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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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erklärt.
    Es war ziemlich einfach, die Gebiete zu lokalisieren, in de-
    nen die Bevölkerung am schnellsten wächst. Natürlich war
    das vor allem die Dritte Welt. Afrika hatte zwar schon
    immer eine hohe Kindersterblichkeit gehabt, aber bessere
    Ernährung und medizinische Versorgung senkten die
    Zahlen drastisch. Die moderne Wissenschaft half dabei,
    dieses Problem zu verschärfen. Nach Meinung vieler Ana-
    lytiker stand Afrika kurz vor einer Bevölkerungsexplosion.
    Jemand musste etwas dagegen unternehmen, und zwar
    bald. Wir taten es.«
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    »Was?«
    Nicholson ignorierte Richters Frage. »Man hatte freiwil-
    lige Geburtenkontrolle in Afrika versucht, aber das funkti-
    onierte nicht. Die Männer weigerten sich, Kondome zu
    benutzen, und die Frauen nahmen keine empfängnisver-
    hütenden Mittel. Also wurde eine Gruppe von hohen CIA-
    Agenten beauftragt, eine Methode zu ersinnen, um das ge-
    fährliche Wachstum dieser Bevölkerungen zu kontrollie-
    ren und es möglichst zu verlangsamen.
    Wir haben versucht, den Weizen, den wir lieferten, mit
    Mitteln zu imprägnieren, welche die Fruchtbarkeit senk-
    ten, aber das zeitigte nur wenig Wirkung. Also suchten wir
    nach anderen Methoden. Da kam das Verteidigungsminis-
    terium auf eine mögliche Lösung. Sie war jedoch so radi-
    kal, dass wir uns vorher die Genehmigung von hohen Re-
    gierungskreisen beschaffen mussten, bevor wir sie anwen-
    den konnten.«
    »Wie hoch oben?«, erkundigte sich Westwood.
    »Vom Außenministerium«, erklärte Nicholson.
    »Und das war CAIP?«, fragte Richter nach. »Was genau
    bedeutet es?«
    »CAIP war die wichtigste Operation, mit der die Firma
    in den Siebzigerjahren beauftragt wurde. Vermutlich sogar
    die wichtigste Operation des ganzen Jahrhunderts, und ei-
    nes Tages wird uns die Welt dafür danken, dass wir den
    Mut hatten, es zu tun.« Nicholson klang beinahe stolz, als
    er das sagte.
    »Was haben Sie aus Afrika geholt?«, forschte West-
    wood.
    Nicholson sah ihn an, schüttelte den Kopf und verzog
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    schmerzerfüllt das Gesicht. »Wie ich schon sagte, Sie ha-
    ben nicht die geringste Ahnung. Wir haben nichts geholt.
    Wir haben etwas hingebracht.«
    »Aber das Flugzeug flog nach Westen über das Mittel-
    meer, weg von Afrika«, widersprach Richter.
    Nicholson nickte. »Stimmt. Weil die Mission zu Ende
    war. Wir wussten schon damals, dass wir alle Spuren besei-
    tigen mussten. Deshalb haben wir der Eskorte befohlen,
    den Learjet abzuschießen. Er sollte eigentlich mitten über
    dem Meer für immer verschwinden. Aber er wich vom
    Kurs ab. Ich habe seit 1972 darauf gewartet, dass jemand
    darüber stolpert.«
    »Und was haben Sie nach Afrika gebracht?«, wollte
    Richter wissen. »Wofür steht CAIP?«
    Nicholsons Stimme wurde lauter und kräftiger. »Wir
    mussten einen einfachen Namen finden, der für jeden, der
    nichts damit zu tun hatte, bedeutungslos war. CAIP steht
    für Central Africa Inoculation Program – Impfungsprogramm für Zentral-Afrika. Und genau das war es auch.«
    Das Schweigen, das sich über den Raum legte, schien eine
    Ewigkeit zu dauern, während die beiden Männer Nicholson
    anstarrten. Dann blickte Richter zu Westwood und bemerk-
    te dessen verständnislose Miene. »Ich glaube, ich weiß, wor-
    auf das hier hinausläuft«, sagte er. »Ich bete zu Gott, dass ich mich irre. Sagen Sie uns, was Sie den Leuten injiziert haben.«
    Nicholson schüttelte abwehrend den Kopf. »Es war eine
    gute, einfache Idee. Wir wollten nur die Fruchtbarkeit der
    Menschen reduzieren und das Bevölkerungswachstum
    kontrollieren. Wir hatten einfach keine Ahnung von den
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    Langzeitwirkungen. Es sollte eigentlich nur die Vermeh-
    rung verhindern, als eine Art Dämpfer fungieren. Uns war
    nicht klar …«
    »Was haben Sie injiziert?«, wiederholte Richter. »Was
    ist in diesen Flaschen?«
    Wieder schüttelte Nicholson den Kopf. »Wir konnten
    die Langzeitwirkung nicht vorhersagen. Wir hätten viel-
    leicht mehr Zeit für Tests aufwenden sollen, bevor wir das
    Programm begannen, das war unser Fehler, aber die Sache
    schien so dringend zu sein. Wir …«
    Richter sprang auf und trat Nicholson gegen sein ver-
    letztes Bein. »Sagen Sie es uns!«, schrie er. »Was zum Teu-
    fel haben Sie injiziert?«
    Nicholson heulte vor Schmerz und umklammerte
    sein Bein. Er sah zu Richter hoch. »Sie verdammter
    Scheißkerl!«, rief er. »Schon gut, okay!«, fuhr er hastig
    fort, als Richter mit dem Fuß ausholte. »Es war eine
    vollkommen neue Substanz.

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