz und beschloss: »Die Prozessordnung sieht derlei zwar nicht vor, doch niemand soll von mir sagen können, ich hätte der Beklagten eine Möglichkeit vorenthalten, sich zu verteidigen. Sprecht
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