Die Voegel der Finsternis
Kameraden am Boden niedersank. Drei weitere Männer ereilte dasselbe Schicksal. Dann kam eine Gruppe von fünf Männern aus der Tür. Drei streckte Jasper nieder, zwei zogen sich ins Innere zurück. Ein paar Minuten später stürmten ungefähr zwanzig Männer durch das Tor. Jasper schleuderte zwei Steine hinab und griff gleich nach zwei neuen. Ein paar Männer kamen stöhnend zu Fall. Ihre Kameraden suchten nach Klettergriffen in der Mauer, und während sie noch suchten, bombardierte Jasper sie mit Steinen. Von jedem der Männer stellte Jasper sich vor, dass er Devin geraubt hatte — das machte es ihm leichter, auf sie zu werfen und sie zu Boden gehen zu sehen. Den nächsten Stein ließ Jasper auf einen schmächtigen Mann fallen, der schneller als die anderen war und die Mauer schon ein ganzes Stück erklommen hatte. Der Mann duckte sich zur Seite und der Stein verfehlte sein Ziel. Einem Eichhörnchen gleich, kletterte der Mann weiter, schon fasste er mit den Händen über den Rand des Daches. Da trat Jasper ihm ins Gesicht und der Mann stürzte ab. Aber schon tauchte der blonde Schopf des nächsten Verfolgers über dem Rand auf. Jasper zielte und auch der Blonde stürzte nach unten. Ruhe.
Vorsichtig sah Jasper hinunter. An der Mauer konnte er keinen Angreifer mehr entdecken. Keuchend beobachtete er das Tor und wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war. Niemand kam heraus. Er kroch über das Dach und sah durch das Oberlicht in den großen, runden Raum hinab, konnte aber nur flackernde Lampen entdecken, die Männer und Jungen waren verschwunden. Er kroch zum Glasdach und versicherte sich, dass niemand unten war. Dann nahm er den großen Steinbrocken und ließ ihn auf das Glas fallen. Es zersprang mit Klirren und Krachen. Jasper ließ sich durch die so entstandene Lücke fallen, bekam eins der Spaliere zu fassen und hangelte sich nach unten.
Was er dort zu sehen bekam, ließ ihn starr vor Staunen werden. Als Erstes fiel ihm das Wasser auf. Die Luft war so feucht, dass auf den breiten orangen Blättern der seltsamen Pflanzen, die aus großen Töpfen an den Spalieren hochrankten, das Wasser in Tropfen stand.
Wasser in der Wüste. So viel Wasser, dass er meinte, die Luft schlürfen zu können. Woher es wohl kam? Jasper durchsuchte eilig den Raum. Die Pflanzen strömten einen erdrückenden, widerlichen Duft aus. Er hatte keine Ahnung, was das für Pflanzen waren. In einer Ecke entdeckte er einen Brunnen, der randvoll mit Wasser gefüllt war. Vorsichtig steckte er einen Finger hinein und probierte. Es schmeckte rein und süß. Morlen hatte also eine Oase besetzt und nutzte sogar das kostbare Wasser für seine Verbrechen!
Jasper eilte an den Spalieren vorbei zur Tür. Ihm war schwindelig und flau. Als er in den nächsten Raum kam, lehnte er sich gegen die Wand. Aus Vertiefungen am Boden kam träger Rauch, aber bis auf die Regale mit den orangen Fläschchen war der Raum leer. „Vahss", sagte Jasper. Er erinnerte sich daran, dass die Männer und Jungen Tücher vorgebunden hatten, zog sein Hemd aus und band es sich vor das Gesicht. Er fuhr mit seinem Arm über das oberste Regalbrett und fegte zwanzig Fläschchen zu Boden. Die meisten zerbrachen, ein paar verloren nur ihre Stöpsel und liefen aus. Er hob ganze Regale hoch und kippte sie wütend um. Der aufdringliche Geruch zog selbst durch sein Hemd und löste fast einen Brechreiz bei ihm aus. Als alle Fläschchen am Boden lagen, fühlte er sich leicht und benebelt im Kopf.
Er ging zur nächsten Tür auf der anderen Seite des Raums und kam in einen schmalen, von einer einsamen Lampe erleuchteten Gang. Er strauchelte weiter, der Rauch stach ihm in die Augen, seine Beine kamen ihm seltsam schwer vor. Aber er ging Schritt für Schritt voran. Der Gang mündete in zwei breite Hure. Jasper entschied sich für den rechten und kam an ein Gitter, durch das er in einen Raum voll von Schlafkojen spähte. Ein schmales Fenster hoch oben in der Wand ließ nur wenig Mondlicht herein, aber Jaspers Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte die Umrisse von schlafenden Gestalten ausmachen und hier und
da ein Gesicht deutlicher sehen. Es waren junge Gesichter, Jungen, mindestens fünfzig. „Devin", rief Jasper leise, „Devin, bist du da? Devin!" Ein Kopf reckte sich. „Devin?" Jasper fingerte an dem Türschloss und versuchte, es zu öffnen. Jasper?"
„Hier drüben, Devin. Bei der Tür!"
Dann riss etwas Jaspers Füße nach hinten und harte
Hände umklammerten
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