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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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»Eugenik entspricht im
    Grunde dem, was Bauern und Biologen mit Pflanzen und
    Tieren machen. Sie versuchen, das widerstandsfähigste
    Getreide zu züchten, die kräftigsten Pferde, die intelligen-
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    testen Hunde oder was auch immer. Eugenik ist nichts an-
    deres.«
    »Nur dass Sie hier über Menschen reden«, unterbrach
    Westwood ihn. »Das macht den Unterschied. Das Konzept
    ist nicht akzeptabel.«
    »Das sieht die Regierung von Singapur aber ganz an-
    ders«, widersprach Nicholson. »Sie haben 1986 ein Euge-
    nik-Programm ins Leben gerufen. Sie haben weiblichen
    Hochschulabsolventen mehr Lohn gezahlt, wenn sie Kin-
    der bekamen, und gleichzeitig Frauen, die nicht auf die
    Universität gegangen waren, Geld für den Erwerb eigener
    Häuser geschenkt, falls sie sich bereiterklärten, sich nach
    einem oder zwei Kindern sterilisieren zu lassen.«
    »Davon höre ich zum ersten Mal«, erklärte Westwood.
    »Ihre Unwissenheit ändert nichts an der Realität. Die Re-
    gierung von Singapur hat kein Geheimnis aus ihrem Pro-
    gramm gemacht, und es war vollkommen freiwillig. Sollte es
    Erfolg haben, dürfte eine allgemeine Verbesserung des In-
    telligenzniveaus dieser Nation die Folge sein, und gleichzeitig kontrollieren sie ihr Bevölkerungswachstum. Was«, fuhr
    Nicholson fort, »der zweite Faktor ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen«,
    warf Richter ein.
    »Das werden Sie gleich verstehen, das verspreche ich
    Ihnen. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen: Wie hoch ist
    die Gesamtbevölkerung auf der Erde?«
    »Wir haben keine Zeit für Fragespielchen, Nicholson.
    Kommen Sie zum Punkt.«
    »Das ist der springende Punkt. Gegenwärtig leben etwa
    sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Diese Zahl ver-
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    doppelt sich alle fünfundzwanzig Jahre, das ist eine expo-
    nentielle Steigerung. Zweitausendfünfundzwanzig macht
    das etwa zwölf Milliarden Menschen aus, und Mitte dieses
    Jahrhunderts leben fünfundzwanzig Milliarden Menschen
    auf der Welt. Ungefähr Mitte des nächsten Jahrhunderts er-
    reicht die Weltbevölkerung etwa eine halbe Billiarde Men-
    schen.«
    »Und?«, erkundigte sich Richter.
    »Eine globale Bevölkerungsdichte dieser Größenord-
    nung bedeutet, dass es nur noch Stehplätze gibt, und zwar
    überall. Wir erreichen die Bevölkerungsdichte von Man-
    hattan auf dem gesamten Erdball, einschließlich bisher
    unbewohnter Gegenden wie der Arktis, der Antarktis, Si-
    birien, dem Amazonasbecken und den Wüsten. Allerdings
    kann die Bevölkerung nicht so lange wachsen, weil uns
    vorher die Nahrungsmittel ausgehen. Man kann keine
    Städte auf demselben Land bauen, auf dem man Getreide
    züchten will.«
    »Was hat das mit der CIA und CAIP zu tun?«
    »Alles«, erklärte Nicholson. »Ende der Sechziger- und
    Anfang der Siebzigerjahre wurden hier in den Staaten
    zahlreiche Studien in Auftrag gegeben. Sie alle kamen
    mehr oder weniger zu demselben Ergebnis. Man musste
    etwas unternehmen, um das Bevölkerungswachstum zu
    drosseln und, wenn möglich, den Trend umzukehren. Die
    meisten Studien kamen zu dem Schluss, dass eine ideale
    Größe für die Weltbevölkerung bei etwa zweieinhalb bis
    fünf Milliarden Menschen läge. Selbst das obere Limit liegt
    deutlich unter dem derzeitigen Stand.
    Das vordringlichste Problem ist Nahrung. Einige Analy-
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    tiker sagten voraus, dass bei unverändertem Bevölkerungs-
    wachstum in gewissen Ländern in absehbarer Zukunft – das
    bedeutet, in einigen Jahrzehnten – der gesamte Weltvorrat
    an Nahrungsmitteln nicht mehr ausreichen wird, um alle zu
    ernähren. Am Ende müsste Amerika Getreide und andere
    Güter exportieren, aber selbst das würde das Unausweichli-
    che nur hinauszögern. Selbst mit all unseren Ressourcen gä-
    be es nicht genug für alle zu essen, und in bestimmten Ge-
    bieten würden die Menschen einfach verhungern.«
    »Das tun sie jetzt schon«, widersprach Westwood.
    Nicholson nickte. »Richtig, aber gewöhnlich aus ande-
    ren Gründen. In politisch labilen Ländern kommen die
    Lebensmittel, die wir und andere freiwillige Hilfsorganisa-
    tionen liefern, häufig gar nicht bei den Hungernden an. Sie
    werden von Regierungsbeamten gestohlen, die sie verkau-
    fen oder in Lagerhäusern horten, wo sie vergammeln.«
    »Das ist alles sehr faszinierend, aber irrelevant!«, fuhr
    Richter ihn an. »Kommen Sie endlich zur Sache.«
    »Das ist nicht irrelevant«, erwiderte Nicholson scharf.
    »Es ist entscheidend, weil es die Idee hinter CAIP

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