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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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verhindern, dass sie sich auf die Verehrung Allahs konzentrieren. Das ist genau das Gegenteil dessen, was Daniel Barenboim glaubt, mit dem zusammen Ane Schelomo aufnehmen wollte. Für ihn ist die Musik ein sehr wichtiger Katalysator für das Zusammenleben, weil sie uns zwingt, dem anderen zuzuhören, während sie uns zugleich ermöglicht, uns selbst auszudrücken.«
    Salvador wollte sich Notizen zum Thema Musik im Islam machen, doch sein Kugelschreiber streikte schon wieder; vor Ärger drückte er den Stift so fest auf, dass er Löcher in die Seite riss. Da er ohnehin zu dem Schluss gekommen war, dass Rescaglios Informationen genügten, um die Ermittlungen voranzubringen, nahm er dies zum Anlass, die Befragung zu beenden.
    »Señor Rescaglio, Sie haben mir sehr weitergeholfen, aber ich fürchte, ich werde Sie noch einmal belästigen müssen, falls im Verlauf der Ermittlungen Unklarheiten auftreten.«
    Sie gaben sich die Hand, und Rescaglio begleitete Salvador zur Tür. Ehe er die Tür hinter dem Polizisten schloss, um mit seinen Übungen zu beginnen, sagte er noch: »Señor Salvador, Sie sagten, Ane sei nicht gefoltert worden. Aber Sie haben mir nicht gesagt, ob sie gelitten hat.«
    »Nein, das hat der Gerichtsmediziner mir versichert. Ihre Verlobte hat vermutlich das Bewusstsein verloren, sobald ihr Mörder begann, Druck auf ihren Hals auszuüben. Das zeigt uns, dass der Mörder wusste, was er tat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Shime-Waza. Das ist ein japanischer Ausdruck aus dem Judo für verschiedene Würgetechniken mit dem Unterarm. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Mörder Kampfsport betreibt, was die These vom islamistischen Terroristen, der in den Lagern von al-Qaida oder einer vergleichbaren Organisation sorgfältig ausgebildet wird, weiter stützt. Ihre Verlobte wurde nicht getötet, indem die Luftröhre mit den Händen abgedrückt wurde, unter anderem, weil es sehr schwer ist, auf diese Weise zu töten, egal, wie viel Kraft der Mörder in den Händen hat. Für den Täter besteht das Risiko, dass das Opfer sich mit Zähnen und Klauen verteidigt und er Kratzer und Prellungen davonträgt. Noch gefährlicher für den Mörder ist es, wenn Spuren von Haut, Speichel oder Haaren unter den Fingernägeln des Opfers zurückbleiben, aus denen das Kriminallabor sofort sowohl die Blutgruppe als auch die DNA des Schuldigen ermitteln kann.«
    »Wenn sie nicht erstickt ist, woran ist sie dann gestorben?«
    Ohne Vorwarnung schlang Inspector Salvador Rescaglio den Unterarm um den Hals, fest genug, dass sein Opfer sich nicht befreien konnte, doch ohne ihm ernsthaft weh zu tun. Rescaglio erschien diese Demonstration fehl am Platze, doch er beschloss, sich nicht zu rühren oder zu protestieren, sondern zu warten, bis der Polizist seine Erklärung beendet hatte.
    »Meine Ellenbeuge befindet sich vor Ihrem Kehlkopf. Nicht einmal wenn ich mit aller Kraft zudrücken würde, würde es mir gelingen, so die Luftzufuhr zur Lunge zu unterbrechen. Aber mein Unterarm drückt auf die Halsschlagader, und damit kann ich einen Sauerstoffmangel im Gehirn auslösen, durch Druck auf das Blutgefäß und den Vagus. Anders gesagt, Sie würden innerhalb von Sekunden das Bewusstsein verlieren, weil Ihr Gehirn nicht mehr mit Blut versorgt würde, und wenn ich den Druck aufrechterhalten würde, würden Sie aus demselben Grund kurz darauf sterben. Wenn man jemanden schnell strangulieren will, ist der Schlüssel dazu weder der Kehlkopf noch die Luftröhre, sondern die Halsschlagader, und der Mörder Ihrer Verlobten wusste das. Auch jeder Polizist weiß, wie man einen Unruhestifter, der sich mit, sagen wir, weniger entschlossenen Mitteln nicht zur Ordnung rufen lässt, schnell außer Gefecht setzen kann.«
    Rescaglio merkte, dass ihm übel wurde, doch das lag nicht am Würgegriff des Polizisten, denn der war dafür nicht fest genug, sondern an den Gerüchen, die Salvador verströmte: einerseits billiges Parfüm – Salvadors Nase drückte von hinten gegen Rescaglios Wange –, andererseits Nikotingestank, der vom Ärmel seines Sakkos ausging.
    Sichtlich enttäuscht von der mangelnden Begeisterung, mit der Rescaglio die rechtsmedizinische Vorführung aufnahm, ließ Salvador seinen Hals los und entschuldigte sich.
    »Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht weh getan. Ich wollte Ihnen nur demonstrieren, warum wir davon überzeugt sind, dass die letzten Augenblicke Ihrer Verlobten nicht so furchtbar waren, wie sie hätten sein können, wenn sie auf einen

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