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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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wie in dem Traum, den Dorjan und sie in der Nacht vor ihrer Abreise nach Sliviia geträumt hatten. Niemand schien sie zu bemerken. Warum konnten sie sie nicht sehen? Sie war sich sicher, dass sie wach war.
    Sie wandte sich von den Ruinen ab und ging wieder hinein. Berns tote Augen sahen sie stumm und böse an, der Knauf des Messers ragte aus seiner Brust. Die Kälte in ihrer Wunde ließ sie zittern. In ihrem Herzen formten sich die Worte für ein Gelübde: „Auch wenn die Welt um mich zerbricht und mir alles genommen wird, was ich liebe, werde ich einen Weg finden, das Böse abzuwenden."

 
27
    Als Jasper von Maeve und Sara fortgeritten war, versuchte er, seine Sorgen zu verscheuchen, und dachte an den klaren Wüstenhimmel und den Mond, der die Straße erleuchtete. Die Wunde auf seiner Stirn pochte mit jedem Herzschlag. Er hatte Maeve nicht gern zurückgelassen, aber er sagte sich, dass sie an ihrem Rastplatz sicherer war, als wenn sie ihn zu neuen Gefahren begleitet hätte. In der Ferne blinkten Laternen. Er näherte sich der Festung und verließ die Straße, band Fortuna an einem hervorspringenden Stein fest und setzte seinen Weg zu Fuß fort.
    Aus dem Dach der Festung drang heller Lichtschein, aber die Fenster in den Mauern waren schmal und hoch. Vom Eingang bis zu einem Gebäude, das er für einen großen Wagenschuppen hielt, waren Laternen gespannt, in deren Schein Männer hin und her gingen und unter Ächzen und Rufen Kisten stapelten. Ihr Treiben verriet, dass sie keine Überfälle fürchteten, niemand schien Wache zu halten.
    Jasper umrundete das Gebäude und kletterte von hinten zum Dach hinauf. Dort entdeckte er eine gläserne
    Abdeckung, die den Blick in das Innere der Festung freigab. So viel Glas auf einmal halte er noch nie gesehen. Es überspannte einen Raum, in dem sich unzählige Pflanzen mit orangen Blättern an dutzenden von Spalieren hochrankten. Ein paar latenten erleuchteten den Raum, Menschen waren aber nicht zu sehen. Jasper kroch bis zu einer Dachöffnung. die den Blick in einen weiteren, noch größeren Raum freigab. Auch dort brannten latenten und er sah mehrere Männer und ungefähr zwanzig Jungen. Sie hatten Tücher vor der Nase und arbeiteten an Kesseln, die auf niedrigen Feuern standen. Jasper ließ seinen Blick über die Jungen schweifen, Devin war nicht dabei. Bei der Vorstellung, dass Devin irgendwo dort unten gefangen war, wurde Jasper zornig.
    An den Wänden standen Regale mit mehr als tausend Fläschchen, die mit einer orangefarbenen Flüssigkeit gefüllt waren. Jasper erinnerte sich an die Worte des Graubärtigen in Mantedi. Morlens Gift. Die orangen Fläschchen ... Vahss.
    In Jaspers Kopf reifte ein Plan. Er kletterte vom Dach und kontrollierte den Eingang der Festung. Die Männer schienen ihre Arbeit beendet zu haben und wieder hineingegangen zu sein. Die Laternen hatten sie draußen gelassen. Überall standen Stapel mit Kisten. Er begann, Steine vom Boden einzusammeln. Dann zog er sein Hemd aus, füllte die Steine hinein und band es sich auf den Rücken. So kletterte er wieder auf das
    Dach. Er arbeitete verbissen weiter, bis sich auf dem Dach ein hoher Steinhaufen auftürmte und seine Hände und Arme brannten wie die Wunde auf seiner Stirn.
    Zum Schluss suchte er sich einen besonders großen Stein und schleppte ihn auf die Rückseite der Festung. Er zog seine Hose aus und knotete die Hosenbeine erst um den Stein und dann an die Ärmel seines Hemdes. Mit diesem Tragegurt über der Schulter kletterte er an der Mauer hoch. Oben angekommen setzte er den Stein neben dem Glasdach ab.
    Er zog sich wieder an und hockte sich oberhalb des Eingangs an den Rand des Dachs neben den Steinhaufen. Der erste Stein krachte in eine der dünnwandigen Kisten. Glas splitterte und eine orange Flüssigkeit sickerte in den Boden.
    Jasper hatte seinen Spaß dabei - den Stein in der Hand wiegen, das Ziel wählen, dem Zerbersten der Kisten und dem Splittern des Glases lauschen. Schon nach kurzer Zeit funkelte im Licht der Laternen ein Scherbenhaufen und auf dem Boden breitete sich ein oranger See aus. Ein klebriger, süßlicher Geruch stieg von dem Durcheinander auf.
    Jasper warf seine Steine mit wachsender Wut. Als fast alle Kisten zerschlagen waren, steckte ein Mann seinen Kopf aus der Tür, sah die Zerstörung und stieß einen gellenden Schrei aus. Jasper fällte ihn auf der Stelle mit einem gezielten Wurf auf den Kopf.
     
    Ein anderer erschien, der, bevor er richtig schreien konnte, neben seinem

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