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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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noch irgendwas anderes geholfen. Dafür hat die In-
    fektion einfach zu schnell gewirkt. Nach dem, was Sie sa-
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    gen«, fuhr er fort, »scheint Aristides an einer rasanten
    Form eines Arenavirus gestorben zu sein. Man könnte es
    fast ›Galoppierendes Lassa-Fieber‹ nennen.«
    Hardin lächelte unwillkürlich. »Nicht schlecht ausge-
    drückt, Dr. Gravas. Er ist an ARDS gestorben, und selbst
    wenn die klassischen Symptome von Lassa bei ihm nicht
    aufgetreten sind und diese Art von Blutungen, die er hatte,
    sehr selten vorkommt, können wir es für den Augenblick
    so nennen.
    Welcher Erreger allerdings das Lungenversagen letzt-
    endlich hervorgerufen hat, kann nur das Labor in Herakli-
    on klären. Wir müssen alle Blut- und Gewebeproben sorg-
    fältig versiegeln und sofort dorthin bringen lassen.«

    ASW Merlin, Rufname » Spook Zwo«,
    vor Andikíthira, Kretisches Meer

    Der Rufname »Spook Zwo« war nicht Richters Idee gewe-
    sen. Aber O’Reilly fand ihn amüsant. Also hatte er ihn für
    den Funkverkehr auf der geheimen Frequenz zwischen
    Schiff und Helikopter vorgeschlagen. Wings hatte keine
    Einwände gehabt. Sollten sie allerdings mit Soúda Bay oder
    einem anderen Kontrollpunkt reden, mussten sie die
    Kennzeichen des Hubschraubers benutzen.
    Der Flug nach Andikíthira hatte nur ein paar Minuten
    gedauert. Der Merlin machte einhundertvierzig Knoten,
    und um zehn Uhr dreißig Ortszeit schwebte die Maschine
    eine Meile östlich der winzigen Insel. Andikíthira ist ver-
    mutlich die isolierteste Insel in der ganzen Ägäis. Dort le-
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    ben nur etwa fünfzig Menschen, die meisten davon im Ha-
    fen Potamos am Nordende.
    Potamos rühmt sich, von fast allem ein Exemplar zu ha-
    ben. Einen Polizisten, ein Telefon, einen Arzt, einen Lehrer und ein Kloster. Leider fehlen dort eine Bank oder eine
    Post, und man erreicht die Insel nur per Schiff, das einmal
    pro Woche von der größeren Insel Kíthira kam, die ein
    paar Meilen nordwestlich liegt. Fließendes Wasser oder
    Toiletten sind selten oder funktionieren nicht, je nach Jah-
    reszeit. Es gibt ein Café, ein Restaurant und etwa zehn
    Gästezimmer für Touristen, die es sich in den Kopf gesetzt
    haben, ausgerechnet dort Urlaub zu machen.
    Ruhm erlangte die Insel durch den gefeierten »Andi-
    kíthira-Mechanismus«, der 1901 aus dem Meer geborgen
    wurde und seitdem im Archäologischen Nationalmuseum
    in Athen ausgestellt ist. Die unvollständigen Reste eines
    sehr komplexen Bronzemechanismus, der vor etwa zwei-
    tausend Jahren hergestellt wurde, scheinen zu einer astro-
    nomischen Uhr gehört zu haben. Einzigartig daran ist,
    dass bis zur Renaissance kein gleichartiger Mechanismus
    erfunden wurde. Aus diesem Grund wird behauptet, dass
    dieses Fundstück der Vorläufer aller Uhrwerke war.
    Richter und die anderen Männer an Bord des Merlin in-
    teressierte das überhaupt nicht. Sie wollten nur so schnell
    wie möglich dieses Wrack finden.
    Der Pilot hatte den Autopiloten eingeschaltet, der den
    Hubschrauber in der Schwebe hielt. Jetzt wartete er auf
    weitere Befehle von Mike O’Reilly, dem ranghöchsten Of-
    fizier an Bord. O’Reilly sagte allerdings im Moment nicht
    viel, weil er sich vollkommen auf die Bildschirme vor ihm
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    konzentrierte. Von der Unterseite des Hubschraubers hing
    ein Kabel senkrecht herab, bis in die blauen Fluten der
    Ägäis. An seinem Ende baumelte ein leichtes Flash-Sonar
    der Firma Thales Underwater Systems. Es war in der Lage,
    Tiefen bis zu zweitausend Fuß abzuhören. Und O’Reilly
    war damit beschäftigt, die Daten dieses Sonars zu analysie-
    ren.
    »Schon was gefunden?« Richter beugte sich in der engen
    Kabine zum SObs hinüber. Er musste sich immer noch an
    das leichte Flattern seiner Stimme gewöhnen, das sein Kehl-
    kopfmikro erzeugte.
    Er hatte fast tausend Flugstunden in Sea Kings absol-
    viert, bevor er auf Sea Harriers ausgebildet wurde. Dort
    hatte er jedoch immer auf dem Pilotensitz gesessen. Was
    in den dunklen Abgründen der hinteren Kabine eines
    Hubschraubers vorging, war ihm ein Rätsel geblieben. Da-
    bei kommandiert im Wesentlichen der Beobachter im hin-
    teren Teil eines Merlin den Hubschrauber. Er sagt dem Pi-
    loten, wohin er fliegen soll und was er machen muss, wenn
    er sein Ziel erreicht hat. Die Piloten von ASW-Helikoptern
    werden nicht umsonst als »Lufttaxifahrer« bezeichnet. Das
    war ein Grund, weshalb Richter zu Starrflügel-Maschinen
    gewechselt war. Es war ihm langweilig geworden dazusit-
    zen,

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