Die Virus-Waffe
Klampen am Backbord-Dollbord des Kahns. Es
war überlebenswichtig, dass sich die Sauerstoffflaschen in
der richtigen Tiefe befanden. Deshalb achtete Elias sehr
genau darauf, dass er die entsprechende Länge an Leine
gegeben hatte, bevor er sie sicherte.
Zehn Minuten später zog er den Reißverschluss seiner
Neoprenjacke zu, band sich den Bleigürtel um die Taille
und überprüfte noch zweimal seine Ausrüstung, angefan-
gen bei dem Messer an seiner rechten Wade bis zur Maske,
die er sich auf die Stirn geschoben hatte. Dann drehte er
sich zu Stein herum. »Die ganze Sache gefällt mir nicht.«
»Ich weiß, aber es ist wirklich ganz einfach. Wenn Sie das Wrack gefunden haben, bringen Sie einfach nur diese
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Ladungen dort an, aktivieren die Zünder und kommen
zum Boot hoch. Dann verschwinden wir hier und fliegen in
die Staaten zurück.« Stein beugte sich vor und öffnete den
Rucksack auf der Bank neben ihm. Er zog ein in Plastik ge-
wickeltes Päckchen heraus. »Das nennt man eine M118
Composition Block Demolition Charge«, erklärte Stein.
»Normalerweise enthält sie vier halbpfündige Platten aus
C4-Plastiksprengstoff. Sie werden in der Regel für Punkt-
sprengungen benutzt, zum Beispiel um stählerne Brücken-
pfeiler, Gebäudeträger oder Eisenträger zu zerstören. Diese
hier sind etwas größer. Jede enthält etwa sechs Kilo Plastiksprengstoff, weil da unten nichts zurückbleiben soll.«
Elias betrachtete beklommen das Päckchen, das Stein
ihm hinhielt. »Wie sicher ist das?«
»Sehr sicher«, antwortete Stein. »Sehen Sie.«
Er wog das Paket mit Sprengstoff ein paar Mal in der
Hand, und ließ es dann mit aller Kraft auf die Holzbank
hinabsausen. Das Paket verformte sich etwas, das war alles.
Elias war unwillkürlich zusammengezuckt, »Man kann das
Zeug mit einem Hammer bearbeiten oder sogar eine Kugel
hineinjagen, ohne dass es reagiert«, fuhr Stein fort. »Ohne
Zünder läuft da gar nichts.«
»Himmel!«, entfuhr es Elias. »Tun Sie so was nicht noch
mal. Woraus besteht dieses C4 überhaupt?«
»Hauptsächlich aus RDX«, erklärte Stein. »Dem ein
Weichmacher untergemischt wird. Der C4 sieht aus wie
roher Teig, und man kann ihn völlig gefahrlos in jede be-
liebige Form bringen. Deshalb ist er beim Militär sehr be-
liebt. Er hat eine fast unbegrenzte Haltbarkeit, ist billig, verlässlich und macht einen Höllenkrach.«
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»Und unter Wasser? Ist das Zeug wasserfest?«
Stein nickte. »Es ist völlig unempfindlich gegen Wasser.
Und die Zünder sind ganz einfach.«
Er griff wieder in den Rucksack und holte eine Plastik-
dose heraus, die etwa die Größe und Form einer Feder-
mappe für Schulkinder hatte. Er klappte sie auf und nahm
einen langen, dünnen Gegenstand heraus, der tatsächlich
einem Bleistift glich. »Das ist ein Drei-Stunden-Zünder«,
erklärte Stein. »Normalerweise wird C4 von einem elektri-
schen Zünder ausgelöst, der von einer Batterie oder einem
Generator gespeist wird, aber unter Wasser funktioniert
das natürlich nicht.
Bei diesem Zünder ist an dem Ende, das Sie in den
Sprengstoff stecken, eine Batterie mit zwei Kontakten installiert, durch die der Strom läuft. Sie brauchen nur das andere Ende des Zünders abzubrechen, genau hier, wo das Metall
eingedrückt ist. Dann dringt Meerwasser ein und löst eine
chemische Reaktion aus, die sich langsam durch eine
Membran in der Mitte des Zünders frisst. Hinter dieser
Membran befindet sich ein Schalter, der durch Wasser akti-
viert wird. Sobald die Membran durchlöchert ist, schließt
der Schalter den Stromkreis der Batterie, und es knallt.«
Kandíra, Südwestkreta
Lavat konnte Hardin und seinem Team bei der Suche nach
dem hochinfektiösen Organismus nur wenig helfen. Bei
der medizinischen und epidemiologischen Untersuchung
der beiden Toten war Polizeiarbeit nicht vonnöten. Ob-
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wohl er wusste, dass die Ermittlungen in unmittelbarer
Verbindung zueinander standen, interessierte er sich mehr
für den Tod seines Polizisten. Er wusste einfach nicht, wie
er die Killer identifizieren sollte.
Als Routinemaßnahme hatte er Wachen an allen Fähr-
häfen und auf den drei privaten Flughäfen der Insel statio-
nieren lassen, aber die Beschreibung des Beamten an der
Absperrung war zu ungenau, um brauchbar zu sein. Der
Mann saß gerade im Hauptquartier in Heraklion, wo er
versuchte, ein Phantombild eines der beiden Verdächtigen
anzufertigen. Aber Lavat war nicht sonderlich
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