Die Virus-Waffe
optimis-
tisch, was das Resultat anging.
Die Straßensperren waren noch installiert, obwohl die
Dorfbewohner jetzt Kandíra betreten und verlassen durf-
ten. Allen Außenstehenden wurde jedoch nach wie vor der
Zugang verwehrt. Lavat hatte seine Inspektion der Absper-
rung gerade beendet. Er hatte überprüft, ob seine Männer
wachsam waren und genug Trinkwasser hatten. Es war ein
heißer Tag, selbst nach kretischen Maßstäben, und Lavat
suchte vor der Sonne Schutz unter einem der Zelte, die am
Ortseingang neben der Hauptstraße errichtet worden wa-
ren.
Er saß gerade vor seinem zweiten Glas Wasser, als The-
odoros Gravas am Eingang des Zeltes auftauchte. Zwanzig
Minuten zuvor hatten sie an der Schranke gestanden und
zugesehen, wie ein Merlin vor dem Dorf abhob. Er sollte
die Organproben, die Hardin Aristides’ Leiche entnom-
men hatte, in das Labor nach Heraklion bringen.
»Schon etwas gefunden?«, fragte Lavat, als sich Gravas
ihm gegenüber an den Tisch setzte.
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Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich habe gerade mit
Hardin gesprochen. Bis jetzt haben sie in Spiros’ Haus
nichts gefunden. Sie haben Proben vom Boden, den Türen
und den Wänden genommen, aber die Amerikaner schei-
nen zu glauben, dass der Erreger entweder nicht zu finden,
mittlerweile abgestorben oder so verstreut ist, dass sie ihn nicht aufspüren können.«
»Was machen Sie jetzt?«
»Hardins Leute haben gerade mit Nicos Wohnung ange-
fangen. Da dort nicht so viele Menschen ein- und ausgegan-
gen sind wie in Spiros’ Haus, haben sie vielleicht mehr
Glück. Ansonsten vermuten sie, dass wir den Erreger im
Blut und in den Gewebeproben der Opfer finden. Also müs-
sen wir warten, was das Labor in Heraklion herausfindet.«
ASW Merlin, Rufname » Spook Zwo«,
vor Andikíthira, Kretisches Meer
Der zweite Zielpunkt, zu dem O’Reilly den Piloten führte,
lag fast genau nördlich von Andikíthira und etwa zwei
Meilen vor der Küste. Hier ließ er erneut das Sonar ins
Wasser und tastete den Meeresboden direkt unter ihnen
sowie weiter östlich und nördlich der Küste der winzigen
Insel ab.
Objekte aus Metall finden sich auf dem Grund des Mit-
telmeeres recht häufig. Diese Gegend war die Geburtsstätte
der Zivilisation und außerdem eine Hauptroute des See-
handels zwischen Europa und Nordafrika. Zudem hatten
hier einige große Seeschlachten stattgefunden. Flache Ge-
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wässer, zu denen das Mittelmeer bei den Ozeanographen
zählt, werden auch häufig von schweren Stürmen heimge-
sucht, die im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Opfer ge-
fordert haben.
Zwar konnte man nicht sagen, dass der Meeresboden
von Wracks übersät war, aber es lagen dort erheblich mehr,
als Richter und O’Reilly erwartet hätten. Bei den beiden
ersten Sonarscans lokalisierten sie nicht weniger als acht-
undvierzig große Objekte aus Metall auf dem Meeresgrund,
und als O’Reilly einen dritten Scan nordwestlich der Insel
durchführte, identifizierte er weitere neunzehn.
»Meine Güte«, Richter war gut im Kopfrechnen, »das
sind insgesamt siebenundsechzig Sonarkontakte. Sie sag-
ten, Ihre Spezialität wäre die Suche nach der Nadel im
Heuhaufen, Mike, aber wir brauchen Wochen, wenn wir
zu all diesen Punkten tauchen müssen.«
O’Reilly schüttelte den Kopf. »Das dürfte nicht nötig sein.
Wir werden die Kontakte filtern. Erst unterscheiden wir
zwischen alten Schiffswracks und modernen Flugzeugen.
Wahrscheinlich brauche ich Ihnen das nicht zu erklären,
aber Schiffe sind groß und Flugzeuge sind klein. Also elimi-
nieren wir erst einmal alles über einer bestimmten Größe.
Schließlich suchen Sie ja nicht nach einem Jumbojet.
Zweitens, wenn ein Schiff sinkt, bleibt der Rumpf zu-
meist intakt, weil er ziemlich schwer und solide gearbeitet
ist. Flugzeuge müssen fliegen, also sind sie leichter kon-
struiert und folglich schwächer. Sie zerbrechen meist bei
dem Aufprall auf dem Wasser, und ihre Trümmer
verstreuen sich über ein weites Gebiet.
Ich suche also nicht nach einem einzelnen Wrack, son-
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dern nach mehreren kleineren Trümmern, die mehr oder
weniger in demselben Gebiet liegen.« O’Reilly deutete auf
den Bildschirm vor sich. »Wenn wir diese einfachen Pa-
rameter auf unsere siebenundsechzig Sonarkontakte an-
wenden, können wir zweiundfünfzig ausschließen. Bleiben
noch fünfzehn. Acht davon liegen für einen freien Tauch-
gang zu tief, und drei weitere befinden sich eine
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