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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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dabei auf jedes Schiff oder Flugzeug geachtet werden,
    das sich der Insel näherte.
    Solche Einsätze hatte das Schiff zwar häufiger bei Übun-
    gen absolviert, seltener jedoch bei einem Ernstfall. Ops
    Three hatte bereits entschieden, auch die Sea Harriers ein-
    zusetzen. Sie sollten »CAP« fliegen, Combat Air Patrol, mit
    der sie den Radarbereich des Schiffs, der eskortierenden
    Fregatten, der AsaC Sea Kings und der ASW Merlins aus-
    dehnten.
    Die weiteren Befehle der Admiralität waren ebenfalls
    höchst ungewöhnlich. Jeder Annäherungsversuch an die
    Insel sollte unverzüglich an eine abhörsichere Telefon-
    nummer gemeldet werden. Nur eine Hand voll Menschen
    wusste, dass sich dieses Telefon im Besitz von Paul Richter
    befand.

    Máleme, Kreta

    Nachdem er Steins Wagen aus den Augen verloren hatte,
    suchte Murphy mehrere Stunden lang danach und wurde
    immer unruhiger.
    Er war davon ausgegangen, dass Stein, falls er die Nacht
    in Máleme verbrachte, in einem der anonymen Stadthotels
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    absteigen würde, wo er leichter in der Menge untertauchen
    konnte. Doch obwohl Murphy jeden einzelnen Hotelpark-
    platz kontrollierte, fand er den blauen Seat Cordoba nicht.
    Also dehnte er seine Suche auf die Hotels in den Rand-
    bezirken aus, aber es war schon fast 22 Uhr, als er fündig
    wurde. Er seufzte erleichtert, als er den blauen Seat endlich auf einem Parkplatz sah, der von den Gästen zweier angrenzender Hotels benutzt wurde.
    Jetzt musste Murphy vor allem herausfinden, in wel-
    chem Hotel Stein eingecheckt hatte, aber um diese späte
    Uhrzeit war das nicht ganz einfach. Falls Stein nicht in ei-
    ner Hotelbar herumlungerte, was eher unwahrscheinlich
    war, musste Murphy bis zum nächsten Morgen warten.
    Trotzdem wollte er einen Versuch unternehmen. Die
    drei Hotelbars hatten trotz der wenigen Besucher noch
    geöffnet, aber in keiner saß ein Mann, der Stein auch nur
    annähernd ähnelte. Zehn Minuten später verließ Murphy
    die letzte Bar und ging zu seinem Wagen zurück. Heute
    Nacht konnte er nicht mehr viel ausrichten. Stein hatte
    mit Sicherheit einen falschen Namen angegeben. Selbst
    wenn es Murphy gelungen wäre, unter einem Vorwand
    einen Blick in die Empfangsbücher zu werfen, hätte er
    nicht herausfinden können, ob Stein dort abgestiegen
    war.
    Murphy war durch und durch Pragmatiker. Da er seine
    Zielperson heute Nacht nicht mehr finden würde, nahm er
    seine Reisetasche aus dem Kofferraum seines Peugeot und
    stieg in einem der beiden Hotels ab. Er wählte ein Zimmer,
    von dem aus er den Parkplatz im Auge behalten konnte,
    ging in die Bar und bestellte sich ein Bier und einen kleinen 564
    Imbiss, weil er sein Abendessen hatte ausfallen lassen müs-
    sen.
    Eine Stunde nachdem Murphy den Seat gefunden hatte,
    stieg er in sein Hotelbett und stellte seinen Reisewecker auf halb sieben. Er wollte fertig sein, lange bevor Stein seinen Wagen vom Parkplatz holte.
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    Samstag
    Máleme, Kreta

    George Pallios war schon fast sein ganzes Berufsleben lang
    Polizist auf Kreta. Er war in Chaniá geboren und lebte dort
    mit seiner Frau und zwei Kindern in einer kleinen Woh-
    nung. Vermutlich würde er auch dort sterben. Er hatte
    schon immer Polizist werden wollen, und seit dem ersten
    Tag, an dem er die Uniform angelegt hatte, tat er sein Bes-
    tes, um die Erwartungen zu erfüllen, die man in ihn setzte.
    Deshalb war es ein leichter Schock für ihn gewesen, als
    ihm klar wurde, dass diese Erwartungen auch beinhalteten,
    ab und zu im Austausch für einen Umschlag, in dem sich
    ein Bündel Banknoten befand, ein oder sogar beide Augen
    zuzudrücken. Er hatte sich jedoch rasch daran gewöhnt.
    Immerhin schienen die meisten seiner Kollegen keine
    Probleme damit zu haben.
    Und er fand sich auch damit ab, dass er weder für Spei-
    sen noch für Getränke zahlen musste, wenn er Uniform
    trug. Die meisten Bars und Restaurants waren höchst er-
    freut, wenn ein Ortspolizist ihnen ab und zu einen Besuch
    abstattete, weil das ihre Gäste mahnte, sich ordentlich zu
    benehmen. Dafür ließen sie nur allzu gern ein Bier oder
    ein Glas Raki springen. Kneipenbesitzer, die nicht so gast-
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    freundlich waren, stellten bald fest, dass man ihren Hilfe-
    rufen nur zögernd nachkam, wenn überhaupt.
    Kurz gesagt, das Leben gestaltete sich die meiste Zeit
    über recht angenehm. Die Nachtschichten waren das
    Schlimmste an Pallios’ Job. Wenn die Insel schlief, waren
    die Straßen menschenleer und die meisten Gaststätten

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