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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Verbindung zwischen ihm und der mysteriösen Partitur, die man in der Garderobe der Geigerin gefunden hatte?
    »Ich kann dir nur sagen, dass wir in den letzten Stunden etwas erfahren haben, was der Schlüssel zur Aufklärung des Verbrechens sein könnte.«
    »Das ist bestimmt nicht leicht, oder?« Energisch schob Elena die Tür der Spülmaschine zu und setzte sich auf einen der Hocker, als hätte sie Lust, sich in der Küche weiterzuunterhalten.
    »Nicht leicht? Was denn?«
    »Immer darauf zu achten, dass du nicht aus Versehen irgendwelche Informationen aus deinen Ermittlungen ausplauderst. Ich könnte das nicht, meinen Beruf und mein Privatleben so auseinanderzuhalten. Bei den Proben reden wir Musiker untereinander hauptsächlich über unser Privatleben. Aber hinterher, wenn wir noch einen trinken gehen, führen wir beeindruckende Diskussionen über Musik: ob ein bestimmter Saxophonist ein Hanswurst ist, ob eine bestimmte Platte womöglich nur ein gutes Thema hat und der Rest Füllwerk ist … Wir steigern uns da richtig hinein!«
    Im Licht der Küche konnte Perdomo Elena Calderóns sinnliche Augen eingehender betrachten. Diese Frau wusste, wie man sich schminkte. Wenn andere Frauen sich die Augen so stark schminkten, würden sie sicher wie Waschbären oder wie für Halloween verkleidet aussehen. Bei Elena jedoch war es rundherum gelungen: Mit dem Kajal hatte sie ihren Augen eine leichte Mandelform verliehen und dann auf den Lidern von innen nach außen immer dunkleren Lidschatten aufgetragen, so dass die Augen größer wirkten. Außerdem hatte sie die Wimpern nach oben gebogen, wodurch die Augen noch weiter geöffnet zu sein schienen.
    Perdomo hatte sich fest vorgenommen, die Initiative ihr zu überlassen – seine begrenzten Erfahrungen mit Frauen hatten ihn gelehrt, dass es im stets heiklen Ritual des Umwerbens besser war, durch Zurückhaltung als durch Übertreibung zu sündigen. Doch nun konnte er sich nicht mehr bezähmen und küsste sie sehr zart auf den Mund. Als er merkte, dass Elena keinen Widerstand leistete, wurde er drängender, und diesmal erwiderte sie seinen Kuss so, dass er ihn so schnell nicht vergessen würde.

49
    S eit Elena Perdomo gesagt hatte, dass Georgy Roskopf das Parfüm Hartmann benutzte, überlegte er, wie man dem Russen eine Falle stellen könnte, doch es war Subinspector Villanueva, der dem geplanten Täuschungsmanöver seine endgültige Form gab. Perdomo hatte ihn gezwungenermaßen in seine neugewonnenen Kenntnisse eingeweiht, weil er unmöglich völlig allein handeln konnte.
    Am Morgen nach dem Abendessen mit Elena – sie hatte sich mit einem verheißungsvollen Kuss auf den Mund von ihm verabschiedet – rief er als Erstes Mila an, mit der er seit der Rückkehr aus Nizza nicht mehr gesprochen hatte.
    »Es sieht so aus, als könnten deine Anstrengungen schon bald Früchte tragen«, sagte er, ohne weiter ins Detail zu gehen.
    »Ich habe dir ja schon bei deinem ersten Besuch hier gesagt: Wenn es funktioniert, dann funktioniert es auch«, erwiderte Mila mit hörbar lebhafterer Stimme. »Habt ihr schon jemanden festgenommen?«
    »Vielleicht heute Abend. Wie geht es dir?«
    »Viel besser. Nur meine Mutter ist unerträglich, seit ich wieder zurück bin. Sie wirft mir vor, ich hätte sie im Stich gelassen. Manche alten Leute haben eine schier unerschöpfliche Fähigkeit, einem Schuldgefühle einzureden.«
    »Ich halte dich auf dem Laufenden, so weit es mir möglich ist«, versprach Perdomo noch, ehe er sich verabschiedete.

    Perdomos Plan – in den er Comisario Galdón wohlweislich nicht einweihte, um seine Informantin nicht preisgeben zu müssen – bestand darin, dass Subinspector Villanueva sich als Erpresser ausgeben sollte. Er würde Roskopf anrufen und ihm sagen, er wisse, dass Roskopf das Verbrechen begangen habe, und wolle im Gegenzug dafür, dass er es nicht der Polizei meldete, Geld. Falls der Russe dann zu der Verabredung mit dem vermeintlichen Erpresser erschiene, würde das bedeuten, dass er im Besitz der Geige war und Larrazábal stranguliert hatte. Falls er nicht käme, konnte man allerdings trotzdem nicht ausschließen, dass er der Schuldige war, denn der Grund für sein Nichterscheinen konnte auch Angst oder Argwohn sein. In diesem Fall würde man ihn anderweitig unter Druck setzen müssen. Natürlich konnte auch eine dritte Möglichkeit eintreten, nämlich dass der Russe flüchtete, was ebenfalls einem regelrechten Schuldeingeständnis gleichkäme. Perdomo war kein

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