Die Virus-Waffe
protestierte West-
wood. »Sie war von innen verriegelt, aber irgendwie müs-
sen sie hinten hereingekommen sein.«
Richter nickte. »Mein Fehler«, gab er zu. »Die Hintertür
ist mit einem elektronischen Schloss und einer Tastatur
gesichert. Offenbar kannten Nicholsons Männer den Ko-
de. Sie hat innen keine Schlösser, aber ich hätte einen Stuhl darunterklemmen sollen.«
»Was ist da unten passiert?«
»Wir hatten einen kleinen Disput und uns darauf geei-
nigt, dass die CIA wohl nächste Woche drei weitere Kon-
dolenzbriefe verschicken wird.«
»Und wer schreit da?«
»Nicholson. Ich musste ihn davon abhalten, nach einer
Uzi zu greifen und mich zu erschießen. Ich habe ihm eine
Kugel ins Bein gejagt. Er dürfte eine Weile humpeln.«
Nicholson lag noch dort, wo er gestürzt war, und hielt sich
mit beiden Händen die Wunde über dem Knie. Der Tep-
pich um ihn herum war blutverschmiert. Er würde verblu-
ten, wenn man nicht schnell etwas unternahm, also kniete
sich Richter neben ihn und band das Bein des Mannes mit
einer improvisierten Aderpresse ab. Dann versorgte er die
Wunde mit einer Mullbinde aus dem Erste-Hilfe-Kasten,
den er in der Küche gefunden hatte.
Westwood zog Nicholson zur Wand, sodass er sich dort
anlehnen konnte.
»Wie ich gerade sagte, bevor wir unterbrochen wur-
den«, nahm Richter den Faden wieder auf, »ich würde
gern etwas mehr über CAIP hören. Dann rufen wir einen
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Krankenwagen, der Sie innerhalb einer Stunde ins Kran-
kenhaus schafft. Weigern Sie sich, können Sie sich vorstel-
len, was wir als Nächstes tun.«
Nicholson schaute von Richter zu Westwood und
schüttelte schmerzverzerrt den Kopf.
»Ich verstehe das einfach nicht, Paul«, murmelte West-
wood. »Diese verdeckte Operation wurde vor mehr als
dreißig Jahren durchgeführt, und er will uns immer noch
nicht sagen, worum es dabei ging?«
»Am Ende wird er reden. Er braucht nur ein bisschen
Ermunterung.« Richter stand auf, lehnte sich gegen die
Wand des Einsatzraumes und setzte seinen rechten Fuß
sehr sanft auf Nicholson linkes Schienbein. »Ich frage Sie
noch einmal«, erklärte er. »Was ist CAIP?«
Der verletzte Agent schüttelte den Kopf. Richter sah,
wie er sich in Erwartung der Schmerzen anspannte, und
trat fester zu. Dann zog er den Fuß zurück und trat seitlich gegen das verletzte Bein. Nicholson schrie gellend auf,
während er hastig das Bein mit beiden Händen festhielt.
»Was war CAIP?«, wiederholte Richter, während Nichol-
sons Schrei zu einem Stöhnen abebbte. »Ich kann den gan-
zen Tag so weitermachen, Nicholson. Das halten Sie kaum
durch.« Er trat wieder zu und suchte im Gesicht des Man-
nes nach einem Anzeichen von Kapitulation.
Plötzlich sprach Nicholson. Er war kaum zu verstehen.
»Hören Sie auf.« Seine Stimme klang schwach und zittrig.
»Um Gottes willen, hören Sie auf. Ich sage es Ihnen.«
Die beiden anderen Männer hockten sich vor ihn und
sahen ihn aufmerksam an.
»Ich sage es Ihnen.« Nicholsons Stirn war schweißnass.
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»Ich erkläre Ihnen, was CAIP ist und warum wir es ge-
macht haben.«
»Dann mal raus mit der Sprache«, knurrte Richter.
Nicholson sprach so leise, dass sie sich vorbeugen muss-
ten, um seine Worte zu verstehen. »Sie müssen die Hinter-
gründe begreifen. Was wissen Sie über Weltanschauung
und Eugenik?«
Richter sah Westwood an, der verständnislos mit den
Schultern zuckte. »Nicht viel«, antwortete Richter. »Nur,
was das Wort bedeutet. Weltanschauung ist ein deutscher Begriff, der eine gewisse Ideologie oder Philosophie bezeichnet. Da Sie auch Eugenik erwähnt haben, spielen Sie
wohl auf Hitlers pervertierte Vision für Deutschland und
das Dritte Reich an. Seine Weltanschauung lautete, dass nur die Starken überleben und die Stärksten dieser Starken
den Rest beherrschen sollten, erst Deutschland, dann Eu-
ropa und schließlich den Rest der Welt. Alle anderen Ras-
sen und Nationen sollten zu Menschen zweiter Klasse de-
gradiert, als Arbeitskräfte verwendet oder, im Falle der Ju-
den, ausgemerzt werden. Im Prinzip haben die Nazis diese
Idee als Rechtfertigung für den Holocaust benutzt.
Mit Eugenik verhält es sich ziemlich ähnlich, nur ohne
Schaftstiefel und Konzentrationslager. Verfeinerung und
Veredelung der Rasse durch ein selektives Zuchtverfahren.
Es ist eine längst verachtete, widerliche Idee.«
Nicholson schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht.«
Seine Stimme wurde kräftiger.
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