Die Voegel der Finsternis
mehr in der Burg gesehen worden." Die Oberdradin verschränkte die Arme. Andris erhob sich. „Verschwunden? Das ist aber seltsam. Ich werde sofort aufbrechen und dem König und der Königin mitteilen, was Ihr gesagt habt"
Niemand wollte in dem Raum bleiben, wo das Blutbad stattgefunden hatte und Morlen gestorben war. Jasper stützte sich auf Maeves Arm und schleppte sich mit den anderen in die glühende Wüstensonne hinaus. Im Schatten der Festungsmauer ließ er sich zu Boden fallen und untersuchte sein Handgelenk. Seine Hand zeigte in die verkehrte Richtung. Sie war auf fast ihre zweifache Größe angeschwollen und blaurot verfärbt Eine solche Verletzung hätte wehtun müssen, aber er spürte keine Schmerzen.
Dorjan kniete sich neben ihn. „Ich kenne mich ein wenig mit Knochenheilung aus", sagte er. „Willst du es mich versuchen lassen?"
Jasper streckte ihm seinen Arm hin und Dorjan befühlte ihn vorsichtig. „Tut es sehr weh?" „Irgendetwas stimmt nicht. Ich spüre überhaupt nichts."
„Das ist schon in Ordnung", beruhigte ihn Dorjan, „du hast schon genug Schmerzen aushalten müssen."
Ungeordnet scharte sich die kleine Gruppe von Morlens ehemaligen Soldaten, die das Gemetzel überlebt hatten, um Sara. Diese wischte sich mit ihrem schmutzigen Ärmel über ihr sonnenverbranntes Gesicht und strich sich die wirren Haare zurück. In ihrer Hand blitzte das Messer.
„Hör endlich auf vor mir zu buckeln, als wärst du mein Sklave", fuhr sie Pel an.
„Er ist dein Sklave, Sara", erklärte Jasper. „Du hast seinen Herrn getötet. Nach dem Gesetz gehört er jetzt dir."
Sie wandte sich zu Pel. „Das Gesetz sagt, dass du jetzt mir gehörst?" Ja, Herrin."
„Die Gestreiften auch", sagte Jasper. „Die Gestreiften?"
„Die Zinds. Wir Freien nennen sie die Gestreiften." Jasper deutete mit seinem gesunden Arm auf die schwarzgrauen Uniformen der sechs überlebenden Zinds. Die scharfen, schwarzen Äxte an ihren Gürteln waren ihm unangenehm — es wäre ein Leichtes für sie gewesen, ihn und seine Freunde umzubringen. Aber er glaubte nicht, dass sie das tun würden, nicht nach Maeves Gesang. „Siehst du die zwei Narben von der Stirn zum Kinn und die Kaiserkrone? Es sind Söldner. Sie dienen normalerweise dem Kaiser, aber Morlen engagierte sie, um Maeve suchen zu lassen. Sic müssen jetzt dir dienen, bis ihr Vertrag erfüllt ist."
Sara rief zu den Zinds: „Habt ihr auch einen Hauptmann?" Ein breitschultriger Kerl mit zahlreichen Wunden auf Armen und Hals trat vor. „Euer Name, Herr?"
Er räusperte sich. „Fahd, Herrin." „Hauptmann Fahd, stimmt es, was Jasper erzählt?" Ja, Herrin." Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Dieses Lied. Es will mir einfach nicht aus dem Kopf."
„Das muss es auch nicht, Hauptmann. Wie geht es mit Jaspers Handgelenk voran, Dorjan?" „Es geht. Ich habe bei Ellowen Mayn gut aufgepasst" Dorjan lächelte. „Am besten, du legst dich hin." Jasper rutschte der Länge nach auf den Boden. „Vielleicht brauche ich Hilfe - jemand, der seinen Arm ruhig hält."
Sara gab dem Gestreiften, der sich Fahd nannte, ein Zeichen.
Sogleich ließ sich der große Mann auf die Erde nieder. Dorjan zeigte ihm, was er zu tun hatte. Jasper sah nicht hin, sondern suchte Maeves Blick. „Die Jungen", sagte er, „in der Festung sind noch andere Jungen gefangen."
Sara wirbelte herum und sagte zu den Männern: „Führt mich zu den anderen Jungen." Sie ging entschlossen auf den Eingang zu und Pel ließ sie mit einer Verbeugung eintreten. Die anderen Soldaten kamen hinterher.
Jasper spürte ein kräftiges Reißen in seiner Hand, dann mehrere kurze Rucke. Er riskierte einen Blick. Seine Hand zeigte wieder in die richtige Richtung. Und dann begannen die Schmerzen, schwere, bohrende Schmerzen.
„Wir müssen den Arm in eine Schlinge legen", sagte Dorjan, „und die Wunde säubern und verbinden, falls wir irgendwo ein sauberes Tuch finden." Jasper beschrieb Fahd, wo sich der Brunnen in der Festung befand, und Fahd brachte Wasser und ein sauberes Stück Leinen herbei. Als Sara und die Soldaten mit den anderen fünfzig Jungen zurückgekommen waren, hatte Dorjan Jaspers Hand schon gesäubert und verbunden. Maeve saß die ganze Zeit still dabei und hatte einen Arm um Devin gelegt. Jasper fragte nicht, wie Dorjans und Saras Augen grau geworden waren. Er fragte überhaupt nichts. Es war ihm genug, seine Freiheit zu genießen und Maeve und Devin neben sich zu sehen. Die befreiten Jungen
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