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Die vierte Zeugin

Die vierte Zeugin

Titel: Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja u.a. Kinkel , Oliver Pötzsch , Martina André , Peter Prange , Titus Müller , Heike Koschyk , Lena Falkenhagen , Alf Leue , Caren Benedikt , Ulf Schiewe , Marlene Klaus , Katrin Burseg
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Gattinnen eigentlich nicht für das belangen, was ihre Männer ausgegeben haben. Doch das weiß Helmbert Bellendorf nur zu gut, keiner besser als er, und wenn er trotzdem so siegesgewiss in die Gegend schaut, nun, dann muss es noch andere Umstände geben, die unseren Kölnern noch nicht bekannt sind.
    Die Imhöffin grüßt ihre Cousine Gerlin Metzeler und betritt mit ihr den Dom. Ungeachtet des Anlasses kann niemand leugnen, dass es sich bei den beiden um den schönsten Anblick von Köln handelt. Wäre er nicht auf eine Art zu Tode gekommen, die uns allen Rätsel aufgegeben hat, würde ich sagen, dass jeder Mann gerne in den Schuhen des verstorbenen Andreas gesteckt hätte. So eine Wahl zu haben, wer wünschte sich das nicht?
    Bis auf Seine erzbischöflichen Gnaden, versteht sich. Bischöfe anderen Ortes mögen es mit ihrem Gelübde nicht so genau nehmen und als Domherren uneheliche Söhne versorgen, zusammen mit ihrer ehelichen Verwandtschaft, doch bei uns in Köln herrschen keine solch lockeren Zustände. Nun, zumindest nicht bei dem derzeitigen Amtsinhaber. Nein, unser Erzbischof ist ein vorbildlicher Kirchenfürst, der jetzt, gestützt von dem jungen Adolf, zur Kanzel schreitet, um mit seiner Predigt zu beginnen.
    »Wer ohne Schuld ist«, zitiert er aus dem Johannisevangelium, »der werfe den ersten Stein.«
    Nun sind wir in Köln alle gute Katholiken, die des Doktor Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche nicht mit spitzen Fingern anfassen würden, doch Sie, meine geschätzten Leser, dürfen mir ruhig gestehen, dass Ihnen der Satz bekannt vorkommt. Ganz recht, das ist es, was unser Herr Jesus Christus sagte, als ihm die Priester und Schriftgelehrten die Ehebrecherin brachten, die für ihre Sünde mit dem Tod durch Steinigung büßen sollte. Was um alles in der Welt will der Erzbischof ausgerechnet mit dieser Stelle aussagen? Ein Wespennest brummt, summt und braust nicht aufgeregter als die Zuhörer nach dieser Lesung.
    Wollen Sie mehr erfahren? Dann blättern Sie weiter, edler Leser, vortreffliche Leserin. Blättern Sie und hören Sie von Korruption und Gerechtigkeit, von Liebe und Ränke, von Macht und dem Kampf um Wahrheit. »Was ist Wahrheit?«, fragte einst Pilatus, und hier in Köln haben wir eine Antwort darauf. So dachten wir jedenfalls …

KAPITEL 1

Oktober 1534

    » D u hältst dich für den besten Advokaten der Stadt, Mathis von Homburg«, sagte Elspeth giftig, »aber deine Töchter standesgemäß zu verheiraten, das gelingt dir nicht.« Ah, dachte Mathis, darum ging es mal wieder, und stieß einen gequälten Seufzer aus.
    Seine Frau funkelte ihn an, als sie sich ihm gegenüber niederließ. Ihre Leibesfülle, wie immer in ein zu enges Mieder gezwängt, umgab sie fest wie ein Panzer, und ihr üppiger Busen wogte im Takt der Bewegungen.
    »Elspeth, nicht am Frühstückstisch, ich bitte dich«, sagte Mathis und warf seinen Töchtern einen hilfesuchenden Blick zu.
    Von Gret erntete er ein zaghaftes Lächeln, doch Anna, die Erstgeborene, saß steif neben ihrer Mutter und runzelte die Stirn. Er zuckte mit den Schultern und widmete sich den Scheiben kalter Ochsenbrust auf seinem Teller.
    »Wie lange soll Anna noch warten?«, ereiferte sich seine Frau. »Ihre besten Jahre schwinden dahin, während ihr Vater nichts Besseres zu tun hat, als seine Nase in Bücher zu stecken, um Schlitzohren und Halsabschneider vor dem Galgen zu retten.«
    Elspeth hatte noch nie Verständnis für seinen Beruf gehabt. Er sah zu, wie sie sich die Butter besonders dick aufs Weißbrot schmierte und Honig darüber träufelte.
    »Ich wünschte, du hättest so ein Glück wie die Imhoff«, sagte sie zu Anna. »Die hat einen reichen Mann aus allererster Familie ergattert. Jetzt ist sie Witwe, und das Vermögen gehört ihr.«
    Gierig biss sie ins Brot und kaute genüsslich. Eine Honigspur klebte ihr am Kinn. Plötzlich hatte Mathis keinen Hunger mehr und schob den Teller weg.
    »Ich muss fort«, sagte er und erhob sich.
    »So einen wie den Imhoff solltest du für deine Tochter finden.« Elspeth leckte sich die Finger ab. »Mein Gott, die Kleider, die die Frau trägt. Und wie sie durch die Stadt stolziert, als gehörte ihr halb Köln.«
    »Ich bezweifle, dass die Ehe besonders glücklich war«, sagte Mathis kühl, während die Magd ihm in seine knöchellange, pelzverbrämte Schaube half.
    »Wie kommst du darauf? War doch ständig ein Kommen und Gehen in ihrem Haus. Die schönsten Feste in ganz Köln. Speise und Trank vom Feinsten. Hast

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