Die Virus-Waffe
Liste vor. Die beiden Kugeln, die
ich Curtis aus der Brust geholt habe, hatten sechs Rillen
und einen Rechtsdrall, wie bei fast jeder 9-mm-Pistole.
Die Waffen, aus denen sie nicht stammen können, sind:
Glock, Steyr, einige der tschechischen CZ-Modelle, Heck-
ler und Koch, die meisten russischen Pistolen wie Maka-
rov und Tokarev, die meisten chinesischen Pistolen, Colts
und die alte Luger. Colts haben zwar sechs Rillen, aber
einen Linksdrall, und die anderen Waffen haben unter-
schiedlich viele Rillen, meistens vier. Oder eine merk-
würdige Laufform wie dieses hexagonale Ding der Glock.
Können Sie damit etwas anfangen?«
»Allerdings«, erwiderte Richter. »Es ist ganz logisch, hilft uns aber leider nicht weiter. Es bedeutet, dass Curtis’ Mörder nicht so kooperativ war, eine ungewöhnliche Waffe zu
benutzen, durch die ich ihn leichter identifizieren könnte.«
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Máleme, Kreta
Stein setzte sich auf das ziemlich harte Bett und betrachtete die Karte, die er neben sich ausgebreitet hatte. Das Notebook stand auf einem Stuhl neben ihm. Der Bildschirm
zeigte die E-Mail, die er heute Morgen von McCready er-
halten hatte. Stein hatte den Text bestimmt schon ein Dut-
zend Mal gelesen, war sich aber immer noch nicht sicher,
was er bedeutete.
Es bestand die Möglichkeit, dass McCready die Sache
tatsächlich fair durchziehen wollte. Stein verfügte über ei-
nen einzigen, unbestreitbaren Vorteil. Er befand sich im
Besitz des Stahlkoffers mit den Flaschen und der Akte der
Firma. Um diese Gegenstände zurückzubekommen, würde
McCready so gut wie alles tun. Deshalb war Stein über-
zeugt, dass der Hubschrauber der US-Fregatte wie angege-
ben am vereinbarten Treffpunkt auftauchen würde. Er
wusste nur nicht, ob sich noch jemand zu diesem Stelldich-
ein einfinden würde – und wie dessen Auftrag lautete.
Das Problem war, dass Stein keine Alternativen hatte.
Bevor er diesen unbekannten Mann in dem Hotelzimmer
erschossen hatte, bestand wenigstens noch die Chance,
Kreta mit einem Flugzeug oder einer Fähre zu verlassen.
Aber dieser Mord vereitelte das. Die kretische Polizei hatte mittlerweile bestimmt eine hinlänglich zutreffende Personenbeschreibung von ihm und außerdem eine Kopie des
Fotos in seinem Ausweis. Der Mann am Empfang hatte ih-
re Reisepässe fotokopiert, als sie eingecheckt hatten. Dass
der Name in dem Reisepass nicht derselbe war wie der in
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dem, den er jetzt nutzte, spielte in diesem Zusammenhang
keine Rolle. Selbst wenn die kretische Polizei bisher weiter nichts unternommen hatte, würde sie bestimmt alle Häfen
und Flughäfen überwachen. Die Flughafenangestellten
hatten sein Foto mit Sicherheit unter ihrem Tresen.
Er hatte kurz überlegt, ob er ein Boot stehlen oder mie-
ten und zum griechischen Festland übersetzen sollte. Aber
seine Fertigkeiten als Seemann waren dafür zu gering. Es
hatte ihm schon alles abverlangt, das Boot mit Krywald
nach Chóra Sfakia zurückzusteuern.
Also hatte er trotz des Risikos keine Wahl. Er musste
sich an dem vorgeschlagenen Treffpunkt einfinden. Er
würde sehr früh dorthin fahren und alle möglichen Vor-
sichtsmaßnahmen ergreifen. Wenn er es bis zum Hub-
schrauber schaffte, war er in Sicherheit. Bis dahin musste
er die Nerven behalten.
Réthymnon, Kreta
Richter saß am späten Nachmittag in der Hotelbar. Vor
ihm auf dem Tisch standen eine Tasse Kaffee, eine Flasche
Wasser und ein Glas neben zwei Handys und einem noch
verschweißten Buch. Richter war im Großen und Ganzen
zu fast denselben Schlussfolgerungen gelangt wie Stein,
und aus fast denselben Gründen. Die kretische Polizei
mochte nicht so effizient oder gut organisiert sein wie etliche andere europäische Sicherheitskräfte, hatte aber viel
Erfahrung darin, die regulären Routen zu blockieren, auf
denen man die Insel verlassen konnte.
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Dieser Richard Watson oder George Jones, oder wie
auch immer der Mann sich nannte, konnte nur von der
Insel verschwinden, wenn jemand ein Rendezvous, wahr-
scheinlich mit einem Boot oder einem Hubschrauber, für
ihn arrangiert hatte. Glücklicherweise würde Richter gegen
beides etwas unternehmen können, das hieß, nicht er
selbst, sondern die HMS Invincible . Richter überlegte eine Weile, bis er seine Entscheidung fällte. Er war dem Commander ziemlich auf die Zehen getreten und vermutete
sehr stark, dass der Mann ihm möglichst viele Knüppel
zwischen die Beine werfen würde. Deshalb war es nahe
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