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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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der Grund für Orlos Verrat gewesen. „Und nun bist du an der Reihe, Jasper", sagte Morlen und schüttelte das Fläschchen.
    Jasper biss die Zähne aufeinander. Töte mich, Morlen. Erst musst du mich töten.
    Hinter Morlen wurde eine der Türen aufgestoßen. Ein wettergegerbter, alter Soldat trat ein und murmelte etwas zu den Männern, die Wache standen. Morlen drehte sich um. „Ich habe doch befohlen, nicht gestört zu werden."
    „Die Nachricht, die ich Euch bringe, wird Euch bestimmt erfreuen", sagte der graue Soldat und schob Maeve durch die Tür.
    Sie sah aus, als hätte sie in Sand gebadet, Haar und Haut waren schmutzverkrustet, ihre Augen zu Boden gesenkt. Hinter ihr standen Dorjan und Sara, sie sahen nicht weniger zerzaust aus.
    Als Morlens Stiefel sich auf Maeve zubewegten, überlegte Jasper nicht lange - er handelte, ohne zu wissen, was er tat. Er sprang auf die Füße und rannte zu Morlen. Dieser mochte ein Teufel sein und ungeahnte Kräfte haben, aber zum Stehen brauchte er immer noch seine Beine. Jasper traf ihn in die Kniekehlen. Es war, als hätte er einen Baumstamm getroffen. Jasper stürzte der Länge nach auf den Boden und zwei Gestreifte warfen sich über ihn und setzten ihm ihre Messer an die Kehle.

 
31
    Das Erste, was Dorjan bemerkte, als der alte Soldat sie in den großen Raum führte, war der Gestank von Angst Als Nächstes sah er bewaffnete Männer, die ihre Messer an auf dem Boden liegenden Körpern abwischten. Dann sah er Lord Morlen, der eine Doppelklinge in der Hand hielt und beängstigend schnell auf sie zukam. Und hinter ihm Jasper und Devin. Auf Jaspers Stirn glühte ein Brandzeichen, er blutete am Hals und am Arm. Devin saß auf dem Boden und lächelte seltsam.
    Als Jasper sich auf Morlen warf und hilflos zu Boden fiel, wünschte Dorjan, er könnte nur dieses eine Mal die Mächte des Schattenreiches rufen, um Lord Morlen zu überwältigen. Jasper hatte ihn in die Kniekehlen getreten, aber Morlen hatte nicht einmal die Flüssigkeit in dem Fläschchen verschüttet.
    „Lord Morlen", sagte Dorjan möglichst ungerührt, denn er wollte Morlens Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bevor Jasper etwas zustieß. Dann verweigerte sich seine Zunge, und Dorjan hoffte, seine grauen Augen würden für sich sprechen.
    Morlen musterte die drei Gestalten. Mit einer geübten, zügigen Bewegung steckte er sein Messer in die Scheide. Er machte ein kaum sichtbares Zeichen mit der Hand, worauf Dorjan, Sara und Maeve von Soldaten in gestreiften Uniformen ergriffen wurden. Saras Plan war schon jetzt gescheitert. Ihre grauen Augen verhinderten nicht, dass sie von den nach Blut stinkenden Soldaten grob angefasst wurden.
    „Ich wusste nicht, dass ihr in der Nähe seid." Morlens schmale Lippen kräuselten sich, spöttisch betrachtete er ihre Aufmachung. „Ich wusste auch nicht, dass ihr Freunde der Wüste seid. Übrigens haben wir uns noch gar nicht richtig bekannt gemacht." Er legte Maeve einen Finger auf die Wange. „Aber Maeve kann mir sagen, wer ihr seid." Er strich über ihre staubige Haut. „Ich heiße dich willkommen, Maeve. Habe ich nicht gleich gesagt, dass das Schicksal uns zusammengeführt hat?" Er sprach sanft wie ein Liebhaber. Maeve neigte ihren Kopf noch tiefer, und er bückte sich, um ihr ins Gesicht zu sehen. Er klopfte ihr an die Stirn. „Schau her, ich habe den Traumwenstein." Unter Maeves Augenlidern flackerte ein alarmiertes Blau auf.
    „Was ist das?" Der freundliche Ausdruck wich aus Morlens Gesicht. „Du hast das Ebe Elixier nicht getrunken? Wie bist du dann aus der Kammer gekommen?" Dorjan merkte, dass er bis zu diesem Augenblick noch nie richtige Angst empfunden hatte. Selbst der Sturm,
    in dem er beinahe umgekommen war, hatte ihm nicht solche Angst gemacht wie Morlens Stimme in diesem Augenblick. „Als sie nicht trinken wollte, haben wir sie aus der Kammer gebracht", sagte er und wusste, dass Morlen ihm nicht glaubte.
    Auf ein weiteres Zeichen kamen noch mehr Soldaten herbei. Behandschuhte Hände zückten lange Messer. Dorjan spürte kalten Stahl an seinem Hals. Alles lief falsch. Er hatte nur noch eine Traumreise übrig. Sollte er sie jetzt nutzen?
    Doch als er die Augen schloss, wurden seine Lider von groben Fingern nach oben gedrückt und Morlen sagte: „Fahd, ich brauche einen starken Strick." Während er darauf wartete, sagte er zu Dorjan: „Du bist ein Traumreisender. Oh ja, ich habe die Geschichte der Traumwen studiert, sehr gründlich sogar, das ist dein Pech. Ich

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